1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Shell zahlt Millionen-Wiedergutmachung

9. Juni 2009

14 Jahre nach der Hinrichtung des nigerianischen Umweltschützers und Schriftstellers Ken Saro-Wiwa hat sich der Ölkonzern Shell zur Zahlung von 15,5 Millionen Dollar bereiterklärt – und sieht sich trotzdem unschuldig.

https://p.dw.com/p/I5uE
Wiwa auf einer Demonstration (Foto: dpa)
Die Hinrichtung Ken Saro-Wiwas hatte eine Protestwelle gegen Shell ausgelöstBild: picture-alliance / dpa

Nach Angaben eines Anwalts der Opfer, Paul Hoffman, kam die außergerichtliche Einigung auf die 15,5 Millionen Dollar für die Opfer der Ölausbeutung im Niger-Delta am Montag (08.06.2009) unmittelbar vor Beginn eines Prozesses in New York zustande.

Folter, Tod, Shell?

Ein Demonstrant gegen Shell hat sich eine Schlinge aus einem Tankschlauch um den Hals gehängt (Foto: AP)
Proteste gegen Shell in Hamburg 1995Bild: AP

Dem Ölriesen Royal Dutch Shell wird von Hinterbliebenen der Ermordeten vorgeworfen, mit der früheren Militärregierung Nigerias zusammengearbeitet zu haben. Sie bezichtigen Shell, mitverantwortlich für zahllose Menschenrechtsverletzungen, Folter und Hinrichtungen durch das damalige nigerianische Militärregime sowie für schwerste Umweltzerstörungen zu sein.

Shell weist jedes Fehlverhalten im Zusammenhang mit dem Tod Ken Saro-Wiwas und fünf weiterer nigerianischer Aktivisten von sich. Manager Malcolm Brinded erklärte, Shell habe stets betont, dass die Anschuldigungen falsch seien. Gleichwohl gelte es, nach vorne zu blicken und anzuerkennen, dass das Ogoni-Volk gelitten habe.

Vielleicht ein Präzedenzfall

Die Kläger konnten sich auf ein wenig bekanntes US-Gesetz berufen, nach dem sich Unternehmen mit einer umfangreichen Vertretung in den USA überall auf der Welt an US-Gesetze halten müssen. Der Erfolg der Kläger in Nigeria könnte als Präzedenzfall eine ganze Reihe weiterer Klagen gegen andere Firmen wegen Menschenrechtsverletzungen nach sich ziehen.

Menschenrechte Ölindustrie Proteste
Nigerians demonstrate with buckets, execution loops and a ton with the Shell-Symbol in Hannover on Friday, November 8, 1996 to commemorate the death of the Nigerian writer Ken Saro-Wiwa. Saro-Wiwa, an enviromental activist fighting against the Shell engagement in Nigeria, was executed in Nigeria November 10, 1995. The demonstration in Hannover was organized by local human rights groups as part of an international campaign to protest human rights abuse in Nigeria. (AP Photo/Fabian Bimmer)Bild: AP

Einer der Kläger-Anwälte teilte mit, ein Teil des Geldes solle an die Hinterbliebenen der Hingerichteten gehen, ein weiterer an das Ogoni-Volk. Ein Drittel der Summe soll für die Gründung einer Stiftung verwendet werden, die verschiedene Sozialprogramme in Nigeria unterstützt, beispielsweise die Alphabetisierung von Erwachsenen und die Unterstützung von kleinen Unternehmen.

Proteste nach der Hinrichtung

Der Schriftsteller und Umweltaktivist Ken Saro-Wiwa hatte einen gewaltfreien Protest gegen Umweltzerstörung und für mehr Rechte für das Ogoni-Volk im Niger-Delta angeführt. Er warf Shell vor, die Umwelt zu verseuchen und zu Menschenrechtsverletzungen zu schweigen. Seine Bewegung Mosop kämpfte unter anderem für die Beteiligung an den Gewinnen aus der Erdölförderung. 1993 zwang die Bewegung Shell dazu, Ölförderanlagen im Ogoni-Land im Niger-Delta aufzugeben.

Saro-Wiwa wurde schließlich vom damaligen nigerianischen Militär-Regime vor Gericht gestellt. Er und acht seiner Mitstreiter wurden in einem von Menschenrechtsorganisationen als Farce bezeichneten Prozess zum Tode verurteilt. Am 10. November 1995 wurden sie hingerichtet. Die Vollstreckung des Gerichtsurteils hatte eine internationale Protestwelle und Forderungen nach einem Boykott des Mineralölkonzerns Shell ausgelöst. (sam/wl/dpa/rtrs/ap)