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Schub für Biotech-Branche in USA

12. Oktober 2001
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Jede Katastrophe hat auch ihre Nutznießer. In diesem Fall ist es die Biotechnologiebranche. Seitdem das US-Verteidigungsministerium beinahe täglich vor möglichen Angriffen mit Biowaffen warnt, werden plötzlich Produkte zum Verkaufsschlager, die vorher nur ausgewiesenen Experten ein Begriff waren.

Die Apotheken von New York erlebten nach dem 11. September einen Ansturm auf das Antibiotikum Cipro von Bayer, das gegen den Milzbrand-Erreger helfen soll. Stark gestiegen ist auch die Nachfrage nach einem Apparat mit dem Namen "Smart Cycler". Das Gerät, nicht größer als ein Laptop, kann in weniger als einer halben Stunde feststellen, ob ein Anschlagsopfer einen gefährlichen Krankheitserreger im Körper trägt. Über 400 Systeme hat die Firma Cepheid schon ausgeliefert. "Eine Menge Leute haben sich in den vergangenen Wochen nach unseren Produkten erkundigt", sagt Vorstandschef Thomas Gutshall.

Mehr Fördermittel

Der amerikanische Verband Biotechnology Industry Organization (BIO) rechnet als Folge der aufkommenden Angst mit einem Anstieg staatlicher Fördermittel. Hunderte kleine und mittlere Biotech-Firmen erhoffen sich so neue Chancen. Mit mehr Geld könne die Entwicklung etwa von Impfstoffen und Arzneien wesentlich beschleunigt werden, glaubt der Branchenverband BIO. Finanziert werden Projekte unter anderem über die DARPA, die Forschungsabteilung des Pentagon. Ihr Etat für den Schutz vor Biowaffen betrug im Haushaltsjahr 2001 über 350 Millionen Mark. Der Verband BIO hofft, dass der Etat für das kommende Haushaltsjahr noch erhöht wird.

Auf mehr Geld hofft auch die Firma GeneSoft in San Francisco. Sie forscht an einem Breitband-Antibiotikum, mit dem ein ganze Reihe von Krankheiten von Milzbrand bis Windpocken bekämpft werden soll. Bislang bekam das Unternehmen von Pentagon und Armee rund 20 Millionen Mark. Gespräche über eine stärkere Förderung fänden bereits statt, so der Chef David Singer.

Mittel gegen Anthrax

Auch EluSys im Bundesstaat New York arbeitet an einem neuartigen Medikament gegen Anthrax und andere gefährliche Infektionskrankheiten. Das Mittel könne sowohl nach Auftreten der Krankheit als auch vorbeugend eingenommen werden, sagt Firmenchef Stephen Sudovar. Die Wirkstoffe ahmen die Funktionweise des natürlichen Immunsystems nach, indem sie die Giftstoffe an die roten Blutkörperchen heften. Der Vorteil sei die schnelle Wirkung, betont Sudovar. Innerhalb von zwei Stunden stoße der Körper die Gifte aus. EluSys arbeitet zwar schon seit über einem Jahr mit der Armee zusammen, bekommt bisher aber keine Zuschüsse. Die Chancen für Staatsgelder sieht Sudovar seit dem 11. September aber gestiegen. Mit den Zuschüssen könne seine Firma in etwa zwei Jahren ein Mittel gegen Anthrax auf den Markt bringen, sagt er.