1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kunstgeschichte des Mondes

31. März 2009

Vor 400 Jahren richtete der Naturforscher Galileo Galilei sein Teleskop auf den Mond. Das Wallraf-Richartz Museum in Köln zeigt, wie sehr auch Künstler seit jeher vom Mond fasziniert waren.

https://p.dw.com/p/HMs6
Hafen im Mondschein
Nur der Mond ist Zeuge: Hafen im Mondschein von Jakob Philipp HackertBild: Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud

"Ein sehr schöner und erfreulicher Anblick ist es, den Mondkörper, der etwa sechzig Erdhalbmesser von uns entfernt ist, so aus der Nähe zu betrachten, als wäre er nur zwei solcher Längen entfernt", schrieb der zeichnende Naturforscher Galileo Galilei. Mit dem Teleskop studierte er Anfang des 17. Jahrhunderts den Mond. Er sah, dass seine Oberfläche keineswegs sanft und glatt, sondern rau und uneben war. Er entdeckte Krümmungen und Krater. Mit schnellem Pinselstrich hielt er seine teleskopischen Beobachtungen in einem historischen Dokument fest: dem Siderius Nuncius, dem "Sternenboten".

gezeichnete Mondbilder
Galileo Galileis teleskopischer BlickBild: Universitäts- und Landesbibliothek, Münster

Kunsthistorische Mondbetrachtung

Aber nicht nur Wissenschaftler, auch Bildende Künstler haben sich von jeher ins Zeug gelegt, um dem Mond Erkenntnis und Verzauberung abzutrotzen. Im Mittelalter war allerdings an eine rationale Auseinandersetzung mit dem Mond in der Kunst noch nicht zu denken. Der Erdtrabant symbolisierte die Jungfrau Maria. Im Heiligenschein der "Muttergottes in der Rosenlaube" von Stefan Lochner, gemalt um 1400, lassen sich zart die Mondphasen erkennen. Albrecht Dürer platzierte die Jungfrau mit Jesuskind ebenfalls in eine Mondsichel. Unbeflecktheit und Reinheit – das war mit der Erfindung des Teleskops vorbei. Die naturwissenschaftliche Erforschung des Mondes um 1608 war nur der erste Schock, es folgten die Erfindung der Fotografie um 1839 und die Raumfahrt ab Mitte des 20. Jahrhunderts – sie bildete den Höhepunkt der Mondsehnsucht .

Rationalität versus Verklärung

Diese drei Entwicklungsschritte gliedern die Ausstellung im Wallraf-Richartz Museums. "Man war angezogen von den neuen Bildern, Fotografie, Teleskop, Raumfahrt", erklärt Andreas Blühm, Direktor des Wallraf-Richartz Museum. "Nur, manche Maler haben festgestellt, es fehlt uns die Poesie. Der Mond wird entzaubert, wir wollen dem Mond wieder mehr Stimmung verleihen." In der Romantik, der Hochphase der Beschäftigung mit dem Mond, wollten die Künstler dem Mond seine magische Kraft zurückgeben.

Kranz, Wilhelm; Ideale Mondlandschaft; 1919; 151 x 326 cm; Öl auf Leinwand; Deutsches Museum, München. ***Das Pressebild darf nur in Zusammenhang mit einer Berichterstattung über die Ausstellung verwendet werden***
So stellte sich Wilhelm Kranz eine "Ideale Mondlandschaft" vorBild: Deutsches Museum, München

Nicht die exakte Darstellung des Himmelskörpers, sondern Stimmungen und Gefühle standen in ihren Bildern im Vordergrund. Der Maler und Naturphilosoph Carl Gustav Carus schrieb: "Ich möchte es doch eigentlich für eine Abgeschmacktheit unserer Sternkundigen erklaeren, daß sie den Mond durchaus als Satelliten, ja als Trabanten der Erde bezeichnen! – (...) wo es so viel natürlicher ist, ein reines Band inniger Wesenverwandtschaft, staetiger Anziehung, liebender Wechselwirkung anzuerkennen!"

Der Mond als Zeichen des Gefühls

Carl Gustav Carus malte zauberhafte Nachtbilder. Ein aufgeschlagenes Buch liegt verlassen auf einer Steinbank – der Mond ist der einzige Zuschauer dieser verrätselten Szenerie. Sein berühmter Freund, der Romantiker Caspar David Friedrich, malte "Das Kreuz an der Ostsee". Der Mond, wolkenverhangen, wird bei ihm zum Zeichen des Glaubens. Andere Künstler weigerten sich diese christliche Allegorie zu übernehmen. Nach 1900 und dem Aufkommen der Fotografie gab es wieder eine neue Perspektive auf den Mond. Die Symbolisten und Expressionisten – sie wussten, wie der Himmelskörper aussah und fanden deshalb keine Notwendigkeit mehr darin, ihn naturgetreu abzubilden.

Gemälde von Karl Schmidt-Rottluff zeigt Menschen, die einen blauen Mond ansehen
Karl Schmidt-Rottluff malte den Mond blauBild: Brücke-Museum Berlin

Der Mond in der Moderne

Für das Mitglied der Bewegung "Die Brücke", Karl Schmidt-Rottluff, war der Mond nur noch Form und Farbträger. Andere Maler wie Wilhelm Kranz, Max Ernst und Max Beckmann rückten ihn Anfang des 20. Jahrhunderts dagegen in einen Bereich des Ungewissen und Surrealen. Die Ausstellung spannt den Bogen vom Mittelalter bis hin zur zeitgenössischen Kunst. Neben Gemälden sind auch astronomische Instrumente und Raumfahrtfotografien zu sehen. Die Ausstellung nimmt den Besucher mit auf einen spannenden Ausflug in die Kunstgeschichte des Trabanten der Erde.

Autor: Sabine Oelze

Redaktion: Jochen Kürten