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Scheitert die Biosprit-Strategie?

4. März 2011

Die Autofahrer-Republik Deutschland droht mit der Einführung des neuen Biosprits E10 ein Debakel. Bundesumweltminister Röttgen will aber trotz Absatzkrise und verunsicherter Autofahrer an der neuen Mischung festhalten.

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Eine Zapfpistole mit dem neuen Bio-Kraftstoff E10 (Foto: dpa)
Kaum einer will den neuen Kraftstoff E10 tankenBild: picture-alliance/dpa

Der Widerstand aus Politik und von Umweltverbänden gegen den umstrittenen Biosprit E10 wächst. Erste Politiker forderten bereits das Aus für das gesamte Projekt. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) will davon jedoch nichts wissen und hält am Biosprit E10 fest. Den Vorwurf eines Kommunikationsdesasters weist er zurück.

In der Tanköffnung eines Pkw steckt eine Sonnenblume (Foto: dpa)
Die Politik sucht nach Lösungen, wie sie Verbraucher von E10 überzeugen kannBild: picture-alliance/ZB

"Das Problem ist, dass an den Tankstellen nicht genug für das Produkt geworben worden ist", sagte seine Sprecherin Christiane Schwarte am Freitag (04.03.2011). Warum die Verbraucher so zögerlich seien, sei unverständlich. Schließlich würden mehr als 90 Prozent der Autos die neue Hauptsorte beim Super-Benzin mit zehn Prozent Ethanol vertragen. Notwendig sei es, an Tankstellen mehr Listen auszulegen, welche Autos mit E10 betankt werden können.

Keine Vorschrift der EU

Um dem Chaos bei der Einführung ein Ende zu setzen, will die Bundesregierung zusammen mit der Auto- und Tankstellenbranche am kommenden Dienstag bei einem "Benzin-Gipfel" nach Auswegen suchen. Geklärt werden soll, wie die Autofahrer von dem neuen Kraftstoff überzeugt werden können. Teilnehmen sollen auch die Automobilclubs, Verbraucherschützer und der Bauernverband.

Mit der Einführung von E10 setzt die Branche Vorgaben von EU und Bundesregierung um. Die EU-Kommission stellte allerdings am Freitag klar, dass es keine Vorschrift der Europäischen Union gibt, wonach in Treibstoffen zehn Prozent Ethanol oder Biodiesel enthalten sein müssen. Es sei alleine die Entscheidung der Bundesregierung, ob sie dies einführe oder nicht, sagte Kommissionssprecher Joe Hennon.

Kritik von Umweltverbänden

Ein Tankwart mit einem Tankhahn (Foto: AP/dapd)
Die Tankstellen hätten zu wenig informiert, so der Vorwurf aus dem UmweltministeriumBild: AP

Die EU-Kraftstoffrichtlinie von 2009 legt allerdings das Ziel fest, dass bis 2020 zehn Prozent der Energie im gesamten Transportsektor aus erneuerbaren Quellen stammen muss. Wie die Staaten dieses Ziel erreichen, ist ihre Sache. "Es gibt also auch andere Sektoren und nicht nur den Autofahrer, um dieses nationale Ziel zu erreichen", betont der Chef des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV), Klaus Picard. Die Mineralöl-Branche klagt, dass sie zum Verkauf eines Ladenhüters gezwungen werde.

Einige EU-Länder haben sich nach Angaben der EU-Kommission dafür entschieden, einen Biosprit-Anteil von 80 Prozent für Taxis und Busse vorzuschreiben. Auch scharfe Vorgaben für Lastwagen sind möglich. 2009 hatte Frankreich als erstes die neue Spritsorte auf den Markt gebracht. Die französischen Autofahrer sollen den Kraftstoff ohne Probleme angenommen haben.

Weil das darin enthaltene Ethanol aus Getreide, Zuckerrüben und Zuckerrohr oder Palmöl hergestellt wird, kritisieren Umweltverbände, dass für den Anbau der Nutzpflanzen Natur zerstört werde. Außerdem werde der Lebensmittel-Anbau indirekt verdrängt.

Autorin: Pia Gram (dpa, dapd, afp, rtr)
Redaktion: Ursula Kissel