1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Schmutzig und teuer

Andreas Becker4. November 2012

In vielen Ländern Asiens hat die Umwelt durch die wirtschaftliche Entwicklung Schaden genommen. Wenn Flüsse und Seen verschmutzt sind, ist die Wasserversorgung der Bevölkerung gefährdet.

https://p.dw.com/p/16cNy
Ein Junge am Ufer des Flußes Yamuna (Foto: dapd)
Bild: dapd

Der Fluss Yamuna entspringt im Himalaya als klare Quelle. Ein paar hundert Kilometer weiter läuft der Fluss durch die indische Hauptstadt Delhi. Hier leiten Industrie und Privathaushalte unkontrolliert ihre Abwässer ein. Wenn der Yamuna die Millionen-Metropole verlässt, ist sein Wasser so verschmutzt, dass man ihn als toten Fluss bezeichnet.

Ähnliche Beispiele zeugen in vielen Ländern Asiens davon, dass die wirtschaftliche Entwicklung auf Kosten der Natur erfolgt. Taqsem Khan kennt das aus Dhaka, der Hauptstadt von Indiens Nachbarland Bangladesch. Khan leitet die städtischen Wasserwerke, die mehr als 12 Millionen Menschen mit Wasser versorgen.

Eigentlich habe Dhaka genügend Wasser, es gebe zahlreiche Flüsse, sagt Khan auf der Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft in Gurgaon bei Delhi. "Das Problem ist aber, dass die Flüsse stark verschmutzt sind. Die Industriebetriebe leiten ihr Abwasser dort völlig ungeklärt ein", so Khan.

Grundwasserspiegel sinkt

Khan lässt das Wasser daher aus der Erde hochpumpen. "Wir decken 87 Prozent unseres Wasserbedarfs mit Grundwasser ab", so Khan. Dadurch fällt allerdings der Grundwasserspiegel rapide ab - jedes Jahr um 1,3 Meter. "Das ist natürlich nicht nachhaltig", sagt Khan. Aber es sei billiger, als das verschmutzte Wasser der Flüsse so aufzubereiten, dass es von Menschen genutzt werden kann.

Der Fluss Shitalakkhya nahe Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs (Foto: Getty Images/AFP)
Boote auf dem Fluss Shitalakkhya bei DhakaBild: Getty Images/AFP

"Wasseraufbereitung ist immer teuer", sagt Axel Heitmann. "Am besten ist deshalb, wenn erst gar kein verschmutztes Wasser in den Fluss kommt." Der Chef des deutschen Chemiekonzerns Lanxess kennt die Problematik. Ein ganzer Unternehmensbereich von Lanxess verdient Geld, indem er Verfahren zur Wasseraufbereitung entwickelt.

Trockene Fabrik

In einem Standort in der indischen Provinz Gujarat im Nordwestens Indiens ist Lanxess noch einen Schritt weiter gegangen. Bei der Chemiefabrik fällt nach Angaben Heitmanns überhaupt kein Abwasser mehr an. "Wir verwenden ganz neue Technologien, um keinerlei Wasser in die Flüsse zu leiten", sagt Heitmann. "Wir reinigen unser gesamtes Abwasser durch Umkehrosmose und Evaporierungstechnologien. So recyclen wir 100 Prozent des genutzten Wassers."

Ganz so weit ist man in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka noch nicht. Doch die Regierung hat zumindest Gesetze erlassen, die das Einleiten von ungeklärtem Abwasser verbieten. Zwar halten sich noch nicht alle Firmen an die Auflagen, sagt Taqsem Khan, der Leiter der Wasserversorgung von Dhaka: "Doch die Belastung der Flüsse geht langsam zurück."

Große Pläne in Dhaka

Die Umweltgesetzgebung in Dhaka ist Teil eines ambitionierten Plans. Bis zum Jahr 2021 will das Wasserwerk seine Versorgung völlig umstellen. Während zurzeit nur 13 Prozent des Wassers aus den Flüssen kommt, sollen es dann 70 Prozent sein.

Dazu muss die Verschmutzung der Flüsse dauerhaft reduziert werden, außerdem braucht es leistungsfähige Kläranlagen. Hier könnten auch deutsche Firmen ins Spiel kommen: "Für uns ist 'Clean Water' ein sehr interessantes und wichtiges Geschäftsmodell", sagt Lanxess-Chef Heitmann.

Steigende Preise

Bangladesch hofft, die gewaltigen Investitionen für die Umstellung der Wasserversorgung mit Unterstützung der Weltbank und der Asiatischen Entwicklungsbank finanzieren zu können. Doch am Ende müssen die Kosten auch wieder erwirtschaftet werden, macht Khan deutlich: "Eine nachhaltige Versorgung kann es nur geben, wenn der Wasserpreis die tatsächlichen Kosten widerspiegelt."

Zurzeit ist die öffentliche Wasserversorgung, die Khan leitet, noch von der Regierung abhängig, die ein Drittel des Wasserpreises subventioniert. "Wir wollen das nicht mehr", sagt Khan. "Wir müssen für unser Wasser den vollen Preis verlangen, wenn wir unsere Ziele erreichen und Investoren anziehen wollen."

Wenn der Chef der städtischen Wasserversorgung die Regierung von seinen Plänen überzeugen kann, wird Wasser für die Einwohner Dhakas deutlich teurer.