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Schweres Unglück in Kabul

7. März 2002

Zwei Angehörige der Bundeswehr und drei dänische Soldaten sind bei einer Explosion in der Nähe von Kabul ums Leben gekommen. Acht weitere Soldaten der internationalen Schutztruppe wurden zum Teil schwer verletzt.

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Bei Kabul laufen die Untersuchungen des UnfallsBild: AP

Nach Angaben von Generalinspekteur Kujat passierte der Zwischenfall bei der Entschärfung von einer oder zwei SA 3-Boden-Luft-Raketen russischer Bauart. Sie seien aus bislang unbekannter Ursache vorzeitig detoniert. Der Generalinspekteur sprach von einem "sehr tragischen Unfall". Dieser werde aber keine Auswirkung auf den Auftrag der Schutztruppe haben. Der Unfall sei aber nicht gerade motivierend für die Soldaten. Kujat wies energisch Spekulationen zurück, die Soldaten seien für den Einsatz nur unzureichend ausgerüstet gewesen. Das Gegenteil sei der Fall.

Die Bundeswehr ist derzeit mit knapp 1000 Soldaten an der Schutztruppe beteiligt, die in der Hauptstadt Kabul und im Umland zur Sicherheit beiträgt und damit die Übergangsregierung unterstützt.

Kämpfe gehen weiter

Unterdessen gehen die Kämpfe in Ostafghanistan unvermindert weiter. Die USA verstärken ihre Truppen in der Region und warnen vor Terroranschlägen in Kabul. Die Offensive der US-Truppen und ihrer Verbündeten im Osten Afghanistans hält auch nach fast einwöchigem Kampf gegen Stellungen der El-Kaida-Organisation an. Dabei wurden nach Angaben der Alliierten innerhalb von fünf Tagen etwa 400 El-Kaida-Kämpfer getötet. Bei den Gefechten starben auch acht amerikanische Soldaten.

Weitere Luftangriffe

Am Mittwoch (6.3.) flog die US-Luftwaffe nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AIP erneut Angriffe gegen Stellungen der Moslem-Extremisten. Zudem waren in der ganzen Nacht amerikanische B-52-Bomber und Hubschrauber im Einsatz. Nach US-Angaben wurden die amerikanischen Streitkräfte in Ostafghanistan zusätzlich verstärkt. Drei Bataillone mit mehreren hundert Mann seien von Kandahar nach Bagram verlegt worden.

Belohnung für El-Kaida-Kämpfer

Die Kämpfe konzentrierten sich nach US-Angaben auf das rund 50 Kilometer südlich von Gardes gelegene Tal von Schahi Kot. Angesichts des anhaltenden Widerstands der Untergrundkämpfer setzen die Alliierten auch auf die Mitwirkung der Bevölkerung. Afghanische Geheimdienstmitarbeiter verteilten am Mittwoch Flugblätter in der Umgebung der Stadt Gardes, die für jeden gefangenen El-Kaida-Kämpfer eine Belohnung von 150 Millionen Afghanis (4.600 Euro) versprechen.

Terroranschläge in Kabul

Aus US-Kreisen verlautete unterdessen, El-Kaida-Anhänger planten eine Serie von Autobombenanschlägen in Kabul. Auf diese Art wolle das Terrornetzwerk der internationalen Schutztruppe und der Übergangsregierung von Hamid Karsai Schaden zufügen.

Die Vereinigten Staaten erwägen, die Stärke der UN-Schutztruppe auf 9.000 Soldaten zu verdoppeln. Wie westliche Diplomaten am Dienstagabend in New York erklärten, soll auch geprüft werden, ob das Einsatzgebiet der Truppe von Kabul und Umgebung auf andere Städte Afghanistans ausgeweitet werden kann. Im Gespräch sind den Angaben zufolge Masar-i-Scharif, Kundus, Dschalalabad sowie Kandahar und Herat. Mit einer Entscheidung werde erst in mehreren Wochen gerechnet, hieß es. Die derzeit 4.500 Mann starke Truppe, darunter 1.200 deutsche Soldaten, ist bislang ausschließlich in Kabul und Umgebung im Einsatz.

Ende der Angriffe gefordert

Unterdessen mehren sich in der Bevölkerung der Region offenbar die Stimmen, die ein Ende der Luftangriffe fordern. Bewohner der Ortschaft Surmad erklärten am Mittwoch, in den Bergen bei Gardes seien auch viele Frauen und Kinder, die zusammen mit ihren Ehemännern und Vätern den Angriffen ausgesetzt seien. (mik/wga)