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Schweinegrippe in Europa

24. Juli 2009

Die Schweinegrippe breitet sich in Europa rasant aus. Die meisten Fälle werden aus Großbritannien und Deutschland gemeldet - allein hier stieg die Zahl der Infizierten innerhalb eines Tages um ein Drittel.

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Eine Ärztin für Infektiologie der Uni-Klinik Düsseldorf mit einer Spritze. (Foto: dpa)
Schnupfen oder Schweinegrippe?

Die Zahl der gemeldeten Infektionen stieg um 637 auf 2455 Fälle, wie das Robert-Koch-Institut (RKI), die oberste deutsche Gesundheitsbehörde, am Donnerstag (23.07.2009) auf seiner Internetseite mitteilte. Allein 528 der Neuinfektionen wurden demnach bei Reiserückkehrern diagnostiziert, vor allem bei wieder in Deutschland eingetroffenen Spanien-Urlaubern. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Jörg Hacker, sagte in einem Fernsehinterview, besonders die rasante Ausbreitung des Virus im Sommer sei ungewöhnlich. Menschen mit chronischen Grunderkrankungen und Schwangere seien besonders empfänglich für eine Infektion, sagte Jörg Hacker.

11.000 Infizierte in Großbritannien

In Großbritannien ist die Zahl der Infizierten auf etwa 11.000 gestiegen, so die EU-Seuchenbehörde. Dabei handelt es sich um bestätigte Infektionen. Das Gesundheitsministerium schätzt die Zahl der Verdachtsfälle sogar auf 100 000. Die Schätzung des Gesundheitsministeriums vom Donnerstag beruht auf Laborergebnissen und der Zahl von Patienten in ärztlicher Behandlung.

Karte mit den Brennpunkten der Schweinegrippe (Foto: ECED)
Die Grippeerreger reisen mit Urlaubern (Quelle: ECDC)

Die Zahl der neuen Infektionen nimmt seit Ende April stark zu. Im Moment werden pro Woche rund 3500 bis 4000 neue Infektionen in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie Norwegen, der Schweiz und Island erfasst. 33 Menschen sind an der Infektion gestorben, 29 davon in Großbritannien, vier in Spanien. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation von Mittwoch sind weltweit 146.738 Menschen an der Schweinegrippe erkrankt, 850 sind daran gestorben.

Warnung der EU-Kommission

Androulla Vassiliou bei einer Pressekonferenz (Foto: AP)
EU-Kommissarin Vassiliou (l.) beim Krisentreffen mit Gesundheitsministern im April 2009Bild: AP

Die EU-Kommission hat vor der schnelleren Ausbreitung der Schweinegrippe gewarnt. Die zuständige Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou sagte in Brüssel, die Sterblichkeitsrate sei in Europa zwar noch niedrig, aber im Spätherbst sei mit einem deutlichen Anstieg der Todesfälle zu rechnen. Durch mehr Reisen in der Urlaubszeit werde sich der Erreger schneller ausbreiten, sagte Vassiliou. Sie forderte eine gemeinsame Impfstrategie der EU-Staaten, die für die Gesundheitsvorsorge allein verantwortlich sind. Die EU-Kommission kann nur koordinierend tätig werden.

In Großbritannien ist auch die Frau des ehemaligen Premierministers Tony Blair, Cherie, vermutlich erkrankt. In den allermeisten Fällen verläuft die Schweinegrippe relativ mild. Die Sterberate liege nach Angaben britischer Wissenschaftler vom Imperial College in London nicht wesentlich höher als die Sterberate einer normalen Wintergrippe. Auch britische Spitzenfußballer und Mitglieder des Königlichen Balletts sind betroffen. Auch bei ihnen verläuft die Krankheit nach Presseberichten relativ milde.

Massenimpfungen geplant

Ein Patient wird mit dem Influenza-Spaltimpfstoff Mutagrip geimpft (Foto: AP)
Deutschland und Italien planen MassenimpfungenBild: AP

In Deutschland wird für den Herbst eine Massenimpfung von Ärzten, Krankenschwestern, Polizisten und anderen relevanten Berufsgruppen vorbereitet. Das Bundeskabinett muss einer entsprechenden Verordnung noch zustimmen.

In Italien bereitet Gesundheitsminister Maurizio Sacconi eine Massenimpfung vor. Er will 48 Millionen Dosen des Impfserums bestellen, an dessen Entwicklung noch gearbeitet wird. Italien will die Mitarbeiter des Gesundheitswesens und die Polizei, die Feuerwehr und Menschen über 65 Jahren von November an in einer ersten Welle impfen lassen.

Autor: Bernd Riegert
Redaktion: Julia Kuckelkorn

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