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Schutzmaßnahmen gegen Illegalen Organhandel

6. Mai 2002

- Parlament in Prag verabschiedet Transplantationsgesetz

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Prag, 5.5.2002, RADIO PRAG, deutsch, Lothar Martin

In Tschechien bzw. in der Tschechoslowakei werden schon knapp vier Jahrzehnte Transplantationen durchgeführt - die erste erfolgreiche Nierentransplantation geht auf das Jahr 1966 zurück. Legislative Regelungen zur Durchführung der Transplantationen waren zweifelsohne vorhanden, doch das erste richtige Transplantationsgesetz in Tschechien gibt es erst seit Donnerstag. Da wurde es im Prager Abgeordnetenhaus verabschiedet. (...)

Für das von den Abgeordneten gebilligte Transplantationsgesetz hatte sich insbesondere auch der Leiter des Transplantationszentrums des Instituts für klinische und experimentelle Medizin (IKEM) in Prag, Stefan Vitko, eingesetzt. Bereits 1992 hatten er und seine Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium den ersten Entwurf eines solches Gesetzes ausgearbeitet, der jedoch aus verschiedenen Gründen nicht behandelt wurde. Erst im vorigen Jahr, als in Tschechien Meldungen über den illegalen Organhandel einer von einem russischen und deutschen Bürger gegründeten Prager Gesellschaft aufgetaucht waren, wurde die Erarbeitung des Transplantationsgesetzes wieder forciert. Anhand dieses Gesetzes soll nun u.a. auch ein nationales Register über diejenigen Personen entstehen, die es ablehnen, dass ihre körpereigenen Organe nach dem Tod ausgeschlachtet und als Organspenden zu Transplantationen verwendet werden. Wenn ein Kind oder eine nicht zurechnungsfähige Person sterben sollten, kann diese Ablehnung durch die Eltern oder die gesetzlich festgeschriebenen Erziehungsberechtigten erfolgen. Das neue Gesetz, das nach seiner Behandlung im Senat und nach seiner Unterzeichnung durch den Präsidenten ab dem 1. September dieses Jahres in Kraft treten soll, wird den Ärzten und Patienten, so der Abgeordnete Josef Janecek, mehr Sicherheit verleihen, da jedes entnommenes Organ von einer klaren Dokumentation begleitet sein muss.

Aber auch in der Vergangenheit hat man in Tschechien schon relativ erfolgreich auf dem Transplantationssektor gearbeitet. Zur Entwicklung dieses medizinischen Bereichs sagte Stefan Vitko gegenüber Radio Prag: "Die erste erfolgreiche Nierentransplantation in der damaligen Tschechoslowakei wurde im Jahr 1966 durchgeführt. Die Spenderin der Niere war eine Mutter, Frau Pavlíková, die auch heute noch lebt. Der Empfänger war ihr Sohn, der seinerzeit per Dialyse behandelt wurde. Insgesamt sind bis zum heutigen Tag mehr als 4000 Patienten mittels einer Transplantation an ihrer erkrankten Niere behandelt worden. Des weiteren werden in Tschechien Transplantationen der Leber, der Bauchspeicheldrüse und des Herzens durchgeführt. Zuletzt haben wir auch mit einem Programm zur Transplantation der Lunge begonnen."

Und auch hinsichtlich der Erfolgsrate bei den Transplantationen kann sich die Tschechische Republik in Europa sehen lassen. Dazu sagte Vitko: "Dieser Bereich der tschechischen Medizin ist völlig vergleichbar mit dem Niveau der in den entwickelten europäischen Staaten durchgeführten Transplantationen. Wenn man die Anzahl der durchgeführten Transplantationen bei je einer Million Einwohner zu Rate zieht, dann belegt die Tschechische Republik bei den Nierentransplantationen den 3. bis 4. Platz in Europa und bei den Lebertransplantationen den 6. Platz. Im Nierenbereich werden hierzulande wesentlich mehr Transplantationen durchgeführt als zum Beispiel in Deutschland und Dänemark. Und auch bei den nach der Transplantation erzielten Ergebnissen stehen wir nicht zurück." (fp)