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Bunt bemalte Ideologie

20. Mai 2010

Zum ersten Mal wird Kunst aus Nordkorea ausführlich in einem großen westlichen Museum gezeigt. "Blumen für Kim Il Sung", so nennt sich die Schau in Wien, die schon im Vorfeld für hitzige Debatten gesorgt hat.

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Blauer Himmel, 2005 Ri Sok Nam © Korean Art Gallery, Pyongyang
Bild: Korean Art Gallery Pyongyang

Darf man totalitäre Kunst in derart opulenter Form ausstellen? Die zeitgenössische Kunst und Architektur der "Demokratischen Volksrepublik Korea" ist in Europa beinahe unbekannt. Das will die Ausstellung im Wiener Museum für Angewandte Kunst (MAK) ändern. Doch die 100 Ölbilder, Tuschemalereien und Aquarelle sowie etwa 30 Plakate werden weitgehend undokumentiert gezeigt. Das wird von vielen kritisiert.

Arbeiter auf Traktoren im Bild "Der Tag dämmert" ,1978 Kim Yong Gu ©Korean Art Gallery Pyongyang
Der Tag dämmert ,1978Bild: Korean Art Gallery Pyongyang

Im Vordergrund der Ausstellung steht die Verehrung des 1994 verstorbenen "Ewigen Präsidenten" Kim Il Sung und seines Sohnes Kim Jong Il, der jetzt das Land regiert. Peter Noever, der Direktor des Museums für Angewandte Kunst, hat schon im Vorfeld der Schau einige Watschen einstecken müssen. Man warf im vor, er biete dem letzten stalinistischen Regime der Welt eine unbezahlbare Propagandaplattform. Das österreichische Finanzministerium verweigerte Noever die Übernahme der sonst üblichen Staatshaftung für die Schau. Und Politiker der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei Österreichs, FPÖ, meinten in polemischer Zuspitzung, die Kulturpolitik des Roten Wien verkaufe "kommunistische Propagandabilder mit österreichischem Steuergeld als Kunst".

Stadion 1.Mai 1989 Sitzplätze für 150.000 Personen © Paektusan Academy of Architecture, Pyongyang
Stadion mit 150.000 SitzplätzenBild: Paektusan Academy of Architecture Pyongyang

Der Zugriff des nordkoreanischen Regimes auf die Kunst ist ein totaler. Maler und Bildhauer sind in straff geführten Künstlerverbänden organisiert. Sie beziehen staatliche Gehälter, und so gut wie alle Bilder, die in Wien zu sehen sind, sind in großen staatlichen Ateliers entstanden. "Blumen für Kim Il Sung" ist eine bizarre Schau: Die Bilder geben sich farbenfroh und zukunftsprall. Letztlich wirken sie in ihrer ganzen enthusiastischen Verlogenheit aber nur gespenstisch.

Zwei Gemälde, die an einer Wand hängen in der Ausstellung "Blumen für Kim Il Sung. Kunst und Architektur aus der Demokratischen Volksrepublik Korea" in der MAK-Ausstellungshalle (Foto: Wolfgang Woessner)
Bild: Wolfgang Woessner/MAK

Autor: Günther Birkenstock/Günther Kaindlsdorfer

Redaktion: Marlis Schaum