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Schweres Zugunglück nahe Paris

13. Juli 2013

Ineinander verkeilte Waggons, ein verwüsteter Bahnsteig, dazwischen Tote und Verletzte. Für die Passagiere eines französischen Intercitys endete die Fahrt ins Wochenende in einer Katastrophe.

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Rettungskräfte vor umgestürztem Zugwaggon (Foto: Reuters)
Tote bei Zugunglück nahe ParisBild: Reuters

Bei einem Zugunfall in der Nähe von Paris sind jüngsten Meldungen zufolge mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben der Rettungskräfte erlitten zudem Dutzende Reisende Verletzungen. 22 Passagiere mussten in Krankenhäuser gebracht werden. Laut Präfekt Michel Fuzeau trugen neun Menschen schwerste Verletzungen davon.

Der Intercity entgleiste am Freitag um 17.15 Uhr aus noch ungeklärter Ursache im Bahnhof von Brétigny-sur-Orge. Der Ort liegt 40 Kilometer südlich der Hauptstadt. Nach Angaben von Frankreichs Bahnchef Guillaume Pepy reisten rund 370 Menschen in dem Zug, der auf dem Weg von Paris nach Limoges war. Ersten Erkenntnissen zufolge wurde der Intercity im Bahnhof aus noch ungeklärter Ursache in zwei Teile gerissen. Während der eine Zugteil weiterrollte, krachte der andere auf den Bahnsteig. Mehrere Waggons schoben sich ineinander.

Schweres Zugungück bei Paris

Hunderte Rettungskräfte und mehrere Hubschrauber waren nach dem Unglück im Einsatz. Einige Reisende waren Stunden in Waggons eingeklemmt.

Steigende Opferzahl wird befürchtet

Innenminister Manuel Valls erklärte, wahrscheinlich werde sich die Opferzahl weiter erhöhen. Viele Verletzte befänden sich in einem kritischen Zustand.

Frankreichs Präsident François Hollande am Unglücksort (Foto: Reuters/Kenzo Tribouillard/Pool)
Frankreichs Präsident Hollande besuchte den Unglücksort am AbendBild: Reuters/Kenzo Tribouillard/Pool

Frankreichs Präsident François Hollande besuchte am Abend die Unglücksstelle und sprach mit Überlebenden. Zeugen hätten berichtet, dass es einen Aufprall gegeben habe, berichtete der Staatschef im Anschluss. Ermittlungsaufträge seien bereits erteilt worden.

Zeugen schlugen Scheiben ein

"Ich habe geschlafen, als der Zug plötzlich unruhig wurde", berichtete ein 17-jähriger Passagier aus dem ersten Zugteil. Bei ihm im Waggon sei niemand ernsthaft verletzt worden. Es sei ein Wunder, dass dieser nicht entgleist sei. Zeugen des Unfalls seien von Bahnsteigen sofort zur Hilfe geeilt. Sie hätten unter anderem Scheiben eingeschlagen, um eine Evakuierung zu ermöglichen.

Helfer kümmern sich um Verletzte (Foto: Reuters/Kenzo Tribouillard/Pool)
Helfer kümmern sich um die VerletztenBild: Reuters/Kenzo Tribouillard/Pool

Ein anderer Passagier sagte, als er sich aus dem umgestürzten Waggon befreit habe, habe er über "eine Person steigen müssen, deren Kopf abgerissen war". Kurz nach der Abfahrt aus Paris habe es einen ersten Stoß gegeben, dann einen zweiten, und der Waggon sei abgehoben. "Dann gab es einen dritten und vierten Stoß, und der Waggon hat sich hingelegt."

Mehrere Überlebende berichteten, etliche Opfer seien durch herumfliegende Stromleitungen getötet worden.

Schwerstes Zugunglück seit Jahren

Die zuständige Präfektur rief nach dem Unglück den Alarmplan Rot aus. Er soll dafür sorgen, dass sich Rettungskräfte und Krankenhäuser so gut wie möglich auf viele Opfer einstellen.

Im Umkreis des Bahnhofs standen noch am späten Abend Dutzende Krankenwagen. Viele Überlebende verständigten per Handy Angehörige oder Freunde, um sich abholen zu lassen. Die Zugstrecke wurde komplett gesperrt.

Es war eines der schwersten Zugunglücke der letzten Jahrzehnte in Frankreich. Im Jahr 2002 waren beim Unglück von Nancy zwölf Menschen gestorben. Damals brach auf der Strecke Paris-München ein Brand im Schlafwagen eines Nachtzugs aus.

gri/ml (dpa, rtr, afp)