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Die Monsanto-Welt

Suzanne Krause 8. Mai 2008

Drei Jahre recherchierte die Journalistin Marie-Monique Robin nach Skandalen des Chemie-Multis Monsanto. In "Le monde selon Monsanto" erzählt sie davon.

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Von wegen biologisch abbaubar: Monsantos Unkrautvernichter 'Roundup'
Von wegen biologisch abbaubar: Monsantos Unkrautvernichter RoundupBild: ARTE France

Sondervorstellung im Pariser Filmkunst-Kino: Auf dem Programm, "Le monde selon Monsanto" – die Welt, wie sie Monsanto sieht. Der zweistündige Dokumentarfilm dreht sich unter anderem um die Erfolgsstory von "Roundup". Vor 30 Jahren führte Monsanto dieses Unkrautvernichtungsmittel ein, heute ist es das weltweit meistverkaufte Herbizid. Filmemacherin Marie-Monique Robin ist überzeugt: das Mittel schaffte seinen Weg an die Spitze der Verbraucherhitlisten nur, weil der Konzern Hobbygärnter und Landwirte täuschte.

Ein Test mit dem Unkraut-Killer: er wirkt, hat aber krebserregende Inhaltsstoffe.
Ein Test mit dem Unkraut-Killer: Er wirkt, hat aber krebserregende InhaltsstoffeBild: ARTE France

Auf der Packung wurde behauptet, das Produkt sei biologisch abbaubar und vollkommen umweltverträglich. "Das ist aber eine glatte Lüge", sagt die Filmemacherin. Erst im vergangenen Jahr hätte ein französisches Gericht Monsanto wegen betrügerischer Werbung verurteilt. Und das sei nicht das erste Mal gewesen: Auch in den Vereinigten Staaten gab es schon Verurteilungen. Für die Verbraucher noch viel schlimmer sei aber, dass "Roundup" nicht nur ein Umwelt-Killer sei, sondern krebserregend wirke, zitiert Robin eine wissenschaftliche Studie. Das Herbizid wird eines Tages verboten, da ist sie sich sicher.

Das Saatgut wird auf den Unkrautkiller abgestimmt

Um den Erfolg seines Herbizids dauerhaft zu machen, hat das amerikanische Unternehmen in den 1990er-Jahren seine so genannten Roundup-ready-Produkte entwickelt. Ein raffiniertes Konzept, denn das Saatgut aus dem eigenen Konzern wird mittels Gentechnik im Labor resistent gemacht gegen das Unkrautvernichtungsmittel. Wer Monsanto-Produkte also im Duo kauft, dem werden deutlich bessere Ergebnisse prognostiziert. Die Abhängigkeit in die man sich begibt, wird nicht thematisiert. "Es heißt immer, gentechnisch veränderte Pflanzen sind der Schlüssel gegen den Hunger in der Welt", sagt Robin. Vielleicht sei das eines Tages mal so. Was heute aber auf den Feldern wächst, stamme zu 90 Prozent aus den Gen-Labors von Monsanto und da seien auch Herbizide mit enthalten.

Wird es in Zukunft nur noch gentechnisch veränderte Nutzpflanzen geben?
Wird es in Zukunft nur noch gentechnisch veränderte Nutzpflanzen geben?Bild: ARTE France

Ihren Siegeszug rund um die Welt begannen Monsantos Genpflanzen in den Vereinigten Staaten, der Heimat des Unternehmens. Auch dort recherchierte die französische Journalistin und deckte auf, dass die US-amerikanische Zulassungsbehörde, die weltweite Referenzadresse schlechthin, Gentech-Saatgut auch aus politischen Gründen zuließ. Wissenschaftliche Studien seien da schon einmal verschwunden.

Und keineswegs wurden diese Biotech-Produkte von unabhängigen Experten auf ihre eventuelle Schädlichkeit getestet. "Ein Skandal", meint Francois Malléa, der östlich von Paris einen Bauernhof mit 200 Hektar Land bewirtschaft. Als Weizenbauer ist er bislang noch nicht mit gentechnisch veränderten Saatgut in Berührung gekommen. Doch direkt nach Ende des Monsanto-Films ist auch er in Rage und will gegen die Biotechnologie vorgehen. In Frankreich gebe es bisher eigentlich nur Gen-Mais, sagt er. Doch durch das derzeit diskutierte Gentechnik-Gesetz könnten bald auch andere Kulturen zugelassen werden, so dass Landwirte in Zukunft gar keine Wahl mehr hätten.

Konventionelles Saatgut könnte Mangelware werden, weil Monsanto in großem Umfang Saatgut-Lieferanten aufkauft. Und wenn dann die unabhängigen Händler fehlen und Monsanto nur noch Gentech-Saatgut anbietet, dann seien letztlich alle Landwirte davon betroffen.

Mit heimischer Rückendeckung zum globalen Saatgut-Giganten

Fast allabendlich zeigt Filmemacherin Marie-Monique Robin irgendwo im Land ihren Film, immer ist der Saal bis auf den allerletzten Platz besetzt. Häufig gehen die Diskussionen bis spät in die Nacht, auch die Tagesaktualität hilf. In den kommenden Tagen soll das neue Gentechnikgesetz in Frankreich verabschiedet werden. Die Gentechnik-Lobbyisten formieren sich bereits.

Der Gasteber an diesem Abend, der grüne Abgeordnete Yves Cochet, will vor der mächtigen Gensaatgut-Lobby aber nicht einknicken: "Vor allem während der französischen EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte wollen wir die Menschen wachrütteln", sagt er in seiner Schlussrede.