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Scharfe Kritik am Iran

10. April 2007

Die neuen nuklearen Aktivitäten des Iran werden international verurteilt. Auch Russland ruft Teheran zur Vernunft. Der Iran verkündete derweil, 50.000 Uran-Zentrifugen installieren zu wollen.

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Ahmadinedschad spricht zum 'Nationalen Atomtag'
Ahmadinedschad spricht zum 'Nationalen Atomtag'Bild: AP

Trotz internationaler Kritik gab der Chef der iranischen Atombehörde, Gholamresa Aghasadeh, am Dienstag (10.4.07) bekannt, dass der Iran bis zu 50.000 Zentrifugen zur Urananreicherung in seiner Anlage in Natans bauen wolle. Bereits am Montag hatte Aghasadeh in Natans mitgeteilt, dass die Urananreicherung nun auf industriellem Niveau erfolge.

Internationale Schelte für Ahmadinedschad


Die Europäische Union bedauere, dass Teheran nicht die von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) mehrfach geforderten Schritte unternommen habe, erklärte der deutsche Vertreter bei der Genfer Abrüstungskonferenz, Bernhard Brasack, am Montag. Sein chinesischer Kollege Cheng Jingye bekräftigte, sein Land setze weiter auf Diplomatie zur Lösung der Krise. Er rief alle Seiten zu Geduld und Zurückhaltung auf. Nun müssten die diplomatischen Bemühungen verstärkt werden, um die Verhandlungen wieder in Gang zu bringen, sagte der Diplomat.

Eine "Provokation" und "Herausforderung an die Weltgemeinschaft"

Die russische Regierung sprach am Montagabend von einer "Provokation", angesichts der Äußerungen von Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad. Nach dessen Worten könne sich der Iran jetzt selber mit atomarem Brennstoff versorgen. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses in der russischen Staatsduma, Konstantin Kossatschow, nannte dies eine "direkte Herausforderung der Weltgemeinschaft". Der Iran zeige ein weiteres Mal, dass er nicht zu einem Kompromiss mit der Weltgemeinschaft bereit sei, sagte Kossatschow der Agentur Interfax. So lange jedoch keine direkten Beweise dafür vorlägen, dass der Iran an einem Atomwaffenprogramm arbeite, gebe es keine Alternative zu politischen Verhandlungen.

Der Sprecher von US-Präsident George W. Bush, Gordon Johndroe, äußerte sich "sehr besorgt" über die Entwicklung. "Wir rufen das iranische Regime auf, seine Verpflichtungen gegenüber der IAEO und dem UN-Sicherheitsrat zu erfüllen", sagte Johndroe. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Sean McCormack, betonte, die jüngste Entwicklung zeige die "vergebene Chance" für die iranische Führung, die internationalen Sorgen ernst zu nehmen. Die Erklärung Ahmadinedschads zeige, dass die internationale Gemeinschaft zu Recht Sanktionen verhängt habe, so McCormack.

Die Regierung in London zeigte sich ebenfalls besorgt über die Ankündigung. Das bedeute einen weiteren Verstoß gegen Resolutionen der UN und IAEO, sagte ein Sprecher des britischen Außenministeriums. Die internationale Gemeinschaft sei sich einig, dass Teheran keine Atomwaffen besitzen dürfe. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon betonte: "Ich hoffe sehr, dass sich die iranische Regierung selbst zu einer Zeit, in der sie Sanktionen des Sicherheitsrats ausgesetzt ist, auf einen Dialog mit dem Ziel der Verständigung einlässt." Keine Reaktion gab es am Montag dagegen von der Internationalen Atombehörde (IAEO) in Wien.

Iran jetzt atomarer Selbstversorger?

"Der Iran steht seit heute auf der Liste derjenigen Staaten, die in der Lage sind, nuklearen Brennstoff herzustellen", hatte Ahmadinedschad am Montag in einer Rede in Natans gesagt. Er kritisierte erneut die von den Vereinten Nationen im Atomstreit beschlossenen Sanktionen, die den Iran zur Einstellung der Urananreicherung bewegen sollen. Je nach Grad der Anreicherung kann Uran zivil oder militärisch genutzt werden. Das Land wird verdächtigt, an der Atombombe zu arbeiten. Das hat Teheran stets strikt zurückgewiesen. Ahmadinedschad bekräftigte das Recht seines Landes als Unterzeichner des Atomwaffensperrvertrages auf friedliche Nutzung der Kernenergie.

Uran-Anreicherung im "industriellen Maßstab"

Laridschani erklärte in Natans, dass jetzt 3000 Gaszentrifugen zur Urananreicherung installiert seien. Er drohte mit einer härteren Gangart Teherans, sollten die vor zwei Wochen verabschiedeten Sanktionen des UN-Sicherheitsrats angewandt werden. In diesem Zusammenhang schloss er eine Aufkündigung des Atomwaffensperrvertrags nicht aus. (al)