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Schlingensiefs Operndorf beginnt zu leben

12. Oktober 2011

Vor gut einem Jahr ist der deutsche Regisseur Christoph Schlingensief nach langer Krankheit gestorben. Zuvor hatte er noch sein größtes Projekt anschieben können: ein Festspielhaus in Afrika.

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Das am Computer generierte Bild zeigt das Opernhaus 'Remdoogo' (Foto: dpa)
Das am Computer generierte Bild zeigt das Opernhaus "Remdoogo"Bild: picture-alliance/ dpa

Es herrscht Festtagsstimmung in Laongo. Großer Bahnhof in einem kleinen Ort, mitten im Busch von Burkina Faso. Aus den Nachbardörfern sind Hunderte neugierige Bewohner gekommen, viele offizielle Gäste sind aus der Hauptstadt Ouagadougou angereist, um die feierliche Eröffnung der Schule zu begehen. Alle freuen sich mit den 50 strahlenden Kindern, die in bunten Kleidern auf einer Bühne singen und tanzen. Sie sind die Hauptpersonen an diesem Tag: die ersten Schülerinnen und Schüler im Operndorf. "Das Operndorf fängt an zu leben - Christoph hat das zwar nicht mehr gesehen, aber er hat etwas gesät, was jetzt wächst und was jetzt zu leben beginnt", sagt Christoph Schlingensiefs Frau Aino Laberenz, die die Besucher über das Gelände führt. Im vergangenen Jahr hatte Schlingensief die Grundsteinlegung für das Operndorf in Burkina Faso noch selbst miterlebt.

Modell des Operndorfs in Burkina Faso von Christoph Schlingensiefs (Foto: Pressefestspiele Afrika)
Modell des Operndorfs "Remdoogo" in Burkina FasoBild: http://presse.festspielhaus-afrika.com/

Aino Laberenz lächelt versonnen und lässt den Blick über die grauen Felsenhügel in der Savanne schweifen. Sie kann es selbst noch nicht glauben, dass sie und ihr Team es tatsächlich geschafft haben. Etwas mehr als ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes ist die erste Bauphase des Operndorfs abgeschlossen. "Hier stehen wir im Zentrum der Schule. Es ist eine Grundschule, also für Kinder ab sechs Jahren aus den umliegenden Gehöften", sagt Laberenz. Da man eine besondere Schule sei, habe man auch jeden Tag Kunstunterricht, berichtet die Witwe.

Nachts Überstunden gemacht

Die Klassenräume der Schule sind ebenso fertig wie das Tonstudio, die Kantine und die Toiletten. Alles aus ockerfarbenen Lehmziegeln - klimagerecht geplant von Schlingensiefs Freund, dem Architekten Francis Kéré aus Burkina Faso. Er möchte das Projekt in erster Linie seinem Freund und Mitstreiter Christoph Schlingensief widmen - und seiner Frau Aino, die ihn begleitet und geholfen habe, dass dieses Projekt umgesetzt wird. "Und natürlich auch den Arbeitern, die sich reingekniet haben. Wir haben auch nachts gearbeitet, damit man heute hier etwas sehen kann", sagt Architekt Kéré.

Der verstorbene Christoph Schlingensief (r.) mit dem Architekten Francis Kéré (Foto: perfectshotfilms)
Der verstorbene Christoph Schlingensief (r.) mit dem Architekten Francis KéréBild: PerfectShotFilms

Schon bald soll es weitergehen. Mit einer Krankenstation, Wohnhäusern, einem Sportplatz. Und dann schließlich soll irgendwann das Opernhaus selbst stehen, das Herzstück des Projekts. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Immerhin sind die wichtigsten Geldgeber an Bord geblieben - vor allem das Auswärtige Amt, die Kulturstiftung des Bundes und das Goethe-Institut. Mit der Schuleinweihung ist Schlingensiefs größter Traum der Wirklichkeit ein Stück näher gekommen. Nicht auf dem grünen Hügel von Bayreuth, sondern auf den grauen Granitfelsen im Busch von Burkina Faso. Und in Laongo spüren alle an diesem Tag: Schlingensief ist dabei. Schaut zu. Von oben, aus seinem Theaterhimmel.

Autor: Alexander Göbel
Redaktion: Arne Lichtenberg

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