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Schlag gegen Internet-Wettbranche

8. September 2006

Erneut ist ein Chef eines Online-Wettbetreibers in den USA festgenommen worden. Die Verhaftung deutet auf eine gezielte Aktion gegen die Branche hin.

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Glücksspiel in den USA: Rien ne va plus?Bild: dpa - Bildfunk

Am Donnerstag (7.9.2006) wurde Peter Dicks, der Verwaltungsratschef von Großbritanniens zweitgrößtem Online-Buchmacher Sportingbet, in den USA festgenommen. Nach Polizeiangaben wird dem Unternehmen Glücksspiel vorgeworfen; Details sind nicht bekannt geworden. Sportingbet hatte noch Ende Februar alle Gewinnvorsagen von Branchenkennern übertroffen und den Start neuer Online-Spiele angekündigt.

Es ist bereits die zweite Festnahme innerhalb von zwei Monaten. Im Juli hatten US-Behörden David Carruthers verhaftet; der BETonSPORTS-Chefs plante eine Kampagne zur Regulierung und Legalisierung von Internet-Wetten. Ihm und anderen Branchenvertretern werden Gaunerei, Verschwörung und Betrug vorgeworfen. Die Bundespolizei FBI verlangte von vier Telefongesellschaften, BETonSPORTS vom Netz zu nehmen. Das in Costa Rica ansässige Unternehmen teilte daraufhin mit, sein Angebot in den USA zu beenden.

Geplantes Vorgehen?

Damit ist US-Behörden ein wichtiger Schlag gegen die Internet-Wettbranche gelungen, die in den USA einen Großteil ihrer Gewinne erwirtschaftet. 2004 waren das fest sechs Milliarden Dollar, die allerdings nur sieben Prozent der 78 Milliarden Dollar ausmachen, die in realen Kasinos á la Las Vegas eingenommen wurden. Glücksspiel unterliegt in den USA starken Reglementierungen und ist nur in Ausnahmefällen erlaubt. Im Kongress werden immer wieder Rufe nach einem grundsätzlichen Verbot von Internet-Wetten laut. Ein Londoner Branchenexperte vermutet daher ein geplantes Vorgehen: "Die Anklage gegen BETonSPORTS war eindeutig keine Firmen-spezifische Angelegenheit." Die jüngste Festnahme scheint seine Ansicht zu bestätigen.

Die Branche reagierte noch am Donnerstag mit starken Kursverlusten: Ihr Marktwert verringerte sich nach Berechnungen der Agentur Reuters um mehr als eine Milliarde Euro. Die Aktien von BETonSPORTS waren davon nicht betroffen, da sie umgehend aus dem Handel genommen wurden. Bereits nach Carruthers Festnahme im Juli erlitt die Branche einen Wertverlust um rund 900 Millionen Euro. (th)