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Politik

Bruder beerbt Pakistans Regierungschef

29. Juli 2017

Der Premier stürzte, weil seine Familie in dubiose Finanzaktivitäten verwickelt sein soll. Aber auch sein Nachfolger stammt aus genau dieser Familie: Es niemand anderes als der Bruder von Nawaz Sharif.

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Pakistan Shabaz Sharif
Shabaz Sharif (65), der jüngere Bruder des geschassten Premiers (Archivbild)Bild: picture alliance/dpaEPA/PMLN

Nach der Amtsenthebung von Pakistans Ministerpräsident Nawaz Sharif durch das Oberste Gericht hat die Regierungspartei PML-N ihren neuen Kandidaten für das Amt bestimmt. Nächster Premier der Atommacht soll der jüngere Bruder des Geschassten, Shabaz Sharif, werden. Der 65-Jährige muss in einer Sitzung des Parlaments noch formal gewählt werden.

Die PML-N verfügt über eine Mehrheit der Sitze. Beobachter rechnen daher mit einer reibungslosen Machtübergabe. Nawaz Sharif war am Freitag nach einer einstimmigen Entscheidung von fünf Richtern des Obersten Gerichtes des Amtes enthoben worden. Der Beschluss ging auf Dokumente zurück, die im Zuge der sogenannten Panama-Papers aufgetaucht waren. In den Papieren wurden Namen von Sharifs Kindern, nicht aber sein eigener mit dubiosen Finanzaktivitäten in Verbindung gebracht.

Machtbasis im Punjab

Shabaz Sharif ist der jüngere Bruder von Nawaz und derzeit Regierungschef der größten Provinz des Landes, Punjab, die mehr als 100 Millionen Einwohner hat. Sie gilt als eigentliche Machtbasis des Sharif-Klans. Shabaz' Wahl würde die Fortführung von Nawaz Sharifs Politik garantieren. Um Ministerpräsident zu werden, müsste er allerdings erst Mitglied des Parlaments werden. Deshalb wird es einen Interims-Premier geben: den bisherigen Minister für Petroleum und Natürliche Ressourcen, Shahid Khaqan Abbasi, einen langjährigen Vertrauten von Nawaz Sharif.

Pakistan Jhang - Shahid Khaqan Abbasi im Interview mit Reuters
Shahid Khaqan Abbasi soll die Regierung führen, bis der eigentliche Nachfolger übernimmt (Archivbild)Bild: Reuters/D. Jorgic

Shabaz Sharif hat den Ruf eines kompetenten Verwalters. In Punjab, wo er zum dritten Mal Chef-Minister ist, setzte er große Infrastrukturprojekte für Bildung und Gesundheit um. Und er soll gute Beziehungen zum mächtigen Militär haben. Pikant ist indes sein Privatleben: Die Öffentlichkeit weiß von zwei Ehefrauen, es gibt Gerüchte über weitere Ehen. Polygamie ist in Pakistan erlaubt, aber umstritten. Bis zu vier Frauen darf ein muslimischer Mann offiziell das Ja-Wort geben.

jj/sti (dpa, afp)