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Sechs Monate Abenteuer

Miriam Beiseler7. Mai 2004

Von Deutschland nach Paraguay. Kristina Judith (25) reiste im August 2003 von Bonn nach Asunción. Zurück in Deutschland zieht sie Bilanz.

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Typisch für Paraguay: Die rote Erde und der UrwaldBild: Kristina Judith

Kristina Judith verbrachte in dem lateinamerikanischen Binnenstaat ihr sechsmonatiges Praxissemester. "Schon zu Beginn meines Studiums hatte ich geplant, das Praxissemester in Südamerika zu machen", erzählt die angehende Technikjournalistin. Judith studiert im sechsten Semester an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg. Ein Praxissemester ist Pflicht. Judith entschied sich im fünften Semester, nach Asuncion, in die Hauptstadt Paraguays, zu gehen.

Kulturelle Eindrücke

Paraguay ist mit 407.000 Quadratkilometern knapp 50.000 Quadratkilometer größer als Deutschland. Die Republik im Zentrum Südamerikas beherbergt 5,2 Millionen Einwohner und liegt zwischen Brasilien, Argentinien und Bolivien. Unterschiede zwischen Paraguay und Deutschland fielen der Studentin schon in den ersten Tagen auf: "In Asunción war es laut und dreckig. Außerdem fühlte ich mich sehr unsicher wegen der hohen Kriminalitätsrate."

Trotzdem freute sie sich auf die Arbeit bei der deutschsprachigen Zeitung "Aktuelle Rundschau". Nach kurzer Eingewöhnungszeit war sie von dem südamerikanischen Land und dessen Einwohnern fasziniert. "Die Mentalität der Menschen erleichtert den Integrationsprozess für Ausländer. Alle waren sehr freundlich und hilfsbereit. Sie interessierten sich wirklich für mich und meine Kultur."

Arbeit und Leben in Paraguay

Kristina Judith
Kristina Judith würde wieder nach Paraguay fahrenBild: Miriam Beiseler

Zu Judiths Arbeit gehörte das Erstellen von Kurzbiographien, Porträts, Nachrichten und Reportagen. Durch ihre journalistische Arbeit lernte sie Land und Leute kennen: Neben kulturellen Veranstaltungen besuchte sie in Paraguay ansässige Deutsche. Der Alltag in Paraguay war komplett anders als der in Deutschland.

"Täglich sieht man Beispiele bitterster Armut. Kinder in zerrissener Kleidung, die um Brotreste oder Getränke betteln. Anstatt die Schule zu besuchen oder zu spielen, verkaufen sie Kaugummi." Die Studentin erzählt weiter, dass man sich als Deutscher zunächst an die allgemeine Gelassenheit der Paraguayer gewöhnen müsse. Das Leben in Paraguay ist nicht so hektisch und zeitorientiert wie in Deutschland.

"Trotz der starken Armut ist das Leben in Paraguay viel angenehmer. Die Menschen sind entspannter und regen sich selten über Kleinigkeiten auf. Sie sind im Allgemeinen viel freundlicher und höflicher als in Deutschland." Dennoch vermisste die 25-jährige einige Vorzüge aus ihrer Heimat: deutsches Brot, gut schmeckende Schokolade und vegetarisches Essen.

Ess- und Trinkkultur

Asado ist die beliebteste Mahlzeit der Paraguayer. Asado ist spanisch und bedeutet "gebraten". In Paraguay versteht man darunter vor allem gegrilltes Fleisch. Zu jeder Gelegenheit und in rauen Mengen wird die Speise gegessen. Zu Asado reicht man Mandioka (vergleichbar mit Kartoffeln) und Sopa, einen Maiskuchen.

Cafés nach deutschem Verständnis existieren in Paraguay nicht. Die Einwohner Paraguays sitzen selten draußen – sie bevorzugen klimatisierte Räume. Bei Durchschnittstemperaturen von 27 Grad (im Januar) kein Wunder. Beliebte Treffpunkte sind Shoppingcenter. Nach amerikanischem Vorbild gebaut, essen und trinken die reicheren Paraguayer dort, um anschließend einzukaufen.

Fazit

Kristina Judith zieht ein positives Fazit ihres Auslandsaufenthalts: "Mir hat die Zeit sehr gut gefallen und ich würde jederzeit wieder hinreisen. Neben journalistischen Erfahrungen habe ich viele interessante Personen kennen gelernt. Die Einblicke in die andere Kultur lassen mich Deutschland in einem anderen Licht sehen."

Einen Monat nach ihrer Rückkehr vermisst Judith Menschen, die zu Freunden geworden sind, den hohen Lebensstandard, den man sich als Deutscher leisten kann und die Offenheit und Gelassenheit der Einwohner. "Die Deutschen sind viel zurückhaltender. Ein Vorteil ist aber, dass das Leben in Deutschland viel einfacher ist als in Südamerika. Scherwiegende Existenzsorgen gibt es bei uns nicht – zumindest nicht so wie in Paraguay."