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Setzt Assads Armee Streubomben ein?

14. Oktober 2012

Human Rights Watch wirft Damaskus vor, auch mit diesen Waffen gegen die Aufständischen vorzugehen. Ein Einsatz würde nicht verwundern, hat doch Syrien die Konvention zur Ächtung von Streumunition nie unterzeichnet.

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Zahlreiche in Afghanistan gefundene Streubomben (Foto: Cluster Munitions Coalition)
Bild: Cluster Munitions Coalition

Die syrische Luftwaffe setzt nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) im Krieg gegen die Aufständischen auch weithin geächtete Streubomben ein. Dies belegten Videos und Berichte von Augenzeugen, teilte HRW in New York mit. Demnach wurde die Streumunition unter anderem aus Hubschraubern abgeworfen.

Assad soll Streubomben einsetzen

Streubomben verteilen große Mengen von Sprengkörpern über weite Flächen, Menschen werden wahllos verletzt und getötet. Als Blindgänger sind auch noch lange nach dem Abwurf besonders für Zivilisten gefährlich, weil sie dann - ähnlich wie Tretminen - bei Berührung explodieren. Einer 2008 unterzeichneten Konvention, die den Gebrauch der heimtückischen Bomben verbietet, hat sich Syrien nicht angeschlossen.

Bomben entlang der Autobahn Aleppo/Damasakus

Human Rights Watch warf dem syrischen Regime Geringschätzung der Zivilbevölkerung vor. Syrien solle den Einsatz dieser rücksichtslosen Waffen, die Menschen töteten oder zu Krüppeln machten, sofort beenden, hieß es weiter. Streumunition ist nach Angaben der Aktivisten vor allem an Orten entlang der Autobahn von Aleppo nach Damaskus sowie in der nordwestlichen Stadt Maarat al-Numan eingesetzt worden. Dort hatte es in der vergangenen Woche massive Gefechte zwischen Rebellen und Regierungstruppen gegeben. Informationen über durch Streubomben Getötete hat die Organisation bislang aber nicht. Im Juli hatte Human Rights Watch zum ersten Mal den Verdacht geäußert, dass das Regime von Baschar al-Assad Streumunition einsetzt. Damals waren Videoaufnahmen aus einer Region nahe der Stadt Hama aufgetaucht.

Syrien: Kämpfe; Türkei: Harte Gespräche

In Syrien halten die Kämpfe derweil unvermindert an. Nachdem die Rebellen zuletzt Erfolge im Norden des Landes erzielten und ihre Angriffe auf Militärbasen konzentrierten, startete die Armee eine Gegenoffensive, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Mit Luftangriffen und Artilleriebeschuss versuchen die Streitkräfte, verlorene Positionen zurückzugewinnen. Die Rebellen blockieren ihrerseits weiter große Teile der Zufahrtstraße nach Aleppo, um den Regierungstruppen den Nachschub zu erschweren. In der Provinz Aleppo schossen sie der Beobachtungsstelle zufolge auch ein Flugzeug der Armee ab.

Türkei und Syrien sperren sich gegenseitig Luftraum

Nachdem Syrien am Samstag türkischen Fluglinien das Überqueren seines Hoheitsgebietes verboten hat, teilte nun das Außenministerium in Ankara seinerseits mit, dass syrische Maschinen die Türkei nicht mehr überfliegen dürften. Der Luftraum sei für zivile Flugzeuge gesperrt worden, nachdem dies bereits zuvor für Militärmaschinen entschieden worden sei, sagte der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu.

Der Streit zwischen den Nachbarstaaten über die Nutzung des Luftraums hatte am verganenen Mittwoch damit begonnen, dass türkische Kampfflieger ein syrisches Passagierflugzeug auf dem Weg von Moskau nach Damaskus abgefangen und zur Landung in Ankara gezwungen hatten. Die Regierung in Damaskus spricht dann bei der Luftraumsperrung auch von einer Vergeltungsmaßnahme für die erzwungene Landung in Ankara. Nach türkischen Angaben enthielt die beschlagnahmte Fracht des Flugzeugs Munition und militärische Ausrüstung eines russischen Herstellers für Damaskus. Dies wurde sowohl von Moskau als auch von Damaskus dementiert.

sti/qu (afp, dapd, dpa, rtr)