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Schach an der Broiler-Bude

14. Mai 2002

Eine Partie kann Jahre dauern. Die Gegner sitzen sich nie live gegenüber: Zug und Gegenzug werden per (elektronischer) Post ausgetauscht - Mecklenburg-Vorpommerns Schach-Elite kämpft so mit Gegnern in aller Welt.

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Spielen auf lange DistanzBild: Illuscope

Wolfgang Standke aus Stralsund ist begeisterter Schachspieler. Und er hat einen langen Geduldsfaden. Seine aktuelle Partie, von der erst 24 Züge gespielt sind, geht schon über zwei Jahre. Seinen Gegner, einen Studenten aus Russland, hat er noch nie gesehen. Monatlich flattert ihm ein knapp gehaltener Brief ins Haus. Darin teilt ihm sein Gegenüber einen neuen Schachzug mit. Der 51-Jährige hat dann einige Tage Zeit, um mit einem Gegenzug zu antworten.

Strategiespiel am Grill

Anatoli Karpow spielt Schach
Anatoli Karpow spielt SchachBild: AP

Dennoch geht dem begeisterten Schachexperten die Partie den ganzen Tag nicht aus dem Sinn. An seinem Arbeitsplatz, einem mobilen Verkaufsstand für Brathähnchen, hat Standke daher immer ein kleines Steckschachbrett parat: "Manchmal schießt mir eben mitten im Verkauf eine Idee durch den Kopf, die ich dann nebenbei gleich mal durchspiele." Die Kunden stören sich daran nicht. Und am Abend prüft er die ausgeknobelte Strategie zu Hause noch mal am Computer.

McPomm - die Fernschachzentrale Deutschlands

Als Zentren des Fernschachs gelten inzwischen Wismar, Rostock und Stralsund in Mecklenburg-Vorpommern. Zur Riege der Fernschachduellanten gehören Hochschulprofessoren, Studenten, aber auch Handwerker. Seit das Internet die Schachstuben in aller Welt miteinander verbindet und das Fernschach selbst zu Raumstationen im Weltall bringt, hat die Fangemeinde des Fernschach starken Aufwind bekommen. Viele Spieler tauschen ihre Züge nicht mehr per Post oder Telefon sondern online miteinander aus und nutzen zudem virtuelle Schachdatenbanken.

Es zieht sich laaaaange hin ...

Schachspiel - Weiss ist am Zug
Weiß ist am ZugBild: AP

Im Gegensatz zum gewöhnlichen Tischschach, wo in zwei Stunden 40 Züge miteinander ausgetauscht werden, geht es beim Fernschach wesentlich konzentrierter zur Sache. In einer üblichen Partie stehen dem Spieler sechs Tage Bedenkzeit für einen Zug zur Verfügung. Zeit genug, um Bücher nach vergleichbaren Problemstellungen zu wälzen, Computer zu befragen oder sich in Datenbanken nach Strategien seines Gegners in früheren Spielen zu informieren. ddp/(arn)