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Schöne Klänge

9. April 2010

Das Baltikum zieht nicht nur durch seine großen Chor-Festivals internationale Musiker an. Viele kommen auch wegen der sehr guten musikalischen Ausbildung an die Hochschulen, wie zum Beispiel in Riga.

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Gebäude der Musikakademie in Riga (Foto: DW/Birgit Johannsmeier)
Die Musikakademie in Riga ist berühmt für ihr hohes NiveauBild: DW

Die 24-jährige Studentin Gwendolyn Vankersbilck übt gerade mit zwei Kommilitonen ein Kammermusik-Stück ein. Die junge Pianistin hat für zwei Semester ihre Hochschule in Belgien gegen die Musikakademie in Riga eingetauscht. Jeder wisse, dass das musikalische Niveau in Nordeuropa sehr hoch sei, sagt Gwendolyn. "Und ich wollte unbedingt besser werden. Eine unserer Professorinnen leitete eine Meisterklasse hier in Riga und war von den Streichern begeistert. Da dachte ich mir, weshalb sollte ich mit Klavier nicht auch nach Riga gehen?"

Studentin Gwendolyn im Studierendensekretariat (Foto: DW/Birgit Johannsmeier)
Gwendolyn: "Jetzt weiß ich mehr, was ich selbst will"Bild: DW

In einem Studio nebenan setzt der 23-jährige Domenico Spera seinen Bogen an. Domenico hat schon im vergangenen Frühjahr das Konservatorium in Rom verlassen, um zuerst in Estland und jetzt an der lettischen Ostseeküste sein Geigenspiel zu perfektionieren. Er habe neben der italienischen noch eine weitere Musikrichtung studieren wollen. So habe er sich in Tallinn und Riga beworben. "Ich bin der erste Italiener, der ins Baltikum gekommen ist", erklärt er nicht ohne Stolz. "Und weil ich in Estland rasch Fortschritte gemacht habe, bleibe ich jetzt an der lettischen Musikakademie noch ein weiteres Jahr."

Für EU-Studenten ist der Unterricht kostenfrei

Betreut werden Domenico und Gwendolyn von Maja Sipole. Die Professorin ist froh, dass sich die Qualität der lettischen Musikakademie so schnell herumgesprochen hat. Sie hilft den Studierenden nicht nur mit Wohnungen weiter, sie bietet auch kostenlose Opern- und Konzertbesuche an und organisiert Kurzreisen nach Litauen und Estland.

Student Domenico mit seiner Geige (Foto: DW/Birgit Johannsmeier)
Hilft Domenico das Studium in Riga bei seiner Karriere?Bild: DW

Über das Erasmus-Austauschprogramm hat die Musikakademie mit 62 weiteren europäischen Musikhochschulen Verträge. Studenten dieser Universitäten zahlen keine Studiengebühren. Nicht ausreichend qualifizierte Bewerber würden allerdings abgelehnt, sagt Sipole. Studierende aus Ländern außerhalb der EU, zum Beispiel aus den USA oder Russland, müssten aber Studiengebühren zahlen - im Schnitt 4000 Euro pro Jahr.

Professoren lehren in Englisch

Mit den Austauschstudenten sprechen die Professoren englisch. Sie müssen kein Lettisch lernen. Einige Studenten tun es dennoch, so wie Gwendolyn. Sie möchte auch das Alltagsleben in Lettland kennen lernen und hat sich für eine Wohngemeinschaft mit anderen lettischen Studenten entschieden. Der Aufenthalt in Riga habe sie verändert, sagt sie. Sie habe in den vergangenen Monaten sehr viel mehr eigene Positionen entwickeln können, sowohl in der Musik als auch allgemein im Leben. "Früher habe ich mich viel mehr von anderen beeinflussen lassen", sagt sie. "Jetzt weiß ich mehr, was ich selbst will."

Studentin Gwendolyn am Klavier (Foto: DW/Birgit Johannsmeier)
Gwendolyn ist von der Qualität der Ausbildung begeistertBild: DW

Anders als Gwendolyn bewegt sich der Geiger Domenico in Riga vor allem im Kreis seiner Freunde, die wie er über Erasmus aus Rom gekommen sind. Die jungen Leute genießen die Auswahl an Übungsräumen und das üppige Angebot an Klavieren und Flügeln, die ihnen zur Verfügung steht. Domenico ist sich sicher, dass ihm das Jahr an der lettischen Musikakademie bei seiner Karriere als Streicher helfen wird. Wenn er zurück in Rom sei, wolle er sein Studium abschließen und in einem Orchester spielen. "Dass ich ein Studienjahr in Estland und eines in Lettland vorweisen kann, wird mir dabei helfen", sagt er.

Autorin: Birgit Johannsmeier
Redaktion: Pouyeh Ansari