1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Seltsame Geschäftspraktiken

Christoph Wanner29. Januar 2003

Aus Russland waren lange Zeit keine großen Klagen deutscher Geschäftsleute zu hören. Zum einen geht es dort mittlerweile in der Regel geordneter zu. Zum anderen kommt auch nicht alles an die Öffentlichkeit.

https://p.dw.com/p/3CDp

Vor allem Großkonzerne halten des lieben Friedens wegen so manches Mal dicht, auch wenn sicherlich einiges befremdliches passiert. Stephan Dürr, einem deutschen Unternehmer aus dem Mittelstand, ist aber jetzt der Kragen geplatzt. Er ist an die Öffentlichkeit gegangen, denn er fühlt sich von seinem russischen Partner um Millionen betrogen.

Dürr wurde kalt erwischt, denn alles fing so gut an. Der Deutsche handelt seit über zehn Jahren in Russland mit Landwirtschaftsmaschinen jeder Art und Größe. Ein gutes Geschäft, es wirft genug ab, um seinen Traum wahr zu machen. Eine eigene Kolchose.

Zustände wie in den Neunzigern

Dürr und ein russischer Bekannter, ein Parlamentarier, legen zusammen. Die beiden investieren vier Millionen Euro in Maschinen, Land und Gebäude. Alles läuft gut, bis zum Herbst letzten Jahres. Dürr erzählt, dass ihn sein Partner im November in einer Nacht-und-Nebelaktion plötzlich vor die Tür gesetzt hat. Alexander Tschetwerikow habe anschließend seinen Sicherheitsdienst Buchhaltungsunterlagen und Stempel beschlagnahmen lassen. Dann war angeblich Funkstille zwischen den beiden Geschäftspartnern.

Dürr beschuldigt den Dumaabgeordneten zu versuchen die Konten abzuräumen und sich die Maschinen unter den Nagel zu reißen. Er schimpft, das seien Zustände wie in den wilden Neunzigern. Damals waren in Russland solche Praktiken üblich.

Störung der Geschäftsbeziehungen

Tschetwerikow lassen all diese Vorwürfe lange kalt. Doch als er vom Hilferuf seines Partners an die Presse erfährt, wacht er auf. Der Parlamentarier kommt zu Dürrs Pressekonferenz ins Haus der deutschen Wirtschaft, um jede Schuld von sich zu weisen. Tschetwerikow wirkt aber nervös. Denn die russische Generalstaatsanwaltschaft, Gerichte und andere Abgeordnete haben seine Firmen im Visier, gehen den Betrugsvorwürfen energisch nach.

Dieser Fall störe nämlich die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen. Schuldig oder nicht - das müssen nun Gerichte entscheiden. Doch alleine die Aufregung über die Aktivitäten des Dumaabgeordneten ist schon ein großer Schaden für Putins investorfreundliche Politik. Denn viele ausländische Geschäftsleute haben noch kein großes Vertrauen in Russland und werden durch solche Streitigkeiten nur abgeschreckt.