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Schüler gemeinsam für Afrika

Annabelle Steffes25. Mai 2014

Armut, Krieg, Mädchenraub: So lauten die Schlagzeilen, wenn es um Afrika geht. Hoffnung, Entwicklung, Potenzial setzen Schüler mit der Organisation "Gemeinsam für Afrika" rund um den Afrika-Tag am 25. Mai dagegen.

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Schüler bei der Aktion 'Gemeinsam für Afrika' am 23.05.2014 in Köln (Foto: DW/Steffes)
Bild: DW/A. Steffes

"Wer kann erklären, wie unser selbstgebauter Sonnenofen funktioniert?" Auf die Frage von Lehrerin Chantal Kloecker schnellen ein Dutzend kleine Finger in die Höhe. Es ist der erste richtig heiße Tag im Mai: Die Luft ist drückend in dem kleinen Klassenzimmer, und die Kinder haben schon einen langen Vormittag hinter sich. Doch von Müdigkeit keine Spur. "Die Wände sind mit Alufolie überzogen, die von der Sonne erhitzt werden", erklärt die 11-jährige Margot. "Dann stellt man einen Topf in die Mitte und kann kochen."

Margot und ihre Mitschüler sind Mitglieder der Togo-AG des Lycée Français de Düsseldorf. Die AG besteht schon seit fünf Jahren und setzt sich aus Kindern der Jahrgangstufe drei bis 13 zusammen. Entstanden ist die Gruppe nach einer Reise von Lehrerin Kloecker und sechs Schülern ins togolesische Atakpamé, wo sie Partnerschaften mit fünf verschiedenen Schulen und einer Bildungsorganisation initiierten. Seitdem herrscht ein reger Austausch. Im letzten Jahr konnten mithilfe der Düsseldorfer Brunnen in den togolesischen Dörfer gegraben und Bäume gepflanzt werden.

Schüler erklären bei der Aktion 'Gemeinsam für Afrika' in Düsseldorf am 19.05.2014, wie ein selbstgebauter Sonnenofen funktioniert (Foto: DW/Steffes)
Die Düsseldorfer Schüler erklären, wie der selbstgebastelte Sonnenofen funktioniertBild: DW/A. Steffes

Afrika in den Fokus rücken

In diesem Jahr beteiligt sich das deutsch-französische Lycée mit seiner Togo-AG an einem bundesweiten Wettbewerb der Kampagne "Gemeinsam für Afrika" - einem Zusammenschluss von 23 renommierten Hilfsorganisationen. Bewerben können sich deutsche Schulen noch bis zum 20 Juli. Neben dem Wettbewerb veranstaltet die Organisation noch viele weitere Aktionen. Rund um den internationalen Afrika-Tag am Sonntag (25.05.2014) lädt "Gemeinsam für Afrika" zu Straßenaktionen ein. Organisatoren, Schüler und Lehrer treffen sich in vielen deutschen Großstädten, um ihre Mitbürger für das Thema Afrika zu sensibilisieren.

Dabei sollen Kinder wie auch Erwachsene mehr über die Potenziale Afrikas, aber auch über Probleme und Missstände des Kontinents erfahren. Nach der Entführung der Schülerinnen in Nigeria durch die Terrororganisation "Boko Haram" beschäftigt die Kinder das Thema Bürgerkrieg und Gewalt sehr. Doch es geht den Organisatoren auch um die Frage, welche Verantwortung die westliche Welt für Armut, Hungersnöte und Bürgerkriege auf dem afrikanischen Kontinent hat.

