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Bildungsbericht bewertet Deutschland als unterdurchschnittlich

8. September 2009

Deutschland steht mal wieder schlecht da: Laut OECD weniger Studienanfänger und Absolventen als im Durchschnitt und dürftige Bildungsausgaben. Nur die Türkei, die Slowakei und Spanien geben noch weniger aus.

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Eine Tafel mit Formeln, im Vordergrund eine College-Tasche (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/DW Montage

Es gibt schon wieder schlechte Noten für den Bildungssektor der Bundesrepublik: "Bildung auf einen Blick 2009" hat die Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit OECD ihre umfangreiche Studie genannt, die die Leistungsfähigkeit von Bildungssystemen international vergleichbar machen soll. Aber bevor die schlechten Zahlen am Dienstag (08.09.2009) in Berlin vorgestellt wurden, hatte OECD-Bildungsdirektorin Barbara Ischinger noch versucht, Mut zu machen - und das ausgerechnet mit der Wirtschaftskrise. Denn jetzt, da der Arbeitsmarkt so wenig attraktiv sei, so Ischinger, "gibt es mehr junge Menschen, die sich entscheiden ein Studium aufzunehmen." Und dabei sollte man sie unterstützen.

Geringe Anfängerquote, wenig Abbrecher

Studenten in der Bibliothek der Universität Bonn (Foto: Frank Homann)
Bild: Frank Homann

Das scheint in Deutschland offenbar nötig, denn nur 23 Prozent eines Jahrgangs schlossen 2007 ihr Studium ordentlich ab, der OECD-Schnitt liegt bei 36 Prozent. Im OECD-Durchschnitt fingen auch mehr Menschen eines Jahrgangs ein Studium an, nämlich 56 Prozent, während es in Deutschland nur 36 Prozent waren.

Zwei gute Nachricht gibt es in diesem Bereich dennoch. Erstens: Die Zahlen stiegen auch in Deutschland - wenn auch unterdurchschnittlich langsam.

Zweitens: Wer sich hier doch zu einem Studium entschlossen hatte, hielt statistisch gesehen eher bis zum Abschluss durch. Im OECD-Mittel brachen 30 Prozent ihr Studium ab, in Deutschland nur 26 Prozent.


Ausgaben von 4,8 Prozent

Studenten vor der Uni Konstanz (Foto: picture-alliance)
Bild: picture-alliance / HB Verlag

Der Bericht legt nahe, dass zu wenig Geld für die Bildung ausgegeben wurde. Das sollte eigentlich nicht sein, nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel vor einem Jahr die Bildungsrepublik Deutschland ausgerufen hat. Trotzdem: Im internationalen Durchschnitt gaben die Mitglieder der Organisation etwas über 6 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für Bildung aus, in manchen Ländern, wie den USA und Korea waren es sogar sieben Prozent. OECD-Bildungsdirektorin Ischinger beziffert Deutschlands Ausgaben mit 4,8 Prozent und fügte bei der Vorstellung des Berichts hinzu, "dass nur die Türkei, die Slowakei, Spanien und Irland einen geringeren Teil ihrer Wirtschaftsleistung für Bildung ausgegeben haben.“

Die ebenfalls bei der Vorstellung der Studie anwesende Bundesbildungsministerin Annette Schavan versicherte, dass man bis 2015 vorhabe, den Anteil auf 10 Prozent zu erhöhen, nämlich "sieben Prozent für Bildung und drei Prozent für die Forschung."

Vorteile einer gebildeten Gesellschaft

Schriftzug "Universität" auf dem Gelände der Universität "Otto von Guericke" in Magdeburg (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/ ZB

Deutschland und seine Bevölkerung hätten viel davon, wenn das Land wirklich zur Bildungsrepublik würde. Die OECD belegt das mit Zahlen. Ein Deutscher, der studiert hat, verdient nach der OECD-Studie in seinem Erwerbsleben etwa 150.000 Euro, eine Deutsche 95.000 Euro mehr als jemand ohne Hochschulabschluss. Akademiker werden auch seltener arbeitslos - den Ertrag daraus beziffert die OECD mit noch einmal 32.000 Euro. "Das ist nach Polen der höchste Wert in der OECD und viermal so hoch wie im OECD-Schnitt,“ so Ischinger.

Die OECD stellt fest, dass sich gebildete Bürger auch für die Staaten lohnen , in denen sie leben. Sie verdienen mehr, also zahlen sie auch mehr Steuern. Sie sind politisch und sozial engagierter und tendieren eher dazu, ihren Mitmenschen zu vertrauen, heißt es.

Autor: Heiner Kiesel

Redaktion: Hartmut Lüning