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Neue Amnesty-Chefin

Basak Özay / Zoran Arbutina4. März 2013

Seit über 20 Jahren arbeitet die türkischstämmige Deutsche für Menschenrechts- und Frauenorganisationen. Bisher trat sie in der Öffentlichkeit wenig in Erscheinung.

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Selmin Caliskan (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Wer die neue Generalsekretärin von Amnesty International Deutschland (AI) kennenlernen will, muss sich gedulden: Selmin Caliskan ist seit Tagen für die Medien untergetaucht. Auf E-Mails gibt es keine Antwort, Telefonanrufe werden auf eine Mailbox umgeleitet. Auch von den offiziellen Stellen der Organisation, die für ihre Anliegen ansonsten gerne die Öffentlichkeit sucht, gibt es kaum Informationen über die 46-jährige Tochter türkischer Gastarbeiter aus Düren.

Eine die sie aus früheren Tagen kennt, ist Serap Altinisik. Sie hat mit ihr für die 'European Women's Lobby' aus Brüssel gearbeitet und Caliskan als sehr engagiert kennengelernt: "Sie war ja maßgeblich an der Etablierung des 'European Network of Migrant Women' beteiligt, dem ersten europäischen Dachverband von Frauenmigrations-Organisationen." Außerdem habe sie für das 'European Asylum Support Office' - eine Agentur der EU zur Unterstützung von Asylsuchenden - mehrere Kampagnen organisiert und Lobbyarbeit betrieben, sagt Altinisik.

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Amnesty International setzt sich weltweit für Menschenrechte ein

Davor war sie jahrelang in Frauenrechtsorganisationen tätig, ab 2003 für Medica Mondiale. Für sie fuhr Caliskan nach Liberia, Kongo und Afghanistan, wo sie dann auch in Kabul für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) engagiert wurde.

Menschenrechte - eine Herzensangelegenheit

Die neue AI-Generalsekretärin spricht mehrere Sprachen: Deutsch und Türkisch sind ihre Muttersprachen und sie ist studierte Übersetzerin für Englisch und Spanisch. Von Menschen, die sie kennen, wird sie als "ehrgeizig und karrierebewusst" beschrieben. Ihre ehemalige Kollegin Serap Altinisik betont aber auch das leidenschaftliche Engagement für Menschen- und Frauenrechte: "Das ist ihre Herzensangelegenheit. Ihr geht es um die Gerechtigkeit, um eine bessere Welt."

Über die Akzente, die sie in ihrer neuen Rolle setzen möchte, ist bisher nur wenig bekannt, allerdings deutet sie an, für die Regierenden in Berlin eine unbequeme Gesprächspartnerin sein zu wollen. In ihrem bisher einzigen Interview, das sie der Süddeutschen Zeitung gab, hat sie die Bundesregierung scharf kritisiert und insbesondere die fehlende Transparenz sowie Kontrolldefizite bei den deutschen Waffenexporten beklagt. Und "selbstverständlich" wird sie sich auch zu der Heimat ihrer Eltern kritisch äußern. Sie werde, so Caliskan, die Inhaftierung von Journalisten ebenso benennen wie die Diskriminierung ethnischer Minderheiten oder die mangelnde Religionsfreiheit für Christen und Aleviten in der Türkei.

Selmin Caliskan (Foto: dpa)
Selmin Caliskan spricht sich für stärkere Kontrollen bei den deutschen Waffenexporten ausBild: picture-alliance/dpa

Kämpferisch ist sie schon, aber ihre frühere Kollegin Serap Altinisik bezeichnet sie auch als sehr bedacht und ausgeglichen: "Sie ist eine sehr klare Person. Sie weiß ganz genau, was sie will und das, was sie will, untermauert sie auch mit Argumenten."