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Siemens will sich neu erfinden

8. Dezember 2015

Der Elektrokonzern Siemens will mit einer kräftigen Aufstockung seiner Forschungs- und Entwicklungsausgaben sein Wachstum voranbringen. Dazu sollen 400 neue Stellen geschaffen werden.

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Deutschland Siemens Jahrespressekonferenz Joe Kaeser
Bild: picture-alliance/dpa/G. Fischer

Siemens stockt seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf. Der Technologiekonzern will im laufenden Geschäftsjahr bis Ende September 4,8 Milliarden Euro für Innovationen ausgeben, rund 300 Millionen Euro mehr als zuletzt. Rund 400 neue Stellen in der Forschung sollen geschaffen werden, davon 300 in China und 100 in Garching bei München, kündigte Vorstandschef Joe Kaeser (Artikelbild) am Dienstag in München an. Zudem will Siemens in den nächsten drei Jahren einen mit 100 Millionen Euro ausgestatteten "Innovationsfonds" schaffen, mit dem kreative Ideen der Mitarbeiter "gefördert und in wirtschaftlichen Nutzen umgesetzt" werden sollen.

Unter dem Arbeitstitel "Innovation AG" etabliert das Unternehmen deshalb eine Einheit, die in einem Start-up-Umfeld Freiräume zum Experimentieren und zum Wachsen bieten soll. Sie soll sich außerdem als Berater, Förderer und als eine Art Risikokapitalgeber für Geschäfts- oder Projektideen verstehen, die sich unabhängig vom Stammgeschäft entfalten sollen - eben unter Gründerbedingungen.

Mäßige Markterfolge

Vor allem im Geschäft mit Digitalisierung, Automatisierung und dezentraler Energietechnik will Kaeser die Konkurrenz mit Innovationen angreifen. "Innovation ist nie ein Selbstzweck, es ist ein Mittel der Wettbewerbsfähigkeit", sagte Kaeser. "Unser Unternehmen braucht gute Ideen - und wir werden die Voraussetzungen schaffen, dass die Ideen unserer klugen Köpfe innerhalb und außerhalb unseres Unternehmens auch schnell und unkompliziert umgesetzt werden können."

Siemens wagt mit der neuerlichen Offensive einen neuen Anlauf, um sich wieder als einfallsreicher Ingenieurkonzern zu positionieren. Kaesers Vorgänger Peter Löscher hatte vor einigen Jahren bereits Milliarden in Forschung und Entwicklung gesteckt, sich letztlich aber angesichts des mäßigen Markterfolgs der Tüfteleien aus seinem Haus ernüchtert gezeigt.

"Forschung im 21. Jahrhundert kann und darf nicht im Elfenbeinturm stattfinden", sagte Technikvorstand Siegfried Russwurm. "Die Zeit der Tüftler, die im stillen Kämmerlein Ideen für die Zukunft entwickeln, ist vorbei." Heute sei eine neue, offene Art der Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Innovationen erforderlich.

Neues Forschungszentrum in Garching

Im Bereich der Forschung werde Siemens seine Zusammenarbeit mit Top-Universitäten ausbauen, heißt es weiter. Dafür werde der Konzern in Garching bei München einen neuen Forschungsstandort auf dem Gelände der Technischen Universität München (TUM) gründen. Dort sollen über 100 Wissenschaftler von Siemens mit Forschern der TUM zusammenarbeiten. Die Forschungsschwerpunkte sollen von IT-Sicherheit bis hin zu Autonomen Systemen reichen.

Zuletzt war Siemens auf einzelnen Technologiefeldern in Rückstand gegenüber Rivalen wie GE und ABB geraten. Insbesondere im Bereich der Stromerzeugungstechnik zogen die Konkurrenten an Siemens vorbei. Im Geschäft mit Stromtrassen erzielten die Münchner indes einen Markterfolg, nachdem sie auf dem Gebiet in den vergangenen Jahren vor allem mit verpatzten Hochseeprojekten aufgefallen waren. Die Netzbetreiber Amprion und TransnetBW bestellten bei Siemens Technik für eine deutsche Gleichstromautobahn von der Küste nach Süden im Gesamtwert von 900 Millionen Euro. Die Order ist ein Achtungserfolg für Siemens, nachdem Energieversorger und Netzfirmen solche Gleichstromtrassen vor allem bei der Schweizer ABB in Auftrag gegeben hatten.

wen/ul (dpa, rtrd)