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Schweinerei im Weltall

2. April 2009
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Weltrauschrott umkreist die Erde (photo: picture alliance)
Die Erdumlaufbahn ist eine kreisende Müllkippe ...Bild: picture-alliance/dpa

Die Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation müssen sich langsam vorkommen wie unter Trommelfeuer: Ständig zischen kosmische Geschosse an ihnen vorbei, fast täglich müssen sie mit waghalsigen Manövern den anrauschenden Trümmern ausweichen – oder, wenn gar nichts mehr hilft, hastig in die Rettungskapsel flüchten. Aber es sind nicht E.T. & Co., die die ISS unter Beschuss nehmen: Es ist der eigene Dreck der Raumfahrer, der umher fliegende Müll früherer Missionen, der das Leben in der Umlaufbahn zum riskanten Abenteuer macht. "Friendly fire" heißt so etwas beim Militär...

Weltraumexperte und Wissenschaftsjournalist Dirk Lorenzen
... findet Weltraumexperte Dirk LorenzenBild: DW

Haben heute vor allem US-Raumfähren zumeist schon Probleme, überhaupt in den Himmel aufzusteigen, erinnern die Trümmerschwärme an die glückseligen Anfangsjahre der Raumfahrt, als man gedankenlos alles ins All geschossen hat, was bei drei nicht von der Rampe war. So hat ein halbes Jahrhundert Raumfahrt aus dem erdnahen Weltraum eine kreisende Mülldeponie gemacht. Mehr als 5000 Tonnen Material schwirren um die Erde – das meiste davon ist Schrott. Ob explodierte Raketenstufen, abgesprengte Bolzen, ausgediente Motoren oder gerissene Isoliermatten – es gibt nichts, was nicht als potentielle Bombe um unseren Planeten trudelt. Zur Not verklappen US-Astronautinnen – kein Witz! – auch schon mal ihre Handtasche in den Erdorbit. Bei 28.000 Kilometern pro Stunde Tempo werden aus Lippenstift und Puderdose tödliche Geschosse, die auch funktionierende Satelliten vom Himmel holen können.

Die Geister, die die Raumfahrer einst riefen, fliegen ihnen nun selbst um die Ohren. Es wird die Zeit kommen, in der kostbare Hightech-Satelliten reihenweise entleibt werden, weil die himmlischen Schrotladungen mit schöner Regelmäßigkeit weitere Satelliten zerlegen. Die neuen Trümmer schaffen Nachschub und verschärfen das Problem: Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch die ISS schwere Treffer von Weltraumschrott zu verzeichnen hat. Allerdings halten Spötter das fußballfeldgroße Monstrum in der Umlaufbahn ohnehin für das größte Stück Weltraummüll – aber das ist eine andere Geschichte...

Autor: Dirk Lorenzen

Redaktion: Judith Hartl