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Sicher, aber nicht sorgenfrei

Werner Sabiers29. Mai 2003

Laut der britischen Regierung gibt es in Großbritannien keine Rentenkrise. Ein sorgenfreies Rentenalter ist deshalb allerdings noch nicht garantiert.

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Jeder Brite erhält eine Staatsrente im AlterBild: AP

Das britischen Rentensystem basiert auf einer anderen Grundlage als in den übrigen EU-Ländern. Zwar zahlen auch die Briten Beiträge zur Sozialversicherung, 11 Prozent vom Bruttoverdienst, und erwerben hiermit einen Rentenanspruch. Doch die Rente wird nicht aus einem spezifischen Rententopf, sondern ausschließlich aus Steuermitteln gezahlt.

Große Sprünge kann man mit der Staatsrente allerdings nicht machen. Sie beläuft sich auf etwa 100 Euro in der Woche. Wer außer dieser Staatsrente keine weiteren Einnahmen hat, profitiert von der Minimum-Einkommensgarantie, die ihm weitere fünfzig Euro in der Woche garantiert - zu wenig, um angesichts des britischen Priesniveaus existieren zu können. Auch die Regierung unter Tony Blair hat erkannt, dass man mit diesen Mitteln schlecht leben kann. Sozialminister Alistair Darling musste der Bevölkerung nahelegen, in eine sogenannte "Stakeholder Pension" einzuzahlen - einen zusätzlichen Rentenfonds, der von den Arbeitgebern oder von privaten Versicherungsgesellschaften verwaltet wird.

Kein Vertrauen in private Versicherungen

Die "Stakeholder Pension" ist für die etwa 25 Prozent der Briten gedacht, die keinen Anspruch auf eine betriebliche oder private Zusatzrente haben. Doch nur wenige machen bislang von dieser Möglichkeit Gebrauch. Es fehle an dem notwendigen Vertrauen, wie Ned Gazalet, Rentenexperte der Beratungsfirma Cazalet Consulting sagt. Die Krise der privaten Rentenversicherer habe die Leute abgeschreckt.

Die Leute haben sich einfach nicht vorstellen können, dass die Aktienkurse zwei, drei oder vier Jahre hintereinander fallen würden. Denn die Beiträge für eine private Zusatzrente wurden überwiegend in Aktien angelegt, und nachdem die Aktienkurse ins Bodenlose fielen, flatterten den Beitragszahlern unangenehme Briefe ins Haus. Nun sind die Menschen zumindest verunsichert, manche stehen sogar vor dem Scherbenhaufen ihrer Lebensplanung. "Ich dachte, ich könnte im Alter von 55 Jahren in den Ruhestand treten, doch der Wert meines Rentenfonds hat etwa 15 bis 20 Prozent abgenommen", sorgt sich ein Brite.

Zusatzrenten weniger als die Hälfte wert

Ein Verlust um zwanzig Prozent ist aber noch vergleichsweise glimpflich. Fast 75 Prozent der Bevölkerung haben sich auf Zusatzrenten von ihren privaten Rentenversicherern verlassen - und diese gingen nicht um 15 bis 20 Prozent, sondern um durchschnittlich 55 Prozent zurück. Da ist es wenig tröstlich, dass die Staatsrente weiterhin sicher ist.