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Sex Up Your Life

hg28. November 2002

Die Deutschen kennen Beate Uhse und ihre Sex-Shops schon lange. Jetzt öffnet die erste Filiale in Großbritannien – britisch vornehm und ohne harte Erotik-Videos.

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Von Schmuddelkabinen weit und breit keine SpurBild: presse

Seit einem halben Jahrhundert gibt es "Beate Uhse" von Flensburg bis Südbayern: Mit Kinos, Bestellservice und den berühmten Läden ist die Firma zum Markenzeichen für das Sex-Geschäft geworden. Hier wird von Sex-Spielzeug, Videos, Unterwäsche bis zu Kondomen alles verkauft, was mit Lust und Liebe zu tun hat. 89 Prozent der Bevölkerung kennen die Gründerin: Beate Uhse. Sie starb 2001, nachdem sie 1999 ihre Firma erfolgreich an die Börse gebracht hatte.

Mit ihrer ersten Filiale im Vereinigten Königreich wagt die Beate Uhse Gruppe nun auch den Sprung in das englischsprachige Ausland. Der Konzern könnte, so scheint es, in den nächsten Jahren selbst den amerikanischen Größen Hustler und Playboy Paroli bieten. Der Shop im Londoner Vorort Sutton ist trotzdem nicht das, was bisherige Kunden von Beate Uhse gewöhnt sind. Im Rest Europas haben diese normalerweise getönte Scheiben und Video-Zellen. 90 Prozent der verkauften Waren gingen traditionell an Männer. Aber bereits seit Anfang 2002 versuchen die Manager, dieses Image zu ändern.

Noch unterentwickeltes Terrain

Norwegen diente als Testfall für das neue Konzept – mit einer hellen und einladenden Atmosphäre wird im vorderen Bereich erotische Unterwäsche, im hinteren Bereich Sex-Spielzeug angeboten. Videos, die normalerweise für 40 Prozent des Umsatzes sorgen, gibt es nirgends. Ergebnis: Neun von zehn Kunden in den vier Shops in Norwegen sind Frauen. Ähnliches erwarten die Manager auch für Großbritannien: "Ich wäre überrascht, wenn die Frauen in Sutton nicht Unterwäsche von uns tragen würden", ist sich Manager Michael Vaughan sicher.

Beate Uhse
.Bild: AP

Der Finanzchef des Konzerns, Otto Christian Lindemann, ergänzt: "Der Handel mit Erotik-Produkten wurde in England bisher nicht gerade übertrieben. Da sehen wir ein gutes Potential." Die Gruppe plant, in den nächsten Jahren etwa 100 Läden auf Frauen auszurichten. Neue Logistikzentren in Amsterdam und die Erweiterung von Produktionsstätten für Gummi- und Latexprodukte in Ungarn sollen das Wachstum ermöglichen. Außerdem wird der Bestellservice auf die USA ausgeweitet. Mit den für dieses Jahr angepeilten 250 Millionen Euro Umsatz hat die Firma einen langen Weg hinter sich gebracht.

Begonnen auf dem Dorf

Rückblick: Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Männer allmählich nach Hause zurückkehrten, begann die Firmengründerin damit, Informationen über Geburtenkontrolle anzubieten. In einem Zeitungsinterview nahm sie 1998 zu den Anfängen Stellung. "Die Pille war noch nicht entwickelt, und Kondome noch nicht zu haben. Viele Frauen kamen zu mir und fragten: Beate, was sollen wir tun?"

Uhse – deren Mutter eine der ersten Frauenärztinnen in Deutschland war – ging in die Bibliothek. Mit dem recherchierten Material schrieb sie eine Broschüre über natürliche Verhütungsmethoden. Von der verkaufte sie bereits im ersten Jahr 35.000 Exemplare - das Geschäft war geboren. Ihre ursprüngliche Tätigkeit, Menschen zu beraten, hat sie nie aufgegeben. "Unabhängig vom sexuellen Aspekt ist es wichtig, dass in einer Partnerschaft beide grundsätzlich die gleichen Interessen und Wünsche haben. Wenn das nicht der Fall ist, stirbt irgendwann auch die Sexualität."