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Schau mir in die Augen, Kleines

Detlev Karg14. März 2002

Ein heikles Thema der IT-Branche hat nach den Terroranschlägen in den USA am 11. September 2001 wieder an Interesse gewonnen: Biometrie. Auf der Cebit 2002 widmet sich eine ganze Halle dem Thema.

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Mit seinem Vorschlag, den Fingerabdruck in den Personalausweis aufzunehmen, brachte Bundesinnenminister Otto Schily die Biometrie im Herbst 2001 in die öffentliche Debatte ein und entriss das Thema Biometrie seinem Dornröschendasein. Der Frankfurter Flughafen etwa testet die Personenerkennung anhand der Biometrie nicht erst seit den Anschlägen. Entsprechende Projekte gibt es dort seit dem Jahr 2000. Nun aber hat sich der Druck zur Einführung solcher Verfahren erhöht. Die Hersteller der Ausrüstung hoffen deshalb auf den lang ersehnten Durchbruch der Biometrie. Im Sultanat Brunei etwa rüstet die Firma Dermalog aus Hamburg derzeit alle Personalausweise mit den Fingerabdrucksdaten ihrer Besitzers aus. Dieses Beispiel eines kleinen Landes mit einer kleinen Bevölkerung lässt sich aber nicht ohne weiteres auf ein großes Land wie Deutschland übertragen. Größtes Problem der Biometrie sind nach wie vor gewisse Fehlerquoten.

Körpermerkmale als Datensatz

Grundsätzlich erfassen biometrische Verfahren die Körpermerkmale eines Menschen, die praktisch unverlierbar sind. Das gilt etwa für den Fingerabdruck, der sich ebenfalls über Sensoren erfassen und speichern lässt. Das Muster der Kreuzungen der Linien auf der Fingerhaut, die sogenannten Minutien, identifiziert ihren Besitzer eindeutig. Auch die Geometrie des Gesichts, der Hand oder einfach die Stimme eines Menschen sind unverwechselbare Kennzeichen. Alle Verfahren haben eines gemeinsam: Die Messergebnisse werden als kleiner Datensatz sowohl in einer Datenbank als auch auf einer Chipkarte gespeichert und können dann jederzeit abgeglichen werden. Ein ideales Einsatzfeld ist die Zutrittskontrolle in Hochsicherheitstrakten. Der Blick in die Kamera ist also heute nicht mehr nur James Bond vorbehalten, sondern durchaus normal.

Der Fingerabdruck als Ausweis

Am populärsten sind biometrische Systeme, die den Fingerabdruck nutzen. Firmen wie Acer bieten Notebooks an, die erst den Fingerabdruck ihres Besitzers prüfen, bevor sie sich einschalten lassen. Auch der Hersteller Siemens hat mit der ID Mouse ein solches Gerät im Angebot. So lassen sich entweder bestimmte Programme, Dateien oder gleich der ganze PC per Fingerabdruck sichern. Der Autobauer Audi wird sogar Biometrie-Technik von Siemens nutzen, um den Wagen zu starten. Der Schlüssel ist passé, der Fingerabdruck der Ersatz.

Etwas massentauglicher ist die Idee der österreichischen E-Key. Sie hat in Hannover ein Pilotprojekt vorgestellt, bei dem Kunden im Online-Shop sicher bezahlen können. Auch dieses System basiert darauf, dass der Fingerabdruck der Kunden digital erfasst wurde. Fälschungen und Betrug im Internet werden somit durch Körpermerkmale verhindert. Bis 2003 sollen Kinos in ganz Österreich über dieses System Karten via Internet verkaufen können.

Sicherstes Merkmal: Die Iris

Auch das Muster der Iris im Auge lässt sich einscannen. Unter den Milliarden von Menschen auf der Erde ist dieser Datensatz jeweils einmalig - ein idealer Ausweis. Die Vorteile der Biometrie stechen also im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge: Keine Passwörter können mehr vergessen und ausspioniert werden, keine verlorenen Chipkarten missbraucht werden. Nur derjenige, dessen körperliche Merkmale mit den im Sicherheitssystem gespeicherten Daten übereinstimmen, bekommt was er möchte. Einen Geldautomaten mit Iris-Erkennung etwa hatte der Computerhersteller NCR bereits vor Jahren auf der Cebit vorgestellt und seinerzeit für Furore gesorgt. Das Prinzip ist denkbar einfach und effektiv. Jeder Bankkunde muss seine Augen scannen lassen, bevor er eine Scheckkarte erhält. Der Datensatz seiner Iris wird bei jeder Abhebung mit dem in der Bank gespeicherten verglichen. Dazu schaut er in die Kamera des Bankautomaten und gibt die Scheckkarte ein. Gestohlene Scheckkarten und gefälschte Geheimzahlen sind damit wertlos, denn auf das Auge kommt es an.

Noch kein Durchbruch auf breiter Front

Schuld an der heutzutage noch immer geringen Verbreitung der Biometrie sind vor allem die unterschiedlichen Fehlerquoten. Eine hundertprozentige Erkennung gibt es nicht, auch wenn manches Verfahren, wie die Iris-Erkennung, zu 99 Prozent richtig arbeitet. Eine solche Fehlerrate ist den Banken natürlich noch immer zu hoch. Deshalb hat sich die Biometrie dort noch nicht durchgesetzt, wo die Sicherheitsschwelle sehr hoch liegt.

Vielleicht genügt ja künftig auch einfach nur der eigene Schriftzug, um sich digital gegenüber dem Computer auszuweisen. Das Fraunhofer Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme (IPSI) hat in Hannover einen Bildschirm vorgestellt, der die Unterschrift eines Menschen erkennt. Dahinter verbergen sich eine Software und verschiedene Sensoren, die messen, ob die geleistete Unterschrift auch dem wahren Besitzer gehört.