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Schönes bleibt

Gabriela Schaaf11. Oktober 2004

Bücher sind wieder im Kommen. Das hat die 56. Frankfurter Buchmesse gezeigt, die am Sonntag (10.10.2004) zu Ende ging - ohne schreibende Entertainer, aber mit politisch brisanten Gästen. Eine Bilanz von Gabriela Schaaf.

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Buchmesse war - und es war wieder schön. Trotz Krise und Markt-Konzentration ist die weltweit größte Zusammenkunft der Branche auch immer so etwas wie ein Familientreffen. Bei dem man sich Mut macht und das gemeinsame Kind - das Buch - ausgiebig pflegt und feiert. Doch dieses Mal waren Gäste dabei, die garantierten, dass auch über Politik gesprochen wurde: die Arabische Liga.

Sichtbare Polizeipräsenz und erhöhte Sicherheitskontrollen machten deutlich, dass der Gastland-Auftritt in diesem Jahr von besonderer Brisanz war. Und so hielt denn auch Bundeskanzler Gerhard Schröder persönlich die Eröffnungsrede und schwor die Teilnehmer auf Dialog ein: Es gehe nicht um einen Kampf der Kulturen, sondern um einen Kampf um die Kultur. Das zeigte sich vor allem auf den Podien, wo engagiert über Menschenrechte und Pressefreiheit diskutiert wurde.

Der Spagat, den die Messe leisten musste, bestand darin, Konflikt-Themen nicht außen vor zu lassen und sich gleichzeitig diplomatisch zu verhalten. Das ist im Großen und Ganzen gelungen. Beide Seiten haben sich spürbar bemüht - und wissen auch, dass das für die Zukunft nicht reichen wird. Die Lesungen arabischer Autorinnen und Autoren waren gut besucht, wenngleich etliche von ihnen aus einem Exil-Land kamen. Für einen echten Dialog - um nur einen Punkt herauszugreifen - müsste deutsche Gegenwarts-Literatur in den arabischen Ländern präsenter sein.

Doch mehr als die Politik beschäftigten wie immer die Bücher die meisten Besucher - Fachleute wie Publikum. Und da war diese Messe mehr als in den zwei Jahren zuvor eine Messe der Literatur: kein Bohlen und kein Boxring konnte den prominenten Autoren und Autorinnen die Schau stehlen. Events um schreibende Entertainer, wie in den Vorjahren, waren die Ausnahme.

Eine konzentrierte Arbeitsmesse, auf der natürlich auch kontrovers diskutiert wurde: über das Endlosthema Rechtschreibreform oder über die neuen Billig-Reihen von Bestsellern, wie sie einige Tageszeitungen jetzt auf den Markt gebracht haben. Ob Dumping-Preis-Aktionen wie diese mehr Leser werben oder dem Buch-Handel schaden, ist dabei noch ungewiss. Tatsache ist aber, dass die Deutschen immer weniger Geld für Bücher ausgeben.

Würde allein die Qualität den Markt bestimmen, dann war diese Messe erfolgreich: Die deutsche Literatur muss sich in diesem Herbst nicht verstecken. Eine neue Ernsthaftigkeit und ein großes Geschichtsbewusstsein zeichnen sich in vielen Texten ab.

Und auch mit der Wahl des Ungarn Péter Esterházy als Friedenspreis-Träger des deutschen Buchhandels hat man sich im Gegensatz zu den eher politischen Essayisten der Vorjahre mal wieder für einen eindeutig literarischen Autor entschieden. Einen Autor, der mit seinem Werk noch dazu als beispielhafter Repräsentant für das erweiterte Europa gelten kann.

Es steht also nicht allzu schlecht um das Buch - Schönes bleibt eben.