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Scheinhinrichtungen auf der Hansa Stavanger

4. August 2009

Die somalischen Piraten haben Besatzungsmitglieder der "Hansa Stavanger" offenbar mit Scheinhinrichtungen terrorisiert. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat Ermittlungen gegen die Piraten eingeleitet.

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Ein Hubschrauber fliegt das Handelsschiff 'Hansa Stavanger' an, das auf dem Weg zum kenianischen Hafen Mombasa ist (Foto: dpa)
Auf dem deutschen Frachter sollen sich dramatische Szenen abgespielt habenBild: picture-alliance / dpa
Die Flagge der Reederei 'Leonhardt & Blumberg' weht in Hamburg vor dem Hauptsitz der Firma (Foto: AP)
Der entführte Frachter fuhr unter der Flagge der Reederei "Leonhardt & Blumberg"Bild: AP

Der 2. Offizier der "Hansa Stavanger" habe seinem Vater berichtet, dass sich Besatzungs-Mitglieder mit verbundenen Augen hinknien mussten und anschließend Gewehrsalven über ihre Köpfe hinweg abgefeuert wurden, berichtete die "Deutsche Schifffahrts-Zeitung" am Dienstag (04.08.2009).

Die Piraten hatten das Schiff am Montag nach vier Monaten verlassen, nachdem sie nach eigenen Angaben umgerechnet 2,1 Millionen Euro Lösegeld vom Eigentümer, der Hamburger Reederei Leonhardt & Blumberg, erhalten hatten. Mittlerweile ist der deutsche Frachter auf dem Weg in die kenianische Hafenstadt Mombasa, wo er Ende der Woche erwartet wird.

Die Bundeswehr teilte mit, dass schwer bewaffnete deutsche Marinesoldaten an Bord des Frachters die Fahrt nach Mombasa sichern. Ein Rettungssanitäter versorge die 24 Besatzungsmitglieder, darunter auch fünf Deutsche. "Alle Besatzungsmitglieder wurden untersucht und sind wohlauf. Es gibt keine Verletzten und keine medizinische Notlage", teilte die Bundeswehr mit. Ein Sprecher der EU-Operation Atalanta sagte, es bestehe zwar keine akute Gefahr für Leib und Leben, die psychische Belastung habe jedoch Spuren hinterlassen.

Ermittlungen wegen schwerer räuberischer Erpressung

Eine Sprecherin des Bundeskriminalamtes (BKA) erklärte, für die Strafverfolgung der Piraten sei nun die Staatsanwaltschaft Hamburg zuständig, da das Schiff unter deutscher Flagge fährt und die Reederei ihren Sitz in Hamburg hat. Die Staatsanwaltschaft hat umgehend Ermittlungen gegen die Piraten eingeleitet. "Wir haben zudem ein Rechtshilfeersuchen an die kenianische Regierung gestellt", sagte Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers.

Möllers zufolge beabsichtigt das BKA, die Geiselopfer nach ihrer Ankunft in Mombasa zu vernehmen und vor Ort "Tatort- und Spurenarbeit" zu betreiben. Die Behörden ermitteln wegen schwerer räuberischer Erpressung. Darauf stehe im Regelfall ein "Strafrahmen von zehn bis 15 Jahren", sagte Möllers.

Reeder rechtfertigt monatelange Verhandlungen

Nach Kritik des Verbands deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere sowie der Ehefrau des Kapitäns rechtfertigte die Reederei, dass sich die Verhandlungen mit den Geiselnehmern monatelang hingezogen hatten. Reederei-Geschäftsführer Frank Leonhardt sagte "Spiegel Online", dass es unter den "skrupellosen Kriminellen" keine zuverlässigen Gesprächspartner gegeben habe. "Viele Aussagen der Gegenseite waren wenige Stunden später schon nichts mehr wert", sagte er. (je/kis/ap/dpa)