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Schach-WM: Carlsen weiter unter Druck

Holger Hank
24. November 2016

Wieder viel Spannung bei der Schach-Weltmeisterschaft: Mit Mühe hat sich Titelverteidiger Magnus Carlsen in der neunten Runde in ein Remis gerettet. Der russische Herausforderer Sergej Karjakin liegt jetzt mit 5:4 vorne.

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USA Schach-WM
Bild: Getty Images/AFP/E.M. Alvarez

Das Duell um den WM-Titel entwickelt sich mehr und mehr zu einer Nervenschlacht. Der nach seiner Niederlage angeschlagene Weltmeister Magnus Carlsen (im Artikelbild rechts) geriet auch im Verlauf der neunten Partie an den Rand einer Niederlage: "Das war eine sehr schwierige Partie für mich, ich habe nur mit viel Glück überlebt", fasste Carlsen den Spielverlauf zusammen. Sergej Karjakin sah es ähnlich: "Zeitweise stand ich deutlich besser, aber dann hat Magnus brilliant gespielt". Der junge Russe muss jetzt in New York nur noch drei Partien ohne Niederlage überstehen, um Carlsen zu entthronen.

Aggressive Verteidigung

Begonnen hatte die Partie am Mittwoch (23.11.2016) wieder mit der populären Spanischen Eröffnung. Dabei wählte Carlsen als Schwarzer eine Variante, die als zweischneidig und besonders kompliziert gilt - eine riskante Entscheidung des Norwegers, der sich eine weitere Niederlage auf keinen Fall leisten kann. Schnell hatten die beiden Großmeister eine spannende Stellung auf dem Brett, in der Carlsen zwar einen Bauern weniger hatte, dafür aber seine Figuren aktivieren konnte. "Dynamisches Gleichgewicht" nennen die Experten solche Stellungen, in denen beide Seiten Chancen haben. Offener Schlagabtausch statt "Rasenschach": Für die Schachfans in New York und im Internet wird das Match jetzt immer interessanter. 

Kurz vor der Zeitkontrolle spitzte sich das Geschehen auf den 64 Feldern dann auch dramatisch zu. Karjakin gelang es, in der komplizierten Stellung Carlsen immer mehr unter Druck zu setzen, der fand nicht mehr die besten Züge und hatte zudem kaum noch Zeit auf der Uhr. Glücklicherweise fiel es auch Karjakin schwer, den richtigen Weg zu verbinden. Der russische Herausforderer verbrauchte auf einmal ebenfalls fast seine gesamte Bedenkzeit, verpasste aber dennoch den besten - möglicherweise gewinnbringenden - Zug. In letzter Sekunde entschied sich Karjakin stattdessen für eine Abwicklung, die ihm zwar eine gute Stellung einbrachte, aber praktisch wenig Gewinnchancen bot. Im 74. Zug war zur großen Erleichterung der Carlsen-Fans das Remis perfekt.

Carlsen muss jetzt punkten

Mit dieser Punkteteilung hat Magnus Carlsen jetzt noch drei Partien Zeit, das Match auszugleichen. In zwei dieser Partien führt er die weißen Steine – immerhin ein kleiner Vorteil für den Weltmeister. "Natürlich fühle ich mich in dieser Lage nicht wohl", sagte ein müde wirkender Carlsen nach dem Schlagabtausch und machte sich in der Pressekonferenz selbst Mut: "Ich muss jetzt einen Sieg aus drei Partien holen – und normalerweise schaffe ich das auch!". Doch Carlsen weiß, dass es jetzt eng für ihn werden wird, denn Verteidigungskünstler Karjakin hat ihn in den letzten Partien immer wieder in arge Schwierigkeiten gebracht. Fest steht: Die Schlussphase dieser Weltmeisterschaft ist nichts für schwache Nerven.