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Schwarzer Pfarrer in Bayern gibt auf

6. März 2016

Der aus dem Kongo stammende Pfarrer des bayerischen Ortes Zorneding stellte sich gegen fremdenfeindliche Äußerungen der CSU-Ortsvorsitzenden. Dann erhielt er Morddrohungen. Nun zieht er die Konsequenzen.

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Katholische Pfarrkirche von Zorneding (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa/P. Kneffel

Nach mehreren Morddrohungen gegen ihn tritt der katholische Pfarrer der oberbayerischen Gemeinde Zorneding (Landkreis Ebersberg), Olivier Ndjimbi-Tshiende, zurück. Am 1. April werde der Geistliche eine neue Stelle im Bistum antreten, sagte der Sprecher des Erzbistums München und Freising, Bernhard Kellner, am Sonntag. Er bestätigte damit entsprechende Medienberichte.

Fünf Morddrohungen

Der 66 Jahre alte gebürtige Kongolese Ndjimbi-Tshiende hatte in den vergangenen Monaten fünf Morddrohungen erhalten, da er sich klar gegen fremdenfeindliche und rassistische Äußerungen der ehemaligen CSU-Ortsvorsitzenden Sylvia Boher positioniert hatte. Das Erzbistum nahm das Rücktrittsgesuch des Pfarrers an, wie Kellner sagte. "Wir bedauern das sehr und stehen an seiner Seite." Am Sonntag informierte der Pfarrer die Gemeindemitglieder im Gottesdienst über seinen Weggang. Er hatte die Pfarrei Sankt Martin 2012 übernommen.

Screenshot Pfarrgemeinde St. Martin Zorneding
Bild: st-martin-zorneding.de

Rassistische Äußerungen

Die ehemalige CSU-Ortsvorsitzende Boher hatte im örtlichen Partei-Mitteilungsblatt geschrieben, Bayern werde von Flüchtlingen regelrecht überrannt. Es handele sich um eine Invasion. Migranten aus dem afrikanischen Eritrea nannte sie Militärdienstflüchtlinge. Nachdem der Pfarrgemeinderat die Äußerungen Bohers missbilligt hatte, sagte CSU-Gemeinderat Johann Haindl in Richtung Ndjimbi-Tshiende: "Der muss aufpassen, dass ihm der Brem (Altpfarrer der Gemeinde Zorneding, Anm. d. Red.) nicht mit dem nackerten Arsch ins Gesicht springt, unserem Neger."

Nach massiver Kritik traten Boher und Haindl schließlich im November von ihren Parteiämtern zurück. Haindl legte auch sein Gemeinderatsmandat nieder. Boher ist nach wie vor im Gemeinderat vertreten.

cr/rb (dpa)