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Seoul und Tokio über Nordkorea zerstritten

11. Juli 2006

Nordkoreas Raketentests verschärfen die Misstöne in Asien und in der UNO. Nachdem die Tests bereits den UN-Sicherheitsrat entzweiten, streiten nun Seoul und Tokio über den diplomatischen Umgang mit Nordkorea.

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Die öffentliche Meinung in Seoul spiegelt die diplomatischen Spannungen in der RegionBild: AP

Südkorea hat Japan beschuldigt, mit Diskussionen über einen möglichen Präventivschlag gegen Raketenstellungen in Nordkorea die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel zu verschärfen. Führende japanische Politiker würden die jüngsten nordkoreanischen Raketentests zudem dazu nutzen, "die Militarisierung Japans zu rechtfertigen", hieß es am Dienstag (11.7.2006) in einer Erklärung des Präsidialamts in Seoul. "Wir werden weiter entschieden auf ihre Arroganz und Rücksichtslosigkeit reagieren." Südkorea selber habe deutlich gemacht, dass die Raketentests eine "provokative Handlung" gewesen seien, die nicht toleriert werden könne.

Nordkorea Rakete Modell in Südkorea
Auslöser des Streits sind Nordkoreas Raketen und das AtomprogrammBild: AP

Das Präsidialamt reagierte damit auf Äußerungen des japanischen Regierungssprechers Shinzo Abe vom Montag, wonach Japan das Recht habe, im Falle eines drohenden Angriffs einen ausländischen Raketenstützpunkt anzugreifen. Unter Bezugnahme auf die Kolonialisierung Koreas durch Japan in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bezeichnete der Sprecher des Präsidialamts, Jung Tae Ho, diese Äußerungen als bedrohlich. Sie würden den "Frieden in Nordostasien gefährden". Er unterstellte Japan eine "militante Natur". Südkorea müsse äußerst wachsam sein.

"Staatengemeinschaft in kritischer Phase"

Die Staatengemeinschaft befindet sich derzeit nach den Worten des US-Beauftragten Christopher Hill in einer kritischen Phase, was den Streit über die nordkoreanischen Raketentests angehe. Er ist deshalb zu kurzfristig anberaumten Gesprächen China gereist. Er wolle er sich über die jüngsten Entwicklungen in der Region persönlich informieren. Vorgesehen sei unter anderem ein Treffen mit dem chinesischen Vize-Außenminister Wu Dawei, der sich zuletzt zu Gesprächen in Nordkorea aufhielt.

Im UN-Sicherheitsrat war am Montag keine Einigung über das weitere Vorgehen erzielt worden. China lehnt zusammen mit Russland einen von Japan initiierten Resolutionsentwurf ab, der Sanktionen gegen Nordkorea vorsieht. Stattdessen legte China einen von Russland unterstützten Erklärungsentwurf vor, der im Gegensatz zu einer Resolution nicht verbindlich wäre. Sowohl China als auch Russland sind Veto-Mächte im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN). Die anderen drei Vetomächte - die USA, Großbritannien und Frankreich - wiesen den Erklärungsentwurf indes zurück. Er gehe nicht weit genug, hieß es übereinstimmend.

Spekulationen über neue Tests

Nordkorea, das nach eigenen Angaben über Atomwaffen verfügt, hatte vor einigen Tagen trotz internationaler Warnungen sieben Raketen getestet. Darunter war auch eine Langstreckenrakete, die Alaska und damit die USA erreichen könnte. Die Tests schlugen offenbar weitgehend fehl, weil die Raketen frühzeitig ins Japanische Meer stürzten.

Nordkorea bereitet einem japanischen Zeitungsbericht zufolge möglicherweise weitere Raketentests vor. Wie die Tageszeitung "Yomiuri Shimbun" am Dienstag unter Berufung auf nicht genannte Regierungsquellen berichtete, deuteten japanisch-amerikanische Satellitenaufnahmen Startvorbereitungen für eine Mittelstreckenrakete vom Typ Nodong an. Möglicherweise könnte es sich auch um eine neue Scud-Rakete handeln, hieß es. (mas)