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Sherpas geleiten zum Gipfel

Rolf Wenkel24. Juni 2002

Wenn die Regierungschefs der G8-Staaten zum Meinungsaustausch zusammenkommen, ist die Hauptarbeit schon getan: Gipfeltreffen bedürfen einer ausgeklügelten Vorbereitung.

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Kanadische GipfellandschaftBild: AP

Die Entwicklung von den ersten informellen Kamingesprächen im Schloss Rambouillet in der Nähe von Paris bis hin zu den Massenspektakeln von Köln und Genua zeigt: Die Gipfeltreffen der G7 und später G8 sind längst keine reinen Wirtschaftsgipfel mehr, sie sind "politischer geworden, enger orientiert am globalen krisenhaften Tagesgeschehen", wie es Michael Schmunk vom Auswärtigen Amt in der Zeitschrift "Internationale Politik" formuliert.

Breites Themenspektrum

Immer neue Themenfelder wurden an die acht Staats- und Regierungschefs herangetragen, von der Entwicklungspolitik über Schuldeninitiativen, Umwelt und Weltklima, Terrorismus und internationale Kriminalität bis hin zu regionalen Wirtschaftskrisen und Konfliktherden.

Die Konsequenz daraus: Jeder Gipfel muss arbeitsteilig vorbereitet werden. So treffen sich neben den Staats- und Regierungschefs heutzutage auch regelmäßig die Außen- und Finanzminister, aber auch die Innen-, Umwelt- und Entwicklungsminister.

Abstimmung zwischen den Gipfeln

Die politischen Beamten unter der Ebene der Minister stehen im Prinzip das ganze Jahr über miteinander in Kontakt; ebenso die Beauftragten zur Vorbereitung der Gipfel - die so genannten Sherpas. So wie der nepalesische Sherpa mit seiner Ortskenntnis den Bergsteigern auf den Gipfel im Himalaya hilft, treffen sich die politischen Sherpas regelmäßig, um Tagesordnung, Themen und Entscheidungen des Gipfels vorzubereiten.

Das kann mitunter sehr schnell gehen: So wurde zum Beispiel auf dem Gipfel in Genua 2001 ein mit 1,9 Milliarden Dollar ausgestatteter Globaler Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria beschlossen - die Abstimmung zwischen den Regierungen hatten die Sherpas zuvor in wenigen Wochen bewältigt. Gipfeltreffen sind also das Ergebnis eines regelmäßigen politischen Austausches zwischen den Gipfeln. An diesem Prozess werden seit einigen Jahren immer stärker auch die so genannten Nichtregierungsorganisationen (NGO´s) beteiligt, die Anregungen zu neuen Themenfeldern geben.

Informeller Charakter

Der Vorsitz der Gruppe der Acht wechselt jedes Jahr. Gastgeber Kanada versucht mit dem abgelegenen Bergort Kananaskis in den Rocky Mountains nicht nur, die Gipfelteilnehmer von allzu viel Rummel und Demonstrationen fern zu halten. Die kanadische Präsidentschaft will dem Treffen auch etwas von dem intimen und informellen Charakter der früheren Jahre zurück geben. So ist die Zahl der Delegationsmitglieder, die ihren Chef begleiten dürfen, dieses Jahr streng begrenzt: Auf maximal 25 Personen.