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Gesellschaft

Deutsche Seenotretter wieder im Einsatz

9. September 2017

Die private Seenotrettungsorganisation "Sea-Eye" will ihre seit einem Monat ausgesetzte Rettungsmission im Mittelmeer fortsetzen. Künftig will die Initiative 70 bis 90 Seemeilen vor der libyschen Küste patrouillieren.

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Rostock Kutter der Regensburger Flüchtlingsinitiative Sea Eye
Bild: picture-alliance/dpa/B. Wüstneck

Damit könne der "fortdauernden Bedrohung durch die libysche Küstenwache" und zugleich der Sicherheit der Crew Rechnung getragen werden, teilte die Organisation in Regensburg mit.

Zu dieser Entscheidung habe ein Ereignis am 2. September beigetragen, als die Crew der "Seefuchs", dem zweiten Schiff der Organisation, vom Koordinationszentrum für die Seenotrettung in Rom zu einem Einsatz rund 50 Seemeilen vor die libysche Küste gerufen worden war. Die Crew konnte 16 Menschen aus einem Holzboot vor dem Ertrinken retten.

Der Initiator der Flüchtlingsinitiative Sea-Eye aus Regensburg Michael Buschheuer
Der Initiator der Flüchtlingsinitiative Sea-Eye aus Regensburg Michael BuschheuerBild: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/S. Sauer

Dieser jüngste Fall zeige, dass die Aussage von Frontex und EU nicht stimme, nach der es keine Flüchtenden und demnach auch keine Ertrinkenden vor der libyschen Küste mehr gebe, betonte Michael Buschheuer, der Gründer und Vorsitzende von "Sea-Eye".

Zugleich kritisierte er die deutsche und europäische Flüchtlingspolitik: "Der Deal der europäischen Länder mit der libyschen Küstenwache ist unverantwortlich. Sie lassen es zu, einen völkerrechtswidrigen Zustand zu tolerieren. Wir sind es den Menschen in Not schuldig, vor Ort zu bleiben und zu retten, wann immer es nötig ist."

Warnungen aus Libyen

Hintergrund ist ein Konflikt zwischen der libyschen Küstenwache und den privaten Seenotrettern: Libyen hatte im August ein Areal von bis zu 100 Meilen vor der libyschen Küste zur eigenen "Search and Rescue Region" (SRR) erklärt und private Organisationen gewarnt, in diese Zone zu fahren.

Ein spanisches Schiff wurde daraufhin von den libyschen Behörden laut "Sea Eye" mehrere Stunden mit Waffengewalt festgehalten. Daraufhin stellten einige private Seenotretter ihre Rettungsmissionen ein. Sie werfen der Europäischen Union vor, Millionen an Libyen zu zahlen, damit die Flüchtlinge in Nordafrika blieben.

"Sea-Eye" hat laut eigenen Angaben seit Beginn ihrer Mission im April 2016 etwa 12.000 Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Hunderte Ehrenamtliche leisteten auf den zwei Schiffen "Sea-Eye" und "Seefuchs" freiwillige und unbezahlte Einsätze.

cgn/uh (afp, dpa, epd, kna)