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Sicherheitsexperte: "Viel Frustration bei Reisenden"

Stephanie Höppner 7. Juli 2014

Aus Angst vor Sprengsätzen will die USA nicht aufgeladene elektronische Geräte an Bord von Flugzeugen verbieten. Aus Sicht des Sicherheitsexperten Tim van Beveren ist aber auch besseres Personal von Nöten.

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Tim van Beveren, Experte für Flugsicherheit. (Foto: privat).
Bild: tvbmedia/renate debus-gohl

DW: Nicht aufgeladene Mobiltelefone oder Laptops sollen künftig bei Flügen in die USA zu Hause bleiben. Wozu dient diese Regelung?

Van Beveren: Eine ähnliche Kontrolle gab es bereits. Es kommt immer wieder vor, dass Passagiere aufgefordert werden, ihre elektronischen Geräte einzuschalten, so dass man sehen kann, ob sie auch wirklich ordnungsgemäß arbeiten. Häufige Antwort: Der Akku ist gerade leer. Die Sicherheitskraft kann so aber nicht kontrollieren, ob das Gerät eine Attrappe ist - und der Akku Plastiksprengstoff - oder ob es ungefährlich ist. Die Leute sollen also ihre Handys und Laptops einschalten können. Damit kann sich dann der Sicherheitsbeamte überzeugen, dass das Gerät ordnungsgemäß arbeitet. Und wenn daran Zweifel bestehen, kann man es nochmal einem gesonderten Test unterziehen.

Was bedeutet das für die Passagiere? Muss ich mir Sorgen um mein Mobiltelefon machen?

Wenn ich mein elektronisches Gerät wie etwa mein iPhone oder mein iPad mit an Bord nehme, um mir dann einen Film anzuschauen oder Zeitung zu lesen, muss ich mir auch ein entsprechendes Ladegerät mitnehmen. Denn wenn ich mich gerade auf einem Flug von Deutschland in die USA befinde, dann ist am Ende des Fluges der Akku leer. Und wenn ich dann dort auf einem Flughafen stehe, wieder in einen Inlandsflug einchecken möchte, durch die Sicherheitskontrolle gehe und das Gerät ist nicht aufgeladen, riskiere ich einfach, dass ich es dann zurück lassen muss - und nicht wieder zurück bekomme. Das heißt: Ladegeräte, die notfalls auch an Bord funktionieren, sollten besser mitgenommen werden. Aber das nächste Problem ist natürlich: Nicht jeder Economy Class-Sitz ist mit einer solchen Stromversorgung ausgestattet. Das gibt es meist nur in der Business oder First Class. Und man kann auch nicht davon ausgehen, dass man bei jedem Flughafen mal eben an eine Steckdose kann. Die einzige Möglichkeit, die ich dann vielleicht noch habe, ist: Ich gehe nochmal aus der Sicherheitskontrolle raus, zum nächsten Postschalter und schicke es mir dann selber zu. Das hängt natürlich auch davon ab, wieviel Zeit ich mitbringe. Das ganze Prozedere wird sicherlich zu viel Frustration bei den Leuten führen.

Die USA warnen vor Sprengstoff in Handys: Wie groß ist denn die Gefahr?

Ich brauche nur an einer kritischen Stelle ein Loch in die Außenwand zu reißen, um das Flugzeug und die Insassen in Gefahr zu bringen. Dafür bedarf es nur einer kleinen Menge - etwa die, die in ein iPhone passt, wenn ich den Akku austausche. In einem funktionierenden Handy - also mit Akku - wäre kein Platz für Sprengstoff. Auch die Gefahr bei aufgegebenem Gepäck ist etwas geringer. Denn es ist äußerst schwierig eine Bombe zu zünden, wenn das Handy aus ist. Zudem habe ich das hohe Risiko, dass der Koffer durchleuchtet wird. Das passiert heutzutage eigentlich mit allen Gepäckteilen, vor allem an sensitiven Flughäfen. Gerade die USA und Israel sind da sehr penibel.

Können die US-Amerikaner denn einfach die Sicherheitsbestimmungen an europäischen Flughäfen bestimmen?

Es hängt davon ab, wo der Flug hingeht - die Sicherheitsbehörden arbeiten international eng zusammen. Es ist davon auszugehen, dass die Amerikaner auf die Durchsetzung bestehen. Es sind Anweisungen, die sich aufgrund der Gefährdungslage ergeben. Die Airlines sind dann verpflichtet, solche Bestimmungen sofort umzusetzen. Ansonsten kann ein betroffenes Land den Verkehr mit dieser Airline einfach untersagen. Es geht ja hier auch um hoheitliche Rechte.

Seit einigen Jahren sind an Bord spitze Gegenstände und Flüssigkeiten verboten, nun "leere" Handys: Auf welche Sicherheitskontrollen müssen wir uns künftig einstellen?

Das hängt davon ab, was die etwas in Verruf gekommenen Geheimdienste in Erfahrung bringen. Es ist schon heute so, dass Buchungen in die USA durchleuchtet werden. Ich kann nicht einreisen, bevor ich nicht eine entsprechende Genehmigung beantragt habe. In den USA ist es zudem gang und gäbe Körperscanner einzusetzen - im Gegensatz zu den Metalldetektoren in Deutschland. So lange wir eine entsprechende Bedrohungslage haben, wird es in diese Richtung weitergehen.

Auch die Israelis sind sehr erfolgreich in ihrer Art der Sicherheitskontrollen. Anders als bei uns, wo Leute willkürlich herausgezogen werden, sind die dortigen Sicherheitskräfte sehr geschult. Dieses System hat sich bewährt. Die israelische Fluggesellschaft El Al hatte - obwohl sie sicherlich zu den am stärksten gefährdeten Airlines gehört - noch keinen Fall, wo ein Anschlag geglückt wäre. Das ist sicherlich etwas, wovon auch wir etwas lernen können. Ob sich das bewerkstelligen lässt mit unseren Sicherheitskräften, wage ich zu bezweifeln. Das sind keine Beamte der Bundespolizei, sondern ausgelagerte Kräfte, die teilweise noch nicht einmal Mindestlohn bekommen.

Tim van Beveren ist unter anderem als Fachjournalist für Technologie und Luftverkehr sowie als Berater für Flugsicherheitsfragen tätig.

Das Gespräch führte Stephanie Höppner.