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Sicherheitsapp hilft im Katastrophenfall

Daniel Heinrich7. August 2015

Bei einem Chemieunfall in Hamburg sind 19 Menschen verletzt worden. Zwei liegen auf der Intensivstation. Wie verhält man sich bei Katastrophen wie dieser? Sicherheitshinweise auf dem Handy können helfen.

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Handy mit Katwarn-Meldung
Bild: Arnd Riekmann

Hamburg, in der Nacht auf Freitag: auf dem Gelände einer Chemiefirma tritt ätzende Lauge aus. 20 Menschen werden verletzt, ein Hotel muss evakuiert werden. Anwohner sind verunsichert, wie sie sich verhalten sollen. Chemieunfälle wie dieser sind in Deutschland zum Glück selten. Es kommt daher nicht wirklich oft vor, dass Bürger darauf angewiesen sind, sich selbst zu schützen. Wenn allerdings ein echter Notfall eintritt, ein Chemieunfall also oder auch eine Naturkatastrophe, dann sind viele Menschen überrascht und wissen nicht, wie sie reagieren sollen. Die Arbeit von Polizei und Feuerwehr wird dadurch zusätzlich erschwert.

Sicherheitssysteme wie Katwarn können in solchen Fällen helfen. Der Name steht als Abkürzung für Katastrophenwarnung. Gleich auf mehrere Wegen wird der Nutzer über die Katastrophe informiert: Entweder per SMS, in der vorinstallierten App oder per E-Mail heißt es dann kurz und knapp: "Meldung der zuständigen Behörde - Bevölkerungswarnung: Chemieunfall - Postleitzahl: 22085 - gültig ab sofort." Bei der App erscheint zusätzlich eine Karte mit dem betroffenen Gebiet.

Fredrik von Erichsen/dpa
Auf Smartphones sind die betroffenen Gebiete gut erkennbar.Bild: picture-alliance/dpa/F. Erichsen

Die Gefahrenzonen sind farbig markiert. Gekoppelt ist die Nachricht mit einem Hinweis, wie man sich zu verhalten hat: Im Hamburger Fall bedeutete dies, dass die Bewohner aufgefordert wurden, Fenster und Türen zu schließen.

Mit der Postleitzahl aus der Katastrophe

Die Ursprungsversion der App läuft schon seit 2010. Entwickelt wurde sie von einem Fraunhofer-Institut. Sicherheitsexperte Ortwin Neuschwander erklärt im DW-Gespräch die Idee hinter dem System: "Katwarn ist ein Bevölkerungswarnsystem, das an Postleitzahlen gekoppelt ist." Das führe dazu, so der Experte weiter, "dass die unmittelbar Betroffenen von der Katastrophe in Kenntnis gesetzt werden." Damit das System reibungslos laufen kann, ist eine Kooperation mit den Städten und Kreisen notwendig. Ortwin Neuschwander: "Für 15.000 Euro kann sich jeder Kreis, jede Stadt an das System anschließen lassen. Dadurch gehen die Nutzungsrechte auf den betreffenden Landkreis über." Dieser entscheidet dann wo, wann und wie in bestimmten Situationen reagiert werden soll. Vor allem bei Großbränden, Stromausfall, Sturm oder Hochwasser gibt es eine Warnung auf das Smartphone eines angemeldeten Nutzers.

Brand in der Stadt, Sturm im Bund

Wenn es um die Weiterleitung von Informationen geht, gibt es allerdings noch Verbesserungsbedarf: Denn die Warnung vor Katastrophen und schweren Unfällen ist in Deutschland dezentral geregelt. Über Stromausfälle und Großbrände etwa informieren die Landkreise oder kreisfreien Städte. Auf der anderen Seite werden Unwetterwarnungen vor schweren Stürmen und Gewittern bundesweit von den Wetterdiensten herausgegeben.

Und es gibt in Deutschland vor allem auf dem Land noch Versorgungsengpässe bei Katwarn, sagt Ortwin Neuschwander: "Bisher sind wir vor allem in den Metropolregionen Berlin, Hamburg, München vertreten." Insgesamt könne man so deutschlandweit 20 Millionen Nutzer erreichen. Katwarn scheint sich jedoch weiter auszubreiten. Im Januar hat Rheinland Pfalz das System als erstes Flächenland eingeführt. Und bei den Apps liegt das System ganz vorne. Über eine Million User haben sich das Tool schon heruntergeladen.