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Sieben fette Jahre

Rolf Wenkel25. August 2008

Investitionen sind weltweit seit 2001 deutlich gestiegen. Auch Entwicklungsländer verzeichneten ein Plus von 240 Prozent. Allerdings sind sie auf niedrigem Niveau gestartet und unterscheiden sich nach Regionen deutlich.

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Zwei Bauarbeiter auf dem Gerüst einer Baustelle (Foto: AP)
Investitionen in neue Fabriken bringen die Wirtschaft voranBild: AP

Neue Fabriken, neue Schienen und Straßen, neue Flughäfen – die ganze Welt rüstet sich mit einem massiven Investitionsboom für die Zukunft. In diesem Jahr werden weltweit Investitionen in der Größenordnung von 14.000 Milliarden Dollar getätigt, schätzt der Weltwährungsfonds (IWF). Das ist mehr als doppelt so viel wie 2001. Und das Erfreuliche dabei ist: Von den Schwellen- und Entwicklungsländern geht die größte Dynamik aus.

Michael Grömling ist zuständig für makroökonomische Grundsatzfragen beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Er hat endlose Zahlenkolonnen des IWF zum Welthandel und zum globalen Investitionsvolumen analysiert. Und das hat einen einfachen Grund: Deutschland erwirtschaftet 47 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts mit Exporten - und von denen sind fast die Hälfte Investitionsgüter. Wird in der Welt kräftig in neue Fabriken und Anlagen investiert, profitiert die deutsche Wirtschaft davon stärker als alle anderen.

Hohe Wirtschaftsaktivität

Die Gründe für diesen Investitionsboom liegen für Grömling auf der Hand: "Wir befinden uns derzeit in einer der besten weltwirtschaftlichen Situationen. Die letzten Jahre waren geprägt von einer sehr hohen weltwirtschaftlichen Wirtschaftsaktivität, von einem boomenden Welthandel." In vielen Regionen der Welt werde in Infrastruktur und neue Produktionsanlagen investiert. "Das hat natürlich die Investitionstätigkeit kräftig belebt", sagt der Wirtschaftsexperte.

Hinzu kommt, dass viele Länder, insbesondere rohstoffreiche Schwellenländer, ihre steigenden Einnahmen klug nutzen, indem sie in die Zukunft investieren. So kommt es, dass sich die Gewichte bei den Investitionen langsam verschieben: Das Gros der Investitionen entfällt nach wie vor auf die weiter entwickelten Volkswirtschaften, aber die Dynamik kommt eindeutig von den Schwellen- und Entwicklungsländern. "Hier sieht man einen gewaltigen Aufholprozess", meint Grömling. "Insbesondere die asiatischen Länder geben hier den Takt vor."

Ein Plus von 240 Prozent bei Entwicklunsländern

Um fast 70 Prozent haben die Industrieländer in den vergangenen sieben Jahren ihre Investitionen gesteigert. Die Schwellen- und Entwicklungsländer erzielten im gleichen Zeitraum sogar ein Plus von 240 Prozent. Damit hat sich der Anteil der ärmeren Nationen am globalen Investitionsbudget innerhalb von sieben Jahren von 23 auf 38 Prozent erhöht.

Allerdings gibt es beim Neu- und Ausbau von Fertigungsanlagen, Firmengebäuden und Verkehrs- und Versorgungsnetzen große regionale Unterschiede, sagt Grömling vom Institut der deutschen Wirtschaft. "Wir sehen einen gewaltigen Investitionszyklus in Asien. Andere Regionen wie der Nahe Osten oder die rohstoffreichen Länder konnten in den letzten Jahren auch einen Teil der Rohstoffeinnahmen heranziehen, um Investitionen zu tätigen." Auf der anderen Seite gebe es die Probleme in Afrika. Hier würden nur die rohstoffreichen Länder bei den Investitionen etwas aufholen. Relativ wenig getan hat sich in Mittel- und Südamerika.

Investitionen in die Zukunft

Je höher der Investitionsanteil an der gesamten Wirtschaftsleistung eines Landes ist, desto besser rüstet sich ein Land für die Zukunft. Besonders vorausschauend sind dabei die asiatischen Länder von Bangladesch über China und Indien bis Vietnam. Sie geben 38 Prozent ihrer gesamten Wirtschaftsleistung für Investitionen aus. Ganz anders dagegen Mittel- und Südamerika: Hier stieg die Investitionsquote seit 2003 lediglich um knapp drei Prozentpunkte auf 21 Prozent. Auf die Region zwischen Karibik und dem Kap Hoorn entfallen damit nur gut sechs Prozent des globalen Investitionsvolumens.