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Shell entschädigt Ölpest-Opfer in Nigeria

7. Januar 2015

Sechs Jahre nach zwei verheerenden Ölkatastrophen im nigerianischen Nigerdelta hat sich der Ölkonzern Shell mit den Bewohnern auf Schadenersatzzahlungen von über 70 Millionen Euro geeinigt.

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Ölquelle in Nigeria
Bild: picture alliance/dpa

Der Shell-Konzern zahlt umgerechnet 70 Millionen Euro Schadenersatz für zwei Ölkatastrophen in Nigeria. Darauf verständigte sich das Unternehmen mit der betroffenen Kommune Bodo im Nigerdelta, wie beide Seiten mitteilten. Es ist der höchste außergerichtliche Vergleich, der wegen einer Ölpest in Nigeria je ausgehandelt wurde.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte die betroffenen Nigerianer - vor allem Fischer und Bauern - bei einer Klage gegen Shell vor einem britischen Gericht unterstützt. Der Öl-Multi hatte umgerechnet 38 Millionen Euro angeboten, die Geschädigten forderten mindestens das Zehnfache.

"Der Vergleich ist ein lang erwarteter Sieg für Tausende Menschen, die durch die Ölpest ihre Lebensgrundlage verloren haben", sagte Amnesty-Direktorin Audrey Gaughran. Zugleich kritisierte Gaughran den Konzern dafür, dass er sechs Jahre mit der Einigung gewartet habe.

Wasser und Böden verseucht

Nach Angaben von Amnesty war Shell schon Jahre vor dem ersten Bruch einer Pipeline nahe der Stadt Bodo im August 2008 bekannt, dass die alten Rohre ein hohes Gefährdungspotenzial darstellten. Im Dezember 2008 habe es dann ein zweites Leck gegeben. Mehr als 100.000 Barrel Öl seien unabhängigen Schätzungen zufolge alleine bei der ersten Ölpest ausgelaufen und hätten Wasser und Böden verseucht.

"Shell war bewusst, dass eine solche Katastrophe täglich wahrscheinlicher wurde, und hat nichts dagegen unternommen", kritisierte Gaughran. Dem Konzern warf sie vor, gegen ähnliche Katastrophen in der Zukunft nicht vorzusorgen. Andere Pipelines gleichen Alters im Nigerdelta würden von Shell bis heute genutzt und stellten große Gefahren für Tausende Bewohner dar.

Der außergerichtliche Vergleich sieht vor, dass Shell 25,6 Millionen Euro an die betroffene Kommune zahlt. Weitere 15.600 betroffene Bewohner erhalten je 2.870 Euro von dem Konzern. Anwälte der betroffenen Bauern und Fischer aus dem Ort Bodo, dessen Umgebung nach den Ölkatastrophen schwer verseucht ist, bezeichneten es als "zutiefst enttäuschend", dass der Konzern das Ausmaß des Schadens so lange nicht anerkannt habe.

wen/hb (dpa, rtr, epd)