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Smog im Olympia-Dorf

27. Juli 2008

Das olympische Dorf ist in Peking eröffnet worden. Getrübt wurde die Feierstimmung durch den anhaltenden Smog in Peking sowie Kritik an fehlender Pressefreiheit und der Lage der Menschenrechte in China.

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Eröffnungsfeier des olympischen Dorfes (Quelle: dpa)
Eröffnungsfeier des olympischen Dorfes im SmogBild: picture-alliance/ dpa

Zwölf Tage vor dem Beginn der offiziellen Wettkämpfe der 29. Olympischen Sommerspiele ist in der chinesischen Hauptstadt das olympische Dorf (27.07.2008) eingeweiht worden. Der schwer bewachte Gebäude-Komplex in Peking wird während der dreiwöchigen Spiele im August (vom 8. bis 28.8.) rund 16.000 Athleten und Betreuer beherbergen. Teile der chinesischen Olympia-Mannschaft bezogen als erste ihre Quartiere. Auch die ersten deutschen Sportler, Kanuten und Ruderer trafen im Dorf ein.

Das olympische Dorf

Wohnkomplex im Olympia-Dor
Wohnkomplex im Olympia-DorfBild: AP

Die 66 Hektar große Fläche liegt im Nordwesten der Stadt, in unmittelbarer Nähe zum Olympiastadion. Darauf errichtet wurden 42 sechs bis neunstöckige Wohnhäuser. Rund um das Gelände herrscht Sicherheitsstufe eins. Die meist im westlichen Stil ausgestatteten Wohnungen sind 170 Quadratmeter groß. Sie sollen sechs Bewohnern Platz bieten, die sich zwei Badezimmer teilen und in rund elf bis 21 Quadratmeter großen Zweibettzimmern untergebracht werden. Die Unterkünfte sind mit Internet und Alarmanlagen ausgestattet.

Beim Bau des Olympischen Dorfes versuchten die Organisatoren Bauen und Umwelt in Einklang zu bringen. Eingesetzt wurden erneuerbare Energien und eine eigene Wasseraufbereitung. Solaranlagen auf den Dächern produzieren Strom. Zur Bewässerung der Rasenflächen.wird Regenwasser aufgefangen. Das Wasser aus einer Kläranlage wird zum Heizen und Abkühlen verwendet. Damit sollen 60 Prozent der Elektrizität eingespart werden.

Dauersmog in Peking

Dicke Luft in Peking
Dicke Luft in PekingBild: AP

Alle Bemühungen um eine umweltfreundliche Gestaltung des olympischen Dorfes ändern aber nichts an dem grundsätzlichen Problem, der starken Luftverschmutzung in der Region Peking. Die ersten Sportler, die ihre Quartiere bezogen haben, waren auch bei ihrer Ankunft mit diesem großen Problem der 29. Sommerspiele konfrontiert.

In Peking herrschte so dichter Smog, dass die chinesischen Behörden erstmals einräumten, möglicherweise weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität ergreifen zu müssen. Am Sonntagvormittag war der Dauersmog so dicht, dass die Sicht bei höchstens 100 Metern lag. Dennoch beschwichtigte Umwelt-Vizedirektor Du Shaozhong: "Wir können garantieren, dass die Luftqualität bei den Spielen zufriedenstellend sein wird." Wie dies erreicht werden soll, ließ er offen, nachdem bisherige Maßnahmen wie Fahrverbote, stillgelegte Schwerindustrie und Kohlekraftwerke oder eingeschränkte Bautätigkeit nicht gefruchtet haben. Viele Sportler fürchten angesichts der schlechten Luftqualität um ihre Leistungsfähigkeit.

Einschränkung der Pressearbeit

Zugleich sahen sich die Olympia-Organisatoren der Kritik ausgesetzt, dass China Journalisten keinen freien Zutritt zum Internet gewährt. Entgegen aller Versprechungen waren am Sonntag im Hauptpressezentrum (MPC) auch die Internet-Seiten von internationalen Menschenrechtsgruppen oder chinakritische Web-Informationen gesperrt. Der Medienchef der Spiele, Sun Weijia, sprach dennoch nur von "individuellen Problemen". Journalisten beklagten bei einer Pressekonferenz zudem, dass zum Teil zwar Medienseiten aufgerufen werden könnten, aber einzelne Berichte dennoch blockiert worden seien.

IOC-Präsident rechtfertigt sich

In der französischen Sportzeitung L'Equipe erklärte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Jacques Rogge, derweil seine öffentliche Zurückhaltung in der Diskussion um die Menschenrechtssituation in China mit diplomatischen Zwängen. Ohne Frage wisse er den Wert der Menschenrechte zu schätzen. Aber die Diplomatie verbiete ihm, sich zu diesem Thema im Detail zu äußern. Er müsse als IOC-Präsident vorsichtig sein, denn seine Aufgabe sei es, Olympia zu einem Erfolg zu machen und die Meinungsfreiheit der Athleten zu gewährleisten. Daher nehme er die Kritik an seiner Person in Kauf, wenn es helfe, die Athleten zu schützen. (qu)