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Scharapowa: Back in Business

Marko Langer
26. April 2017

Kühl wie stets, macht da eine ihren Job. Maria Scharapowa ist nach 15 Monaten Dopingsperre wieder da. Nach dem ersten Sieg wird sie dann doch emotional. Ein wenig.

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Deutschland Tennis WTA Porsche Tennis Grand Prix - Maria Scharapowa vs. Roberta Vinci
Bild: picture-alliance/dpa/D. Maurer

Ein Netzroller. Sven Groeneveld klatscht mit einer Hand in die andere, als wollte er sagen: "Das nehmen wir mal mit." Der Trainer von Tennis-Star Maria Scharapowa in deren Box weiß, wie wichtig dieser Ball, dieser Satz, dieses Match ist. 7:5 nach 59 Minuten in dem ersten Spiel, dass die Russin nach ihrer Zwangspause bestreitet. Ein Netzroller, unerreichbar für die Gegnerin, der symbolisch steht für viel Glück, dass die Tennis-Profispielerin in den letzten 15 Monaten gehabt hat.

Keine Betrügerin. Heißt es.

Klar, sie hatte eine Sperre nach dem Geständnis, die verbotene Substanz Meldonium genommen zu haben. Aber davon abgesehen ist man ihr beigestanden: Das internationale Sportgericht sah sie nicht als vorsätzliche Betrügerin an und reduzierte die Sperre. Ihre Sponsoren für Schläger ("Head"), Kleidung ("Nike"), klares Wasser ("Evian"), Uhren ("Tag Heuer") und Autos ("Porsche") haben die Verträge nicht gekündigt. Die Managementfirma IMG und ihr Agent Max Eisenbud haben hinter den Kulissen ordentlich pro Scharapowa gewirbelt. Dass man der Sportlerin die Stange hält, war vor allem bei der Bekleidungsfirma bemerkenswert, weil diese im Fall des - allerdings massiven - Dopingsünders Lance Armstrong auch schon einmal ganz anders entschieden hat. Doch "Mascha", wie Scharapowa auch genannt wird, soll zurückkommen. Sie ist zu wichtig für's Business.

Deutschland Tennis WTA Porsche Tennis Grand Prix - Maria Scharapowa vs. Roberta Vinci
Lächeln! Na gut, dann eben nicht .... Maria Scharapowa und ihre Gegnerin Roberta Vinci vor dem Match in StuttgartBild: picture-alliance/dpa/D. Maurer

Und da sie ihre Weltranglistenpunkte verloren hat, haben ihr Markus Günthardt und die anderen Verantwortlichen des Porsche-Cups in Stuttgart eine "Wild Card" gegeben, mit der sie automatisch im Hauptfeld landete. Das Murren im Kolleginnenkreis und die mahnenden Worte von Andy Murray ("Ich finde, sie sollte sich das wirklich erarbeiten müssen") haben nichts geändert. Wenn Scharapowa spielt, ist die Bude voll. So auch in Stuttgart. Denn: Soo viele Stars hat der Profi-Sport auf der Tour der "Women's Tennis Association" (WTA) nicht: Serena Williams ist schwanger und raus. Angelique Kerber, deutsche Hoffnungsträgerin, spielt derzeit mal hui, mal pfui. Also Scharapowa.

Kein Lächeln. Nirgends.

In Stuttgart ist sie zunächst, als wäre nichts gewesen. Fokussiert bis in die blonden Haarspitzen, kühl bis zu einem Aggregatzustand, den man als "on the rocks" bezeichnen könnte. Kein Lächeln nirgends, die linke Hand zwischen den Ballwechseln zur Faust geballt. Nur wenige Pfiffe waren zu hören. Sie stöhnt jedem Grundlinien-Ball hinterher, wie eh und je. Dass ihr dabei doch so einige Bälle ins Aus fliegen, ist ihr bei ihrem letzten Match vor 15 Monaten gegen Serena Williams in Melbourne auch passiert.

Damals hat sie verloren. In Stuttgart gewinnt sie an diesem Abend gegen die am Ende doch zu harmlose Italienierin Roberta Vinci, die zu passiv agiert, um der Russin gefährlich werden zu können. Eigentlich kann Vinci nur am Anfang ein Ausrufezeichen setzen, als sie Scharapowa das erste Aufschlagspiel abnimmt. Die rächt sich dann mit elf Assen und auch sonst kraftvollen Aufschlägen.

Vor einigen Wochen hat die US-Ausgabe der Vogue ein langes Scharapowa-Porträt veröffentlicht. Die rennomierte Fotografin Annie Leibovitz hat die Bilder dazu gemacht. Wer wollte, der verlor die Frau ohnehin nicht aus den Augen. Auf Instagram konnte man Maria am Strand, außerdem beim Shoppen, unterwegs in den Metropolen dieser Welt verfolgen. Scharapowa, das hat sie mit ihrer ewigen Rivalin Serena Williams gemeinsam, ist schon lange mehr als ein Tennis-Star. Und gerade darin liegt der Geschäftserfolg.

Vielleicht wird sie weit kommen beim Turnier von Porsche in Stuttgart, das sie dreimal gewinnen konnte. Als nächstes geht es gegen die Landsfrau Jekatarina Makarowa. Maria wird danach in Rom spielen und in Madrid - und auch die French Open in Paris werden sie wohl nicht abweisen. Aber: Wenn Scharapowa die alles in allem gute Chance nutzt und sich wieder an die Weltspitze schiebt, dürfte die Konkurrenz das allenfalls mit Respekt verfolgen. Mit mehr Sympathie darf sie nicht rechnen.

"Unstoppable - my life so far"

Nach 1 Stunde 44 Minuten verschlägt Vinci den ersten Matchball Scharapowas. Die gewinnt 7:5, 6:3 und schreit ihre Erleichterung heraus. In Richtung ihrer Box, wo Groeneveld und die anderen aufgesprungen sind. In Richtung des Sandes. Die Fäuste geballt. Die Italienerin gratuliert schnell, kein kleiner Schwatz am Netz, wie es manchmal unter männlichen Tennis-Profis üblich ist. "Das ist das beste Gefühl der Welt, ich habe lange darauf gewartet", sagt Scharapowa hinterher. Maria's back in Business. Für den 12. September hat sie per Facebook und Twitter ihre Biographie angekündigt: "Unstoppable - My Life So Far". Das Cover ist bereits fertig. In dieser Company wird nichts dem Zufall überlassen.