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Schlüsselindustrien

30. April 2004

Die europäische Stahlbranche hat harte Zeiten hinter sich. Niedrige Preise und die große Konkurrenz auf dem Weltmarkt führten dazu, dass Tausende Jobs verloren gingen. Doch noch immer zieht Stahl junge Leute an.

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Auf der Suche nach dem Stahl der Zukunft: Bernhard Osburg

Das Stahlkochen läuft bei Thyssen Krupp heute vollautomatisch – und rund um die Uhr. Immer größere Mengen werden produziert, von immer weniger Menschen. Statt dessen High-Tech, wohin man auch blickt. Auch Bernhard Osburg, 35, verirrt sich nur selten hierher. Dabei entsteht hier in den Stahlöfen und in der Walzanlage der Grundstoff für seine Arbeit. Der Ingenieur entwickelt neuartige Auto-Karosserien für den Konzern – aus Stahl.

Die Faszination des Werkstoffes hat ihn gepackt. Seit dreieinhalb Jahren arbeitet Bernhard Osburg für Thyssen Krupp. Hier in Duisburg, der Stahlstadt, die auch heute noch das Herz der deutschen Stahlindustrie ist, ist er aufgewachsen. Er hat als Kind die Arbeitskämpfe miterlebt, als in den Stahlhütten Tausende Jobs wegfielen. Sein Berufsweg führte ihn zunächst in die Automobilbranche. Bis das Angebot von Thyssen Krupp kam.

"Alle meine Freunde haben damals zu mir gesagt: 'Berhard, denk nach, was machst du da! Stahlindustrie, bist du verrückt? Guck dir doch die Situation hier an", erzählt Osburg. Dennoch habe er sich dafür entschieden. "Nach dem Bewerbungsgespräch bin ich noch ein Stück übers Gelände gefahren. Ich finde, da geht einem immer so ein bisschen das Herz auf. Wahrscheinlich, weil ich von hier komme. Ich fand das damals klasse hier, ich finde es nach wie vor klasse."

Osburgs Arbeitsplatz ist im Entwicklungslabor. Computer, 3D-Animationen, Modellbauten – von Stahlschmiede keine Spur. Hier arbeitet er zusammen mit Kollegen am Auto der Zukunft. Natürlich mit einer Karosserie aus Stahl. Leicht soll sie sein, dabei gleichzeitig sicher und günstig. Die Gruppe experimentiert dafür mit neuartigen Bauteilen.

Weg von der Massenware, hin zur Spezialität – so versuchen Konzerne wie Thyssen Krupp im Wettbewerb vorn zu bleiben. Die Unternehmen, sagt Osburg, haben aus den Krisen der 70er und 80er Jahre gelernt. So gehen sie heute viel stärker auf die Bedürfnisse ihrer Kunden ein. "Sie haben sich anders aufgestellt. Es sind heute weltweit operierende Großkonzerne, die als Global Player am Markt operieren. Insofern habe ich da überhaupt keine Angst. Jedes Unternehmen ist heute enormem Druck ausgesetzt. Und ich denke, das ist hier nicht anders als bei anderen Zweigen."

Osburg ist überzeugt: sein Job ist sicher. Ein Drittel seines Umsatzes macht Thyssen Krupp mittlerweile als Zulieferer für die Autoindustrie. Wenn es nach dem jungen Ingenieur geht, kann es ruhig noch mehr werden.