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Seltene Auszeichnung für Kölner NS-Dokumentationszentrum

Josefa Martens6. März 2006

"The Best in Heritage" ist eine Auszeichnung, die weltweit nicht viele Museen und Gedenkstätten erhalten. Zu den Preisträgern gehört das Anne-Frank-Haus in Amsterdam – und das EL-DE-Haus in Köln.

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Das EL-DE Haus am Appellhofplatz in KölnBild: NS-Dokumentationszentrum

Das EL-DE-Haus liegt im Zentrum von Köln gegenüber dem Justizgebäude. Geplant war es als Geschäftshaus des Kölner Juweliers Leopold Dahmen, dessen Initiale dem EL-DE-Haus seinen Namen gaben. 1934 wurde das Haus von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und zur Zentrale der geheimen Staatspolizei umgebaut. Die Opfer mussten eigenhändig ihre Zellen im Keller bauen, während die Geheime Staatspolizei, die Gestapo, in den oberen Stockwerken ungerührt ihren bürokratischen Tätigkeiten nachging.

Folter-Zellen als Aktenablage

Es muss den zahlreichen Opfern wie eine Ironie der Geschichte vorgekommen sein, dass die ehemalige Zentrale der Gestapo den Krieg unversehrt überstanden hat und danach die Folter-Zellen als städtische Ablage für Akten und Ordner dienten.

Während die Männer im Tiefkeller des EL-DE-Hauses gefoltert wurden, mussten die Frauen in die oberen Stockwerke. "Es gab Büroräume, wo die Gestapo-Männer saßen. Die hatten verschiedene Räume, da wurde ich auch vernommen. Die Männer wurden meistens unten vernommen. Die wurden auch meistens in den Keller gebracht. Wir konnten das Schreien hören. Da haben sie mir die Zellentür aufgemacht, damit ich das Schreien auch richtig hören sollte. Das sollte mich beeinträchtigen." Martha Mense berichtet auf unvergessliche Weise, was sie im EL-DE-Haus erlebt hat.

Zweieinhalb Jahre für heimliche Flugblätter

Weil sie heimlich Flugblätter gegen Hitler gedruckt hatte, wurde Martha Mense im April 1933 von der Geheimen Staatspolizei verhaftet und wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Fünf Monate verbrachte sie im EL-DE-Haus, wo Oppositionelle und vor allem Zwangsarbeiter inhaftiert, gefoltert und ermordet wurden. Nach dem Krieg führte Martha Mense Schulklassen durch die engen Folter-Zellen, in denen sie einst selber saß. Seit Beginn der 1980er Jahre steigt die Zahl der Besucher und Schulklassen, denen hier umfangreiches historisches Material zum Nationalsozialismus, Zeitzeugeninterviews, ein Medienraum und Sonderausstellungen geboten werden.

Museen in Köln und Lübeck ausgezeichnet

Das Kölner EL-DE-Haus ist ein authentischer Ort und für Direktor Werner Jung ist es eine "besondere Ehre und auch ein Ansporn", erneut die Auszeichnung "The Best in Heritage" erhalten zu haben. Die European Heritage Association zeichnet einmal jährlich in Dubrovnic die international besten Museums- und Kulturerbe-Projekte aus. Hier treffen sich Wissenschaftler und Museumslenker aus aller Welt, um sich auszutauschen und Vorträge zu halten. Es geht auch um Prestige, denn die European Heritage Association arbeitet als Nicht-Regierungsorganisation (NGO) und profitiert nicht von öffentlichen Geldern. Die Auszeichnung "The Best in Heritage" erhielt das NS-Dokumentationszentrum in Köln bisher, neben dem Buddenbrook-Museum in Lübeck, als einziges deutsches Museum. Im Nachbarland Holland bekam das Anne-Frank-Haus in Amsterdam den Titel. Auf der Liste "The Best in Heritage" finden sich außerdem Museen aus Griechenland, Finnland und Russland sowie Museen aus Großbritannien, Zypern und Kroatien.

Mehr Werbung für die European Heritage Association

Der Direktor und Gründer der European Heritage Association, Tomislav Sola, ist Professor für Museologie an der Universität von Zagreb. Er will die Arbeit seiner Institution mehr in die Öffentlichkeit bringen und nimmt deshalb alle zwei Jahre an der Internationalen Fachmesse für Museen, Konservierung und Kulturerbe in Köln teil. Lange Zeit war Sola in der Jury des Europäischen Museumsforums (EMF), das seit 1977 jedes Jahr anerkannte, europäische Museumspreise verleiht.

Die Idee zur European Heritage Association lag für den Ausstellungsmacher und Gründer Sola auf der Hand: "Die Grundidee liegt natürlich - neben den Auszeichnungen - in meinem Versuch, ein Gefühl für Qualität zu verbreiten, da wir in unserem Beruf ein Bedürfnis danach haben. Wir leben in einer sehr turbulenten Welt, in der nicht viele einfach überleben werden. Wenn es da ein Rezept gibt, das alle Lösungen vereint, dann ist es ein Qualitäts-Rezept", sagt Sola.