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Beisetzung in Quetta verweigert

18. Februar 2013

Nach einem neuen verheerenden Anschlag auf ihre Volksgruppe verlangen die Schiiten in Pakistan Schutz durch das Militär. Ihr verzweifelter Akt des Widerstands: Sie weigern sich, die Opfer des Blutbads zu beerdigen.

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Pakistanische Schiiten versammeln sich um die Särge der Anschlagsopfer (foto:AFP/Getty Images)
Bild: BANARAS KHAN/AFP/Getty Images

In die Trauer mischt sich Wut und Empörung: "Wir werden unsere Toten nicht eher bestatten, bis unsere Forderungen erfüllt sind und das Militär die Kontrolle der Stadt übernimmt", so Sprecher der schiitischen Demonstranten in Quetta im Westen Pakistans. Mehr als 4000 Männer, Frauen und Kinder versammelten sich an einer schiitischen Kultstätte, wo die meisten Todesopfer vom Samstag aufgebahrt sind.

Bei dem Sprengstoffanschlag auf einem Marktplatz im Vorort Hazara der Provinzhauptstadt waren bis zu 90 Menschen in den Tod gerissen worden, die meisten Schiiten. Sunnitische Extremisten hatten sich zu dem Blutbad bekannt. Am Tatort protestierten mehrere tausend Frauen mit einer Sitzblockade gegen den anhaltenden Terror. Vor allem sie verweigerten die Beisetzung und ließen die Särge liegen. Dies gilt in der Region als ein starkes Zeichen von Trauer und Widerstand.

   

Trauer und Protest nach dem Bombenanschlag in Quetta (foto: REUTERS)
Tiefe Trauer und Protest nach dem verheerenden Bombenanschlag in QuettaBild: Reuters

Terror der Sunniten?  

Schon wiederholt war von der Regierung der Provinz Baluchistan und von der Zentralregierung in Islamabad gefordert worden, die schiitische Minderheit zu schützen und für Sicherheit und Stabilität in der Region zu sorgen. Die Armee müsse gezielt gegen militante sunnitische Gruppen vorgehen, verlangte der Schiiten-Funktionär Allama Amin Shaheedi in Quetta. Bereits nach einem schweren Attentat vor gut einem Monat hatten Schiiten ihre Toten erst dann bestattet, als Präsident Asif Ali Zardari die Provinzregierung Baluchistans entlassen hatte.

Der vom Präsidenten eingesetzte Gouverneur Zulfiqar Ali Magsi übernahm die Amtsgeschäfte. Premierminister Raja Pervez Ashraf ermächtigte ihn, im Notfall das Militär zu rufen. Ashraf hatte Quetta aber entgegen der schon damals erhobenen Schiiten-Forderung nicht unter Armeekontrolle gestellt.

Überfall auf Regierungsfunktionäre

Tausende demonstrierten am Montag für mehr Sicherheit für die schiitischen Muslime. In der Millionenstadt Karachi kam es zu Streiks. Bereits am Vortag hatte es Solidaritätskundgebungen in Lahore und Muzaffarabad gegeben.

Bei einem weiteren Selbstmordattentat wurden am Montag in Peschawar mindestens fünf Personen getötet. Ziel des Überfalls waren führende Vertreter der Provinzverwaltung und eine Stammesversammlung.  

SC/qu (rtre, afpe, dpa, APE)