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Schavan bald ohne Doktortitel?

22. Januar 2013

Bundesbildungsministerin Schavan muss um ihren akademischen Titel kämpfen und dann möglicherweise auch um ihren Posten. Die Universität Düsseldorf eröffnet offiziell ein Plagiatsverfahren gegen die CDU-Politikerin.

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Bundesbildungsministerin Annette Schavan (foto:dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Für Bundesbildungsministerin Annette Schavan geht es jetzt ums Ganze: Der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät in Düsseldorf leitet ein Verfahren zur Aberkennung ihres Doktortitels ein. Dies gab der Vorsitzende des Gremiums, Dekan Bruno Bleckmann, nach stundenlangen zähen Erörterungen bekannt. Der Rat folgte damit der Empfehlung der Promotionskommission.

Schavan wird vorgeworfen, in ihrer Dissertation Textpassagen abgeschrieben und Quellen nicht klar gekennzeichnet zu haben. Sie selbst bestreitet die Vorwürfe. Professor Bleckmann legte vor der Presse in Düsseldorf Wert darauf, dass das Verfahren "ergebnisoffen" geführt werde.

Am Ende könnte Schavan ohne Titel dastehen - mit unabsehbaren Folgen für die politische Karriere der engen Vertrauten von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Uni prüft erneut Schavans Doktorarbeit

"Plagiatsjäger"

Den Stein ins Rollen gebracht hatte im vergangenen Frühjahr ein anonymer Blogger. Auf der Internetplattform "schavanplag" warf er der CDU-Politikerin vor, an mehreren Stellen ihrer Doktorarbeit abgekupfert und Quellen verschleiert zu haben. In der 1980 verfassten Arbeit widmete sich die junge Schavan ausgerechnet dem Thema Gewissen.

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe nahm sich die Heinrich-Heine-Universität dem Fall an. In einem Vorverfahren befasste sich zunächst der Promotionsausschuss damit. Er empfahl dem Fakultätsrat, ein offizielles Verfahren gegen die baden-württembergische Bundestagsabgeordnete einzuleiten. In einem im vergangenen Oktober bekannt gewordenen internen Prüfbericht war der Ministerin eine "leitende Täuschungsabsicht" bescheinigt worden.

Für die Regierung noch tragbar?

Für den Fall, dass Schavan den Titel verliert, wird der Druck auf die Ministerin weiter steigen. Im Jahr der Bundestagswahl könnte sie zur Belastung für die Bundesregierung werden. Die Opposition hatte ihr bereits im Vorfeld einen Rücktritt nahegelegt. Die Kanzlerin steht allem Anschein nach allerdings fest zu ihrer Vertrauten. Ungeachtet der Affäre wollte Schavan in diesem Jahr auf jeden Fall erneut in den Bundestag.

Bei Guttenberg noch geschämt

Besondere Brisanz bekam die Affäre Schavan, betrachtete man ihre Rolle im Zusammenhang mit dem Plagiatsfall des gestürzten Bundesverteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Inmitten des Skandals hatte sie sich damals via Zeitungsinterview zu Wort gemeldet und gesagt, dass sie sich als Wissenschaftlerin "nicht nur heimlich schäme" für das, was passiert sei. Damit hatte sie sich im eigenen Lager Feinde gemacht.

Die gebundene Dissertation von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (foto:dpa)
Ausgerechnet mit dem Gewissen beschäftigte sich Schavan in ihrer DissertationBild: picture-alliance/dpa

Guttenberg wurde jetzt von seiner Plagiats-Vergangenheit auch in den USA eingeholt: Studenten am renommierten Dartmouth College protestierten gegen einen geplanten Vortrag Guttenbergs. Laut Presseberichten verzichtete dieser daraufhin auf seinen Auftritt an der Elite-Uni. Bereits im Herbst hatten Studenten in Yale für die Absage einer Gastvorlesung Guttenbergs gesorgt und demonstrativ den Saal verlassen.

SC/GD (dapd, dpa)