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Olympic Moments

Uli Petersen

Ben Johnson lief die 100 Meter im olympischen Finale 1988 in Seoul in 9,79 Sekunden. Mit dem Bekanntwerden seiner positiven Dopingprobe nur gut zwei Tage später ging der Glaube an faire Wettkämpfe für immer verloren.

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FILE -- Canada's Ben Johnson gives a number one sign after setting a world record for the men's 100-meter and winning a gold medal at the Seoul Summer Olympics, in this Sept. 24, 1988 photo. Teammate Desai Williams approaches in the background. Johnson is gone for good from track and field. The International Amateur Athletic Federation rejected a petition to allow Johnson to return to competition. The IAAF said the ruling was final, with no possibility of an appeal. (AP Photo/Dieter Endlicher)
Ben Johnson glaubt noch heute an seine UnschuldBild: AP

Es ist Samstag, der 24. September 1988: Der 26-jährige Kanadier Ben Johnson gewinnt das olympische 100-Meter-Sprintfinale in Seoul mit neuer Fabelweltrekordzeit von 9,79 Sekunden. Fans und Fachwelt sind entzückt und die Presse feiert einen neuen Superstar. Titelverteidiger Carl Lewis aus den USA bleibt nur Platz zwei und die Gratulation bei der Siegerehrung. Nur gut 60 Stunden später aber der große Schock. Das IOC gibt bekannt: „Die Dopingprobe von Johnson ist positiv“. In seinem Urin wurde das verbotene anabole Mittel Stanozolol zum Muskelaufbau gefunden.

Der heute 55 Jahre alte ehemalige Diskuswerfer Rolf Danneberg aus Hamburg, der 1988 Bronze gewann, erinnert sich: „Es gab damals jeden Tag offizielle Olympianachrichten, ein Sonderblatt für die Teilnehmer, und da konnte man das nachlesen. Keiner von uns konnte sich vorstellen, dass jemand, der genau weiß, dass mindestens die ersten Drei zum Doping-Test müssen, solche Substanzen nimmt, von denen man genau wusste, dass die jederzeit gefunden werden können.“

Johnson gibt die Schuld einem Unbekannten

Als Konsequenz muss der gebürtige Jamaikaner seine Goldmedaille abgeben, er verliert den Weltrekord und nachträglich auch das WM-Gold von Rom 1987. Außerdem wird er für zwei Jahre international gesperrt. Johnson aber fühlt sich ungerecht behandelt. Er gibt zwar ein Jahr später zu, schon seit Beginn der 80er Jahre gedopt zu haben, doch für den Skandal in Seoul will er auch heute noch nicht verantwortlich sein.

Der Kanadier und sein Manager geben die Schuld einem Unbekannten, der das Mittel in die Trinkflasche des Sprinters gemischt haben soll. Für solche Ausreden hat nicht nur Rolf Danneberg nichts übrig: „Wenn einer sich erwischen lässt mit etwas, was jederzeit zu finden ist, ist das schon ein bisschen dumm. Aber abgesehen davon weiß man ja heute, dass auch Carl Lewis nicht ganz „naturrein“ war. Ich glaube, dass damals in dem Feld alle was gehabt haben. Nur waren die anderen cleverer als Ben Johnson.“

Skandal hat Konsequenzen

Als Folge des Dopingskandals werden zu Beginn der 90er Jahre regelmäßige und unangemeldete Trainingskontrollen Standard und die Wettkampfkontrollen weiter verbessert. Trotzdem wird offensichtlich munter weiter gedopt: So werden alleine bei den Spielen 2000 und 2004 neun Gewichtheber überführt.

Vor Beginn der Spiele in Athen sorgen die beiden griechischen Sprintstars Kostas Kenteris und Ekaterini Thanou für helle Aufregung, als sie sich einer Dopingkontrolle entziehen und auf den Olympiastart verzichten. Im vergangenen Oktober schließlich gibt US-Sprinterin Marion Jones ihre fünf in Sydney gewonnenen Medaillen zurück. Sie gesteht jahrelanges, systematisches Doping.

Kriminelle Machenschaften der Doper

Dass es in Peking erneut große Dopingskandale geben wird, glaubt Rolf Danneberg nicht. Der Grund dafür sei aber nicht etwa, dass niemand mehr dopt, sondern dass die Methoden immer krimineller werden. „Die Leute gehen in den letzten Jahren immer subtiler vor. Wer nicht auffallen will, muss das entsprechende Geld einsetzen. Das hat man ja gesehen bei Leuten, die weiterentwickelte Sachen nehmen, die einfach teuer sind. Das können sich nur Athleten erlauben, die genug Geld verdienen“, so Danneberg.

Ben Johnson hat sich mit seinem Dopingskandal eine große Karriere und großen Reichtum verbaut. Er kam nach 1988 nie mehr richtig auf die Bahn zurück. 1992 schied er bei den Spielen in Barcelona im 100-Meter-Halbfinale aus. 1993 wurde er erneut des Dopings überführt und lebenslang gesperrt.