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Schweinegrippe breitet sich weiter aus

28. April 2009

Nun hat die Schweinegrippe auch Deutschland erreicht. Drei Verdachtsfälle wurden bestätigt. In Texas, USA ist am Mittwoch erstmals ein Mensch außerhalb Mexikos an der Grippe gestorben.

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Symbolbild Schweinegrippe (Montage: DW)
Über 150 Menschen sind in Mexiko bereits an der Krankheit gestorben.Bild: picture alliance / landov

Wie das Berliner Robert Koch-Institut am Mittwoch (29.04.2009) mitteilte, wurde der zuerst in Mexiko aufgetretene Virus-Typ H1N1 bei einem Mann nachgewiesen, der im Universitätskrankenhaus Regensburg behandelt werde. Einen weiteren Fall gebe es in Kulmbach, ebenfalls in Bayern. Die erkrankte Frau sei aus Mexiko zurückgekehrt. Zudem sei in Hamburg die Schweinegrippe bei einer 22-Jährigen diagnostiziert worden. Die junge Frau sei nach einer Mexiko-Reise mit Grippe-Symptomen ins Krankenhaus gekommen.

Sieben Erkrankungen in Europa bestätigt

Damit sind in Europa inzwischen sieben Erkrankungen von Menschen an Schweinegrippe bestätigt.

Bereits in der Nacht auf Mittwoch hat die Weltgesundheits-organisation angesichts der weiteren Ausbreitung der Schweinegrippe die Pandemie-Warnstufe von drei auf vier erhöht. Die Entscheidung für eine Heraufsetzung der Warnstufe sei nach Krisenberatungen mit Grippeexperten aus der ganzen Welt gefallen, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) an ihrem Sitz in Genf mit.

Warnstufe vier bedeutet, dass das Risiko einer weltweiten Epidemie, also einer Pandemie, deutlich gestiegen ist. Insgesamt umfasst die Skala sechs Stufen. Laut WHO-Generaldirektor Keiji Fukuda ist eine Eindämmung der Seuche im Moment praktisch unmöglich, da sich das mutierte Schweinegrippevirus vom Typ H1N1 schon auf mehrere Länder ausgebreitet habe.

Keine Weltregion sicher

Fukuda betonte, keine Weltgegend sei vor Schweinegrippe-Infektionen sicher. "In einem Zeitalter, in dem die Menschen mit Flugzeugen so schnell die ganze Welt bereisen, gibt es keine Region, in die sich das Virus nicht ausbreiten könnte", sagte er.

Die WHO empfiehlt jedoch keine Reisebeschränkungen und auch nicht das Schließen von Grenzen. Es sollten aber möglichst Reisen in gefährdete Regionen vermieden werden. Grundsätzlich gebe es keine Gefahr durch den Genuss gekochten Schweinefleisches oder durch Produkte aus Schweinefleisch.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt sagte der "Bild"-Zeitung, Deutschland wäre auf einen Ausbruch der Schweinegrippe gut vorbereitet. "Bund, Länder, Ärzte, Krankenhäuser und Rettungsdienste wissen genau, was sie im Ernstfall zu tun haben. Es gibt einen ausgearbeiteten Pandemieplan, der auch funktioniert, wie die Abstimmung der letzten Tage zeigt", erkärte die SPD-Politikerin.

Virus erreicht auch asiatisch-pazifische Region

Ulla Schmidt im Porträt(Foto: dpa)
Bundesgesundheitsministerin Schmidt: Deutschland ist gut vorbereitetBild: picture-alliance/dpa

Nach dem amerikanischen Kontinent und Europa hat das neuartige Schweinegrippevirus nun auch die asiatisch-pazifische Region erreicht. In Neuseeland bestätigte die Gesundheitsbehörde elf Infektionen mit dem gefährlichen Virus, das sich von Mensch zu Mensch überträgt. Betroffen sind Studenten, die auf einer Studienreise in Mexiko gewesen waren. Auch in Israel wurde bei einem Mann, der zuvor nach Mexiko gereist war, eine Erkrankung registriert.

Gesundheitsnotstand in den USA

Erstmals ist außerhalb Mexikos ein Mensch nachweislich an der Schweinegrippe gestorben. Im US-Staat Texas starb ein 23 Monate altes Kind an dem Virus, bestätigte der Direktor der US-Seuchenbehörde CDC, Richard Besser, am Mittwoch in Atlanta. In den Vereinigten Staaten sind bislang 64 Menschen erkrankt, allein 28 der Patienten sind Schüler eines New Yorker Privatgymnasiums. US-Präsident Barack Obama sprach von einem Grund zur Besorgnis, aber keinem Grund zu Alarm. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg sagte, es handele sich nur um eine leichte Form der Grippe. Alle Patienten seien auf dem Weg der Genesung.

Die USA hatten bereits am Sonntag den "Gesundheitsnotstand" ausgerufen. Dabei handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme, um zu gewährleisten, dass die nötigen Mittel rasch zur Verfügung stünden, hieß es.

150 Tote in Mexiko

Tamiflu-Packung (Foto: AP)
Betroffene werden mit Medikamenten behandelt, um Schlimmstes zu verhindernBild: AP

In Mexiko stieg die Zahl der Menschen, die vermutlich an der Schweinegrippe gestorben sind, derweil auf etwa 150. Nachweislich sind sieben Patienten an dem Erreger gestorben. Im ganzen Land werden nach Regierungsangaben fast 2000 Grippekranke in Kliniken behandelt. Nachgewiesen wurde das mutierte Virus jedoch erst bei etwa 170 Menschen.

Die Regierung von Mexiko-Stadt erwog zuletzt, das Wirtschaftsleben in der Metropole vorübergehend ruhen zu lassen, um die Ausbreitung des Virus zu hemmen.

Erdbeben der Stärke 5,6

Am Montag wurde Mexiko zu allem Überfluss auch noch von einem Erdbeben erschüttert. In der Hauptstadt kamen hohe Gebäude ins Wanken. Laut US-Experten hatte das Beben eine Stärke von 5,6. Das Epizentrum lag in der Nähe von Chilpancingo, rund 210 Kilometer südwestlich von Mexiko-Stadt.

In der Küstenstadt Guerrero starben zwei Frauen im Alter von 67 und 75 Jahren an einem Herzinfarkt. In Acapulco stürzten vier Häuser ein.

Das Auswärtige Amt rät auf seiner Internetseite von "nicht unbedingt erforderlichen" Reisen nach Mexiko ab. Eine formelle Reisewarnung gibt es aber noch nicht. (as/wa/gri/uh/dpa/ap)