Schüler bei Aktion 'Gemeinsam für Afrika' am 23.05.2014 in Köln (Foto: DW/Steffes)
Wer hat was? Beim Afrika-Europa-Verteilungsspiel lernen die Jugendlichen, wie die Güter verteilt sindBild: DW/A. Steffes

Klischees vermeiden

"Gemeinsam für Afrika" möchte in Deutschland eine differenzierte Sicht auf den afrikanischen Kontinent vermitteln, fernab der Klischees von Arm und Reich. Vielmehr geht es darum zu zeigen, dass die eine Seite der Welt nicht ohne die andere auskommt. Beim Afrika-Europa-Verteilungsspiel etwa lernen die Kinder und Jugendlichen, wie die Ressourcen auf dieser Welt verteilt sind. "Wir haben hier ein Spielfeld mit zwei Kontinenten, Europa und Afrika", erklärt Jelka Germann, Koordinatorin der Schulkampagne von "Gemeinsam für Afrika". "Und die Schüler sind jetzt gefragt, beispielsweise Kakao und Schokolade auf die verschiedenen Kontinente zu verteilen, je nachdem was es mehr gibt bzw. was mehr konsumiert wird."

Die Spielteilnehmer, die Schüler der Gesamtschule Leverkusen-Schlebusch tun sich schwer dabei, richtig zu schätzen, wie unsere Güter verteilt sind. Am Ende sind viele von ihnen von dem Ergebnis verblüfft: "Wir sollten die Perspektive wechseln und Afrika mehr unterstützen. Afrika hat fast gar kein Wasser, und Europa verbraucht mal eben an einem Tag dreimal so viel wie Afrika", sagt die 15-jährige Jennifer. Ihr Klassenkamerad Tim pflichtet ihr bei: "Auf jeden Fall müssen wir sparsamer mit Wasser umgehen, und wir müssen viel weniger CO2 verbrauchen."

Ein Schüler bei der Aktion 'Gemeinsam für Afrika' am 23.05.2014 in Köln (Foto: DW/Steffes)
Schüler Isa mit den symbolischen RessourcenBild: DW/A. Steffes

Aus alt mach neu

Um Klimaschutz und Ressourcenverteilung geht es auch beim diesjährigen Wettbewerb von "Gemeinsam für Afrika", der unter dem Motto "Schluss mit schmutzig“ steht. Die Togo-AG des Düsseldorfer Lycée Francais beschäftigt sich vor allem mit den Themen "verantwortungsvoller Konsum" und "Müllvermeidung". "Wir wollen verstehen, warum sich unsere Mobiltelefone, unser Schokoladen- und Kaffeekonsum negativ auf das Leben der Familien im Togo auswirken“, erklärt die Düsseldorfer Lehrerin Chantal Kloecker.

Regel Nummer eins dabei: "Nichts verschwenden!", sagt die 10-jährige Laetitia. Und diesem Motto werden die Kinder mehr als gerecht. Alltagsgegenstände bekommen eine neue Funktion: Aus Tetrapaks entstehen Portemonnaies und Stiftedosen, alte Holzplatten werden zu bemalten Spielbrettern. Die älteren Kinder haben sogar einen Pyrolysekocher gebaut. Mit diesem Kleinstkocher lassen sich Gerichte zubereiten und gleichzeitig entsteht Biokohle aus dem verbrannten Holz. "In Togo gibt es viel Entwaldung. Mit dem Kocher spart man Holz und Energie", eklärt der Mittelstufenschüler Mattia.

Die Kinder sind mit viel Freude und Enthusiasmus bei der Sache. Sie sehen sofort, wie ihre Erfindungen den Alltag ihrer afrikanischen Partner verbessern können. Die 18-jährige Nelly bringt es auf den Punkt: "Man sieht, dass sie ein einfaches Leben führen, und unsere Aufgabe ist es, sich ihrer Lebensweise anzupassen", betont sie, "und sie in ihrer Lebensweise zu unterstützen."

Schüler zeigen bei der Aktion 'Gemeinsam für Afrika' am 19.05.2014 in Düsseldorf ein Spielbrett, das sie aus alten Sperrholzplatten angefertigt haben (Foto: DW/Steffes)
Aus alten Holzplatten entstehen bunte SpielbretterBild: DW/A. Steffes