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Schweinegrippe sorgt für weltweite Besorgnis

26. April 2009

Die Zahl der Toten nach dem Ausbruch der Schweinegrippe in Mexiko ist auf mehr als 80 gestiegen. Weitere 1300 Menschen sind infiziert. Die Weltgesundheitsorganisation WHO ruft zu weltweiter Wachsamkeit auf.

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Polizist mit Schutzmaske in einem öffentlichen Gebäude (Foto: AP)
Schutzmasken sollen eine Ausbreitung der Krankheit verhindernBild: AP

Die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärte in der Nacht zu Sonntag (26.04.2009) nach einer Sitzung ihres Notfall-Komitees in Genf, der Ausbruch der Epidemie in Nordamerika stelle einen "Notfall der öffentlichen Gesundheit im internationalen Ausmaß" dar. Das Wissen über die Eigenschaften des neuen Grippevirus und die Art seiner Ausbreitung sei aber noch zu lückenhaft, um weitere Maßnahmen zu empfehlen.

WHO-Direktorin Margaret Chan war am Samstagabend mit internationalen Grippe-Experten zu einer Krisensitzung zusammengetroffen. Sie hatte zuvor erklärt, der Ausbruch der Schweinegrippe habe das Potenzial für eine Pandemie, also eine weltweite Ausbreitung der Krankheit mit hoher Sterberate. Bei einer Gefahr für die Weltbevölkerung kann die WHO Reise- sowie Handelsbeschränkungen empfehlen, die von den Nationalstaaten umgesetzt werden müssten. Die WHO ordnete die mexikanische Schweinegrippe auf ihrem sechsstufigen Grippe-Pandemie-Alarmplan in Stufe 3 ein.

US-Behörden: Virus schwer unter Kontrolle zu bringen

Auch die US-Behörden warnten vor der Gefährlichkeit des mutierten Erregers vom Typ A/H1N1. Die Schweinegrippe sei möglicherweise nicht unter Kontrolle zu bringen, sagte eine Mitarbeiterin des US-Zentrums für Krankheitsüberwachung und Vorbeugung. Angesichts zahlreicher Infektionsherde in vielen verschiedenen Gemeinden sei nicht davon auszugehen, dass sich die Krankheit schnell eindämmen lasse.

Die Zahl der Infizierten ist kaum überschaubar. Insgesamt gehen die Behörden davon aus, dass sich bereits mehr als 1300 Menschen mit dem neuen Erreger angesteckt haben, die meisten davon in Mexiko, aber auch mehrere in den USA. Bisher sind in Mexiko vermutlich schon mehr als 80 Menschen an der Krankheit gestorben, 20 waren nachweislich mit dem Virus infiziert. In den USA wurde die Schweinegrippe bei elf Patienten in Kansas und Kalifornien bestätigt. Aus New York wurden acht Verdachtsfälle bestätigt.

WHO: Virus ist besonders gefährlich

Soldaten verteilen in Mexiko Schutzmasken an Bürger (Foto: AP)
Soldaten verteilen in Mexiko Schutzmasken an BürgerBild: AP

Das Virus ist nach Angaben der WHO besonders gefährlich, weil er zum einen sowohl beim Menschen als auch bei Schweinen und Vögeln vorkommen kann. Zum anderen trifft er besonders stark junge, gesunde Erwachsene - und nicht wie gewöhnlich Kleinkinder und ältere Menschen. Besorgnis löst bei den Experten aus, dass der neue Erreger anscheinend per Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen werden kann.

In Mexiko-Stadt wurden angesichts des Ausbruchs der Schweinegrippe für zunächst zehn Tage alle öffentlichen Veranstaltungen abgesagt. Der Bürgermeister der Millionenmetropole, Marcelo Ebrard, versucht, die Bevölkerung dennoch zu beruhigen. Die Stadt habe genug Medikamente zur Behandlung der mit dem neuartigen Virus infizierten Menschen. Jetzt gehe es vor allem darum, eine Ausbreitung der Infektionskrankheit zu verhindern.

Gegen das Virus vorbeugen: Ein Mann in der U-Bahn von Mexiko-Stadt trägt einen Mundschutz (Foto: AP)
Gegen das Virus vorbeugen: Auch in der U-Bahn von Mexiko-Stadt trägt man einen MundschutzBild: AP

Schulen, Museen, Bibliotheken und Theater blieben in der Hauptstadt geschlossen, in U-Bahnen und Bussen wurden Schutzmasken an Fahrgäste verteilt. Die katholische Kirche schränkte die Gottesdienste ein. Staatspräsident Felipe Calderón berief das Kabinett zu einer Krisensitzung ein.

Deutsche Behörden prüfen Schutzmaßnahmen

Das staatliche deutsche Robert Koch-Institut prüft derzeit das weitere Vorgehen. Die Befunde aus den USA sprächen nicht für eine besonders krank machende Wirkung. Die Patienten dort hätten sich von ihren Infektionen gut erholt. Die Fälle aus Mexiko seien jedoch schwer zu bewerten, erklärte das Institut. "Derzeit kann man schlicht noch nicht sagen, ob das Virus auf Mexiko und die USA beschränkt bleibt oder sich ausbreitet", sagte eine Sprecherin. Die Behörde sei im Gespräch mit den Bundesländern, um Empfehlungen für die Flughäfen zu geben.

Das neue Virus vom Typ A/H1N1 hat bei den Infizierten typische Grippe-Symptome wie Schnupfen, Husten, hohes Fieber und Halsschmerzen ausgelöst. Auch Lungenentzündungen hatten sich nach der Infektion entwickelt. (fw/kle/haz/sc/dpa/rtr/ap/afp)