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Sicherer, tödlicher, besser

Daniel Scheschkewitz13. Februar 2003

Moralisch und politisch könnten die USA bei einem Krieg gegen den Irak verlieren. Militärisch vermutlich nicht: Eine US-Armee von 150.000 technologisch hochgerüsteten Soldaten steht einem schwachen Gegner gegenüber.

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Bild: AP

Westliche Experten sind sich einig: In einem militärischen Konflikt mit den USA steht der Irak waffentechnisch auf verlorenem Posten. Zum einen ist die irakische Armee heute nicht mehr so schlagkräftig wie noch vor zwölf Jahren, zum anderen hat die digitale Revolution den Vorsprung der Militärmacht USA noch weiter vergrößert.

Kriegsvorbereitung im Golf
Der US-Flugzeugträger "USS Constellation" kreutzt bereits seit Wochen in der Golf-Region (**DIESES FOTO KÖNNTE DURCH DIE US-ARMEE BEEINFLUSST ODER VERÄNDERT WORDEN SEIN, DA ES ÜBER KOMMUNIKATIONSEINRICHTUNGEN DER US NAVY ÜBERMITTELT WURDE**)Bild: AP

Noch bessere Computer an Bord lassen noch kleinere Ziele aus noch größerer Entfernung, noch genauer, noch sicherer, noch wirkungsvoller unter Beschuss nehmen. "Außerdem sind unsere Möglichkeiten, computergestützte Zieldaten und andere militärische Informationen auch während des Einsatz zu übermitteln, heute viel effektiver als zu Zeiten des letzten Golfkrieges", sagt Anthony Cordesman vom Zentrum für strategische Studien in Washington.

"Intelligente" Waffen

Im Golfkrieg 1991 waren 20 Prozent aller Waffen so genannte "smart weapons" (intelligente Waffen). Und obwohl die amerikanische Luftwaffe auch noch in Afghanistan auf altmodisches "Flächenbombardement" zurückgriff, nimmt die Zahl der "smarten" Waffen deutlich zu. So sind die USA schon im Afghanistankrieg verstärkt zum Computernetz-zentrierten Krieg übergegangen - ein integriertes System, dass alle Kampfflugzeuge, Raketen, Abschussrampen, Präzisionszielsysteme und die Bodentruppen koordiniert. Ein System, dessen einzige Fehlerquelle angeblich die verkehrte Eingabe von Daten ist.

Eine Neuerung im Bereich der Waffentechnologie sind so genannte Hochfrequenzwaffen, die ihr Ziel mit elektromagnetischen Druckwellen penetrieren. "Diese Waffen können mit ihren elektromagnetischen Wellen Antennen und Stromkabel zerstören und bis in die Elektrik von Bunkern eindringen", meint Andrew Koch von der Fachzeitschrift "Jane’s Defence Weekly". So könne man zum Beispiel auch die Produktion von Waffen in unterirdischen Bunkern lahmlegen.

Tarnkappenbomber und Drohnen

Der schon im Kosovokrieg getestete Tarnkappenbomber vom Typ "Stealth" (s. Foto oben), der vom irakischen Radar nicht erfasst werden kann, stellt militärtechnologisch eine weitere Verbesserung gegenüber dem Golfkrieg 1991 dar. Ebenso wie das Raketenabwehrsystem PAC, eine Weiterentwicklung des Patriot-Systems, das eine Wiederholung irakischer Angriffe auf Israel mit Scud-Raketen verhindern soll. Eine weitere Innovation sind Drohnen - unbemannte Flugkörper, die mit Raketen ausgerüstet werden können und die im Jemen bereits zur Liquidierung von El-Kaida-Terroristen eingesetzt wurden. Diese Drohnen können Videoaufnahmen anfertigen und sogar einzelne Personen verfolgen. Mit etwas Glück könnte damit sogar Saddam Hussein aufgespürt werden.

Im Afghanistankrieg konnten die USA erstmals Bomben mit hoher Detonationskraft im Höhlengelände von Tora Bora einsetzen. Bomben, die auch Granit bis zu 15 Meter tief durchdringen können. Diese würde man auch im Irak einsetzen, vor allem wenn es darum geht, die Bunker Saddam Husseins zu zerstören.

Taktik und Motivation

In US-Kreisen gilt es als sicher, dass der Irak über chemische und biologische Waffen verfügt. Die US-Bodentruppen können sich mit einem hochentwickelten Frühwarnsystem und speziellen Schutzanzügen gegen solche Angriffe schützen. Bill Taylor, Rüstungsexperte am "Center for Strategic and International Studies" (CSIS), bezweifelt jedoch, dass die irakischen Militärs diese Waffen einsetzen würden - denn dies wäre mit großer Gewissheit Auslöser eines fürchterlichen Gegenschlages.

Kopfschmerzen dürfte den US-Militärs eher der Gedanke machen, dass sie schon einmal einem Gegner hochüberlegen waren - in Vietnam. Damals besiegten die Vietkong vor allem wegen ihrer besseren Taktik und ihrer hohen Motivation den hochgerüsteten Gegner. Als Taktik haben die Iraker den Rückzug in die Städte postuliert - dort wo im Häuserkampf auch die "smarteste" Waffe wenig ausrichten kann.