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"Seien Sie barmherzig": Verzweifelter Appell an die Entführer

2. Dezember 2005

Auch eine Woche nach der Entführung von Susanne Osthoff im Irak fehlt von der Deutschen jede Spur. Die Bundesregierung versucht weiter Kontakt zu den Kidnappern aufzunehmen.

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Schwester und Mutter von Susanne Osthoff wenden sich an die EntführerBild: dpa - Bildfunk

"Wir sehen das Schicksal der Entführten mit großer Sorge", sagte Außenamtssprecher Martin Jäger am Freitag (2.12.) in Berlin. Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes habe sich am Vormittag erneut getroffen, doch es gebe bislang keine neuen Entwicklungen. Die Anstrengungen würden aber intensiv und umfassend fortgesetzt. Spekulationen über einen Zusammenhang mit einem in Deutschland verschwundenen irakischen Polizisten wies ein Sprecher des Bundesinnenminieriums zurück.

Iraker in Ausbildung in Deutschland vermisst

Der Iraker, Jahrgang 1973, nahm den Angaben zufolge im Rahmen eines EU-Programms an einem Fortbildungskurs für ranghohe Polizisten und Richter aus dem Irak in Deutschland teil und habe sich seit dem 28. November nicht mehr zurückgemeldet. Dies sei ein "schweres Fehlverhalten", das zur sofortigen Heimreise des Kursteilnehmers führen würde. Er gelte als vermisst und alle notwendigen Polizei-Maßnahmen seien eingeleitet worden. Anhaltspunkte für einen terroristischen Hintergrund gebe es aber nicht.

Verzweifelte Appelle von Mutter und Schwester

Die Mutter und die Schwester Susanne Osthoffs wandten sich unterdessen in einem Appell an die Geiselnehmer. "Seien sie barmherzig und gnädig mit meiner Tochter und lassen Sie sie und ihren Begleiter so schnell wie möglich wieder frei", sagte Osthoffs Mutter Ingrid Hala in einem auch im arabischen Fernsehen Al-Dschasira ausgestrahlten Videoband. Auch Anja Osthoff, die Schwester der Entführten, wandte sich in dem Video an die Kidnapper.

"Susanne ist seit langen Jahren eine bekennende Muslimin und treusorgende Mutter einer kleinen Tochter. Meine Schwester hat lange in Eurem Land gelebt und sich im Irak engagiert. Susanne hat kranken Menschen Medikamente gebracht. Sie liebt die große irakische Kultur. Sie setzt sich dafür ein, dass die Schätze des Irak dem irakischen Volk erhalten bleiben", sagt Anja Osthoff. Das ZDF hatte das Video im Wohnzimmer der Mutter in Rott am Inn aufgenommen. Das ZDF habe damit einen Wunsch der Familie erfüllt, sagt Chefredakteur Nikolaus Brender.

Zermürbendes Warten

Niemand weiß, wie lange das Entführungsdrama dauern könnte. Die ebenfalls entführte französische Journalistin Florence Aubenas und ihr irakischer Fahrer waren im Juni erst nach mehr als fünf Monaten wieder freigekommen. Und auch die italienische Journalistin Giuliana Sgrena hatte einen Monat auf die Freilassung durch ihre Kidnapper warten müssen. Und so geht das zermürbende Warten, das ständige Schwanken zwischen Hoffen und Bangen für Mutter und Schwester von Susanne Osthoff weiter.

Zeitpunkt bewusst gewählt?

Der irakische Botschafter in Berlin, Alaa Abdul Majeed Hussein Al-Hashimy, sagte im ARD-Morgenmagazin, in Bagdad werde intensive Arbeit von deutscher und irakischer Seite geleistet. Den Zeitpunkt der Entführung Osthoffs hält er nicht für einen Zufall. In zwei Wochen seien Wahlen im Irak. Ziel der Aufständischen könnte nach Meinung des Botschafters sein, die Wahlen zu stören und die Regierung zu diskreditieren. "Wir vermuten, dass es in den nächsten zwei Wochen viele Versuche von Terroristen geben wird, sich und der ganzen Welt zu beweisen, dass sie präsent sind." (arn